II. Wissenschaftliche Vorträge
Auch bei Anerkennung des Lebenswerks von Ludwig Heilmeyer bleibt kri-
tisch festzuhalten, dass er sich als Persönlichkeit schon während des Nationalsozia-
lismus streng opportunistisch verhielt und stets den Anschluss an die Führungselite
suchte. Im Nachkriegsdeutschland ließ er deutlich ein Unrechtsbewusstsein ver-
missen. Vielmehr bewegte er sich in der frühen Bundesrepublik in einem sozia-
len Netzwerk der ehemaligen NS-Führungselite, in dem er sich stark engagierte.
So setzte er sich für Kriegsverbrecher ein, stellte diese sogar ein und hielt seine
schützende Hand über diese. Die Verdienste jüdischer Kollegen würdigte er nicht,
vielmehr achtete er auch hier primär auf sein eigenes Vorankommen. Heilmeyers
Wirken lässt keine Vorbildfunktion erkennen. Vielmehr sind schon während des
Nationalsozialismus aber auch für die frühe Bundesrepublik erhebliche Belastun-
gen seiner Person zu konstatieren. Am Beispiel von Ludwig Heilmeyer wird deut-
lich, wie wichtig - gerade heute in Zeiten erstarkender rechter Bewegungen in
Deutschland - eine intensive Aufarbeitung des Nationalsozialismus ist.
Literatur
Florian Steger und Jan Jeskow: Ludwig Heilmeyer. Eine politische Biographie. Stuttgart:
Franz Steiner 2021.
Wolfgang P. Schleich
„Quantentechnologien - eine Chance für die Menschheit"
Auswärtige Sitzung mit der Universität Ulm am 22. April 2023
Einleitung und Überblick
In der heutigen Zeit ist es üblich, den Einfluss von Wissenschaftlern mit Hilfe des
Hirschfaktors zu beurteilen, der ein Maß für deren Zitationen ist. Dessen Proble-
matik kommt aber klar am Beispiel der Arbeit von Albert Einstein, Boris Podolsky
und Nathan Rosen (EPR) mit dem Titel "Can quantum-mechanical description of
physical reality be considered complete?" zum Ausdruck.
Für die drei Kollegen war dieser Beitrag aus dem Jahre 1935 vom Gesichts-
punkt des Hirschfaktors zunächst nicht sehr ertragreich. Kurz nach Erscheinen
erhielt der Artikel gerade einmal drei Zitate; davon je eines von den Pionieren
der Quantenmechanik wie Niels Bohr und Erwin Schrödinger, danach jedoch für
30 Jahre keine mehr. Nach diesem langen Dornröschenschlaf rückte die Arbeit
durch einen revolutionären Beitrag von John Stuart Bell im Jahre 1964 wieder
kurzzeitig in das Zentrum des Interesses, um dann wieder in der Versenkung zu
verschwinden.
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Auch bei Anerkennung des Lebenswerks von Ludwig Heilmeyer bleibt kri-
tisch festzuhalten, dass er sich als Persönlichkeit schon während des Nationalsozia-
lismus streng opportunistisch verhielt und stets den Anschluss an die Führungselite
suchte. Im Nachkriegsdeutschland ließ er deutlich ein Unrechtsbewusstsein ver-
missen. Vielmehr bewegte er sich in der frühen Bundesrepublik in einem sozia-
len Netzwerk der ehemaligen NS-Führungselite, in dem er sich stark engagierte.
So setzte er sich für Kriegsverbrecher ein, stellte diese sogar ein und hielt seine
schützende Hand über diese. Die Verdienste jüdischer Kollegen würdigte er nicht,
vielmehr achtete er auch hier primär auf sein eigenes Vorankommen. Heilmeyers
Wirken lässt keine Vorbildfunktion erkennen. Vielmehr sind schon während des
Nationalsozialismus aber auch für die frühe Bundesrepublik erhebliche Belastun-
gen seiner Person zu konstatieren. Am Beispiel von Ludwig Heilmeyer wird deut-
lich, wie wichtig - gerade heute in Zeiten erstarkender rechter Bewegungen in
Deutschland - eine intensive Aufarbeitung des Nationalsozialismus ist.
Literatur
Florian Steger und Jan Jeskow: Ludwig Heilmeyer. Eine politische Biographie. Stuttgart:
Franz Steiner 2021.
Wolfgang P. Schleich
„Quantentechnologien - eine Chance für die Menschheit"
Auswärtige Sitzung mit der Universität Ulm am 22. April 2023
Einleitung und Überblick
In der heutigen Zeit ist es üblich, den Einfluss von Wissenschaftlern mit Hilfe des
Hirschfaktors zu beurteilen, der ein Maß für deren Zitationen ist. Dessen Proble-
matik kommt aber klar am Beispiel der Arbeit von Albert Einstein, Boris Podolsky
und Nathan Rosen (EPR) mit dem Titel "Can quantum-mechanical description of
physical reality be considered complete?" zum Ausdruck.
Für die drei Kollegen war dieser Beitrag aus dem Jahre 1935 vom Gesichts-
punkt des Hirschfaktors zunächst nicht sehr ertragreich. Kurz nach Erscheinen
erhielt der Artikel gerade einmal drei Zitate; davon je eines von den Pionieren
der Quantenmechanik wie Niels Bohr und Erwin Schrödinger, danach jedoch für
30 Jahre keine mehr. Nach diesem langen Dornröschenschlaf rückte die Arbeit
durch einen revolutionären Beitrag von John Stuart Bell im Jahre 1964 wieder
kurzzeitig in das Zentrum des Interesses, um dann wieder in der Versenkung zu
verschwinden.
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