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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006 — 2006

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II. Die Forschungsvorhaben
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Berichte über die Tätigkeit der Forschungsvorhaben
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Die Forschungsstellen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
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22. Felsbilder und Inschriften am Karakorum-Highway
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https://doi.org/10.11588/diglit.66961#0219
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Felsbilder und Inschriften am Karakorum Highway

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lender Höhenzug die Grenze, über den die antike Route zur Wegestation von Manro
Das fuhrt. Bario Das besteht aus einer zum Indus leicht abfallenden, mit Geröll
bedeckten Terrasse, die nach Norden durch hohe Felsrippen unterhalb des Bergab-
hangs begrenzt wird. Insgesamt wurden 98 Steine mit 613 Gravuren kartiert, unter
denen sich mehrere prähistorische Darstellungen von größeren Jagdszenen, Wildtie-
ren, Raubvögeln und auch Fuß- und Handabdrücken fanden. Auffallend sind Bilder
von Steinböcken des bitriangulären Stils und Dämonenfiguren, von deren Füßen
große Fußpaare abhängen. Aus der Bronzezeit stammen zwei Gigantenbilder, die in
frontaler Position gesichtslose männliche Figuren mit ausgebreiteten Armen zeigen.
Mit den beiden Zeichnungen sind nun über 50 Beispiele dieser einzigartigen als
Götter, Dämonen oder Schamanen gedeuteten Figuren am oberen Indus vom Dia-
mer-District bis Ladakh bekannt. Der skytho-sakischen Epoche gehören Bilder von
Steinböcken an, die im eurasischen Tierstil ausgefuhrt sind. Ein Fabelwesen steht
Tierbildern des achaemenidischen Stils nahe. Eine wichtige Entdeckung stellt die
über dem Steilabfall zum Indus eingravierte Darstellung eines sitzenden Mannes dar,
wie er in derselben Gestalt, Gewandung und mit einer Trinkschale in der Hand auf
Münzen des Großkönigs Azez erscheint, dessen Herrschaft nach 57 v. Chr. einsetzt.
Dieser Herrscher ist der bedeutendste Vertreter des im 1. Jh. v. Chr. bestehenden
indo-skythischen Reiches, dessen Dynastie mit König Maues beginnt. Die beige-
fügte Inschrift in Kharosthi „Das Ziel vor Augen, den Stupa vor Augen“ weist mög-
licherweise auf einen nahen Stüpa hin. Diese Herrscherdarstellung wiederholt sich
in Chilas, wo sie im Zusammenhang mit Bildern des frühen Stüpa-Typs steht. Diese
stellen damit die ältesten absolut datierten Felsbilder am oberen Indus dar. Die bud-
dhistische Epoche ist insgesamt nur durch etwa 12 Bilder zumeist von Stüpas und
6 Inschriften, davon eine in Kharosthi und fünf in Brähmi, repräsentiert. Der nach-
buddhistischen Zeit gehört die Mehrzahl an Gravuren von Jagdszenen, Wildtieren
und dekorierten runden Scheiben an.
5. Die erneute Begehung der am Südufer des Indus liegenden Terrassen von
Dadam Das-Süd zwischen Gichi (-Campsite) und Hodur-Süd galt der Suche nach
einer von O. von Hinüber veröffentlichten Inschrift des Räjaputra Tärama aus dem
Jahr 692, für die als vage Fundortangabe ‘Hodur am Südufer’ (ANP 5, Nr. 32A) vor-
liegt. Sie muß nun als verschollen gelten. Es konnten zwei Steine mit 5 Gravuren
dokumentiert werden. Eine Darstellung zeigt einen prähistorischen Steinbock, eine
andere eine nachbuddhistische runde Scheibe. Hinzu kommen noch drei Brähml-
Inschriften. Außerdem konnte die Zahl der bisher bekannten Fundstellen am süd-
lichen Indusufer mit der Aufnahme der westlich von Chilas liegenden Stationen um
eine bisher unbekannte Felsbildansammlung vermehrt werden. Sie schließt sich im
Westen direkt an Oshibat an und grenzt an das Turril Nala. Diese Station besteht aus
zwei Teilen, die auf 38 Steinen insgesamt 214 Gravuren ergaben. Die südliche Fels-
bildgruppe wird im Osten von einer Gehöftgruppe, im Süden vom Karakorum
Highway (KKH) mit der Brücke über den tief eingeschnittenen Bachlauf im Osten
begrenzt. 25 Steine tragen insgesamt 142 Gravuren, die sich um drei Rundbauten
(Haus 1 bei Stein 11: 6,30:4,80 m) und eine aus großen Steinen gesetzte, 5,70 zu
5,90 m große Plattform gruppieren. Dargestellt sind Steinböcke, Schraubenziegen,
 
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