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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006 — 2006

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I. Das Geschäftsjahr 2006
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Antrittsreden
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Frisch, Wolfgang: Antrittsrede vom 15. Juli 2006
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https://doi.org/10.11588/diglit.66961#0124
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136

ANTRITTSREDEN

Antrittsrede von Herrn WOLFGANG FRISCH
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 15. Juli 2006.


Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Herren Sekretäre,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
über die Wahl zum ordentlichen Mitglied der Heidel-
berger Akademie der Wissenschaften habe ich mich
sehr gefreut. Ich danke Ihnen für die darin zum Aus-
druck kommende Wertschätzung meiner bisherigen
wissenschaftlichen Arbeit. Gerne ergreife ich die Gele-
genheit, mich Ihnen heute vorzustellen:
Ich bin am 16. Mai 1943 in Wernsdorf, einem

kleinen Ort im damaligen Sudetenland in der Nähe
von Karlsbad, geboren. Mein Vater war zum Zeitpunkt meiner Geburt im Russland-
feldzug; mit der Mutter und der Großmutter kam ich nach der Vertreibung in die
Nähe von Erlangen. Hier besuchte ich von 1953-1962 das mathematisch-naturwis-
senschaftliche Gymnasium. Die Lehrer dieser Schule waren hochmotiviert, offen auch
für heikle Diskussionen; viele waren Seminarlehrer, eine Reihe von ihnen war später
als Hochschullehrer tätig. Entsprechend der Ausrichtung der Schule dominierten die
Mathematik und die Naturwissenschaften, ohne dass jedoch Deutsch, Geschichte und
die Sprachen zu sehr in den Hintergrund traten. Mein Interesse galt zwar durchaus
den Naturwissenschaften; Geschichte, Philosophie und auch theologische Probleme,
in die uns ein hervorragender, auch philosophisch sehr kenntnisreicher Theologe ein-
führte, waren für mich indessen mindestens genauso interessant. In der verbleibenden
Zeit konzentrierte ich mich auf meine Violine, die mir im Abiturjahr wegen eines von
mir in der Abiturfeier darzubietenden Mozart-Violinkonzerts fast genauso viel Zeit
abnötigte wie die eigentliche Vorbereitung auf das Abitur.
Das Studium begann mit einer Suche: Der Musiklehrer hätte mich gerne auf
die Münchener Musikhochschule geschickt; der Mathematiker und der Physiker
plädierten für die Naturwissenschaften — und ich hatte das Gefühl, dass mich viel-
leicht doch Recht, Geschichte und Philosophie noch mehr interessierten. So begann
ich zwar mit Mathematik und Physik an der Universität Erlangen, hörte daneben
aber auch Vorlesungen in der rechtswissenschaftlichen und in der philosophischen
Fakultät. Ich merkte dann recht bald, dass das rechtliche Denken und die Diskussi-

on rechtlicher Probleme mit all ihren gesellschaftlichen Hintergründen mir mehr
zusagten. Ich studierte daher von 1962-1966 Rechtswissenschaften in Erlangen,
am Anfang verknüpft mit historischen, philosophischen und politikwissenschaftli-
chen Veranstaltungen. Daneben studierte ich weiter Violine am Nürnberger Konser-
vatorium.

Nach dem Ersten juristischen Staatsexamen war ich zunächst für kurze Zeit
am Strafrechtlichen Institut der Erlanger Juristischen Fakultät tätig, wechselte aber
 
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