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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2023 — 2023(2024)

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Grußwort der Ministerin Petra Olschowski

Die Arbeitsgruppe forscht daher nicht nur zu den klimatologischen Hinter-
gründen der Klimakrise, sondern beleuchtet auch die ökologischen, gesellschaft-
lichen und politischen Dimensionen. Es ist ein ganzheitlicher, interdisziplinärer
und auf die Gesellschaft ausgerichteter Ansatz. Nur so können wir der Komplexi-
tät der Themen und auch der Diversität der Gesellschaft gerecht werden.
Zugleich meine ich zu bemerken, dass sich der Transfer von Wissenschaft zu
Wirtschaft - und umgekehrt - in den letzten Jahren verändert hat, in gewisser Wei-
se einfacher und schneller geworden ist - und an einzelnen Stellen ist die Schnel-
ligkeit auch wichtig. Das alte Misstrauen scheint verschwunden und die Frage, ob
es sich bei einem Forschungsvorhaben um reine Grundlagenforschung handelt
oder um angewandte Forschung ist nicht immer so eindeutig zu beantworten. Wir
haben uns in Baden-Württemberg daher entschieden, fünf Innovationscampus-
Modelle zu zentralen Fragen der Wissenschaft und der Wirtschaft in den Berei-
chen Künstliche Intelligenz, Lebens- und Gesundheitswissenschaften, Mobilität,
Quantentechnologien sowie Nachhaltigkeit auf den Weg zu bringen. Es geht dar-
um, das Miteinander von Universitäten, Universitätskliniken, außeruniversitärer
Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft, zum Beispiel Stiftungen, stärker zusam-
menzubringen und zu intensivieren - und wir sehen, wie gut das funktioniert.
Und ich sage das, obwohl für mich von grundlegender Bedeutung ist, dass
Wissenschaft und Forschung in aller erster Linie Freiheit, Vertrauen, die richtige
Infrastruktur und Zeit brauchen und dass sie sich ihre Partnerinnen und Part-
ner selbst aussuchen müssen. Aber gerade wenn die Lage unklar, umstritten und
unsicher ist, kann die Wissenschaft der Politik helfen, die Gesamtsituation besser
zu verstehen, einzuordnen, zukünftige Entwicklungslinien genauer abzuschätzen,
komplexe Wirkungsmechanismen abzuwägen und Handlungsoptionen zu entwi-
ckeln.
Dabei sind die Begriffe Freiheit, Vertrauen und Zeit durchaus auch Grundlagen
für diesen Dialog. Denn wenn wir den Austausch nur in Krisenzeiten suchen, wird
er nicht glücken. Ich glaube, eine der wichtigsten Regeln für dieses Miteinander
ist, dass wir uns in Freiheit und mit Vertrauen die Zeit nehmen, um diesen Dialog
über lange Phasen miteinander zu führen. Nur dann kann er erfolgreich sein.
Dazu kommt: Auch wenn Wissenschaft berät, liegt - und das muss die
Grundlage aller Beratung sein - die finale Entscheidung in einzelnen Fragen bei
der Politik. Sie steht in der Verantwortung. Aber sie kann diese, so meine ich, in
vielen aktuellen Fragen nur wirklich wahrnehmen, wenn sie auf evidenzbasierten
Entscheidungen beruht. Was sonst sollte Basis für politisches Handeln sein? Das
deutlich klar zu machen, würde vielleicht helfen, die Glaubwürdigkeit in die Poli-
tik wieder zu stärken.
Ich möchte ganz bewusst noch ein Beispiel nennen, dass nicht aus dem Be-
reich der Technologie kommt: Wir ringen im Moment sowohl in der Wissenschaft
als auch in der Politik, in der Wirtschaft und in vielen Feldern unserer Gesellschaft

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