Lüneburg
und aller heiligen, wie der Herr Christus Luce
10. cap. [16] lehret, da ehr sagt: Der euch höret,
der höret mich selbst, wer euch vorachtet, der
vorachtet mich selbst, wer aber mich vorachtet,
der vorachtet den, der mich gesandt hat, das ist
Godt selber. Item Johan. 20 [21—23]: Gleich wie
mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch,
nemet hin den heiligen Geist, welchen ihr die
sunde erlassen, den seind sie erlassen, und wel-
chen ihr sie behaltet, den seind sie behalten.
Item Matth. 18. cap. [18]: Warlich, ich sage euch,
was ihr auf lerden binden werdet, soll auch im
himmel gebunden sein, und was ihr uff erden
lösen werdet, soll auch im himmel loß sein. Wie
es auch D. Martinus Lutherus in seinem buche
Von den schlusseln gar lieblich und fein aus-
legt 14: Bindet ihr und löset uff erden, so will
ich mitbinden und lösen im himmel. Thuet ihr
der schlussel werk, so will ichs auch thuen. Ja,
wen ihrs thuen, so soll es gethon sein etc. Item:
Es soll einerley werk sein, meins und euers,
nicht zweyerley. Thuet euer werk, so istmeines
schon geschehen. Bindet 'und löset ihr, so hab ich
schon gebunden und gelöset, item: Petrus mund
ist mein mund, und seine zunge ist meine zunge,
ist meiner schlussel beutel, sein ampt ist mein
ambt, sein binden ist mein binden, sein lösen ist
mein lösen etc. — Und wen solch urtheil gehet,
so ists eben soviel als urthielte [!] Christus selbst,
und wo ehr so bleibet, so ist ehr gewislich
ewiglich vordambt, den das solch binden gewis-
lich kreftig ist, befindet sich auch im werke
selbs, wie die kirchenhistorien ausweysen und
bezeugen; dan da der heilige Ambrosius des
Stilliconis schreiber propter falsi crimen vor-
bannet hat, da ist ehr besessen geworden et sta-
tim post Ambrosii vocem furere coepit exagi-
14 Von den Schlüsseln. 1530; WA 30 II, S. 497 f.
Gekürztes Zitat.
15 Vgl. Paulinus, Vita Ambrosii, 43; MSL 14,42.
16 Eine solche Stelle wie die hier folgende fin-
det sich in Ep. XCIII ad Vincentium nicht.
tatus a diabolo 15, und sagt der Augustinus in
epistola ad Vinoentium 16: Gleichwie ein glied,
wens abgeschnitten wird vom leibe eins leben-
digen menschen, nicht kan den geist des lebens
behalten, also auch ein mensch, wen ehr wird
abgeschnitten vom leibe Christi des gerechten,
der kan in keinem wege den geist der gerech-
tigkeit behalten, darumb solche kirchenzucht
sehr zu fruchten ist.
Doch soll dieselbe nicht zu einmahnung der
pfenning oder anderer schult oder sunsten zu
weltlichen hendelen und sachen, wie in papatu
geschehen ist, gebraucht, sondern allein die rei-
nigkeit in der lehre und richtigkeit im leben
damit erhalten werden.
Es soll darzu auch nichts ex privatis affecti-
bus, nichts aus liebe oder leid geschehen, son-
dern soll damit allein Gottes ehere und der leute
heil und seligkeit gesucht werden.
Auch soll darin nichts leichtfertigerweyse aus
bösem argwon furgenohmmen werden, damit
nicht clavis errans daraus werde, wie in papatu
geschehen ist, sondern soll alles mit besonderem
beaacht und fursichtigkeit aus gutem grunde ge-
schehen.
Und soll vor allen dingen mit sonderm vleisse
grosse acht darauf gegeben werden, das man
]e nicht mehr damit vorstöre als erbaue oder
böses dan guts anrichte und stifte.
Es soll auch nicht solcher falscher wahn dar-
ahn gehenget werden, als konte man mit dem
werke des kirchengehorsambs 'ahn ihm selberdie
gnade Gottes erwerben, vorgebung der sunden
vordienen und ewige saligkeit erlangen, wie es
die papisten satisfactiones canonicas genennet
haben etc., damit die reine lehre vorfelschet,
das vordienst Christi geschmelert und der glaube
Es wird hier aber die Gesamtintention des
Briefes zum Ausdruck gebracht. Vgl. Ep.
XCIII; MSL 33, 321 ff. CSEL 34, 2, 445 ff„ dazu
auch Ep. CXLI ad Donatistas, 5; MSL 33,579.
CSEL 44,238.
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und aller heiligen, wie der Herr Christus Luce
10. cap. [16] lehret, da ehr sagt: Der euch höret,
der höret mich selbst, wer euch vorachtet, der
vorachtet mich selbst, wer aber mich vorachtet,
der vorachtet den, der mich gesandt hat, das ist
Godt selber. Item Johan. 20 [21—23]: Gleich wie
mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch,
nemet hin den heiligen Geist, welchen ihr die
sunde erlassen, den seind sie erlassen, und wel-
chen ihr sie behaltet, den seind sie behalten.
Item Matth. 18. cap. [18]: Warlich, ich sage euch,
was ihr auf lerden binden werdet, soll auch im
himmel gebunden sein, und was ihr uff erden
lösen werdet, soll auch im himmel loß sein. Wie
es auch D. Martinus Lutherus in seinem buche
Von den schlusseln gar lieblich und fein aus-
legt 14: Bindet ihr und löset uff erden, so will
ich mitbinden und lösen im himmel. Thuet ihr
der schlussel werk, so will ichs auch thuen. Ja,
wen ihrs thuen, so soll es gethon sein etc. Item:
Es soll einerley werk sein, meins und euers,
nicht zweyerley. Thuet euer werk, so istmeines
schon geschehen. Bindet 'und löset ihr, so hab ich
schon gebunden und gelöset, item: Petrus mund
ist mein mund, und seine zunge ist meine zunge,
ist meiner schlussel beutel, sein ampt ist mein
ambt, sein binden ist mein binden, sein lösen ist
mein lösen etc. — Und wen solch urtheil gehet,
so ists eben soviel als urthielte [!] Christus selbst,
und wo ehr so bleibet, so ist ehr gewislich
ewiglich vordambt, den das solch binden gewis-
lich kreftig ist, befindet sich auch im werke
selbs, wie die kirchenhistorien ausweysen und
bezeugen; dan da der heilige Ambrosius des
Stilliconis schreiber propter falsi crimen vor-
bannet hat, da ist ehr besessen geworden et sta-
tim post Ambrosii vocem furere coepit exagi-
14 Von den Schlüsseln. 1530; WA 30 II, S. 497 f.
Gekürztes Zitat.
15 Vgl. Paulinus, Vita Ambrosii, 43; MSL 14,42.
16 Eine solche Stelle wie die hier folgende fin-
det sich in Ep. XCIII ad Vincentium nicht.
tatus a diabolo 15, und sagt der Augustinus in
epistola ad Vinoentium 16: Gleichwie ein glied,
wens abgeschnitten wird vom leibe eins leben-
digen menschen, nicht kan den geist des lebens
behalten, also auch ein mensch, wen ehr wird
abgeschnitten vom leibe Christi des gerechten,
der kan in keinem wege den geist der gerech-
tigkeit behalten, darumb solche kirchenzucht
sehr zu fruchten ist.
Doch soll dieselbe nicht zu einmahnung der
pfenning oder anderer schult oder sunsten zu
weltlichen hendelen und sachen, wie in papatu
geschehen ist, gebraucht, sondern allein die rei-
nigkeit in der lehre und richtigkeit im leben
damit erhalten werden.
Es soll darzu auch nichts ex privatis affecti-
bus, nichts aus liebe oder leid geschehen, son-
dern soll damit allein Gottes ehere und der leute
heil und seligkeit gesucht werden.
Auch soll darin nichts leichtfertigerweyse aus
bösem argwon furgenohmmen werden, damit
nicht clavis errans daraus werde, wie in papatu
geschehen ist, sondern soll alles mit besonderem
beaacht und fursichtigkeit aus gutem grunde ge-
schehen.
Und soll vor allen dingen mit sonderm vleisse
grosse acht darauf gegeben werden, das man
]e nicht mehr damit vorstöre als erbaue oder
böses dan guts anrichte und stifte.
Es soll auch nicht solcher falscher wahn dar-
ahn gehenget werden, als konte man mit dem
werke des kirchengehorsambs 'ahn ihm selberdie
gnade Gottes erwerben, vorgebung der sunden
vordienen und ewige saligkeit erlangen, wie es
die papisten satisfactiones canonicas genennet
haben etc., damit die reine lehre vorfelschet,
das vordienst Christi geschmelert und der glaube
Es wird hier aber die Gesamtintention des
Briefes zum Ausdruck gebracht. Vgl. Ep.
XCIII; MSL 33, 321 ff. CSEL 34, 2, 445 ff„ dazu
auch Ep. CXLI ad Donatistas, 5; MSL 33,579.
CSEL 44,238.
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