B. Die Mitglieder
vor massiven ökonomischen, ökologischen und soziokulturen Herausforderun-
gen. Gemäß den Zahlen der Vereinten Nationen besteht in den nächsten 30 Jah-
ren - vor allem aufgrund rapider Verstädterung - ein Bedarf an ca. 230 Milliarden
Quadratmeter zusätzlicher Geschossfläche auf der Erde, was ungefähr der derzeit
bestehenden Geschossfläche entspricht. In anderen Worten, wir müssen die ge-
samte gebaute Welt, wie wir sie kennen, in relativer kurzer Zeit noch einmal bau-
en, was ungefähr der Neuerrichtung von Paris alle drei Wochen entspricht. Die
Produktivität des Bausektors aber stagniert seit vielen Jahrzehnten. In Deutschland
schaffen wir es nicht einmal, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu errichten, wie
inzwischen hinlänglich bekannt. Was dahingegen weniger bekannt ist, ist die durch
das Bauen verursachte enorme Umweltbelastung, was gerade in Anbetracht des
zuvor genannten riesigen Baubedarfs in naher Zukunft besonders erschreckend ist:
Bereits heute verursacht der Bausektor fast 40 % der globalen CO2 Emissionen, ist
für 40 % des weltweiten Energie- und Ressourcenverbrauchs verantwortlich und
produziert 50 % des globalen Müllaufkommens. Ich denke es wird deutlich, dass
mit den bestehende Planungs- und Baumethoden die Pariser Klimaziele niemals
eingehalten werden können. Neue Ansätze sind also in der Tat dringend erforder-
lich. Auch hier können wir noch einmal auf die Wegweisungen aus Mannheim
verwiesen, denn dieses Pionierbauwerk zeigt auf überraschend zeitgemäße Weise,
wie durch interdisziplinärer Grundlagenforschung mit einem Minimum an Mate-
rial und in kürzester Zeit großartige Gebäude entstehen können.
Das Exzellenzcluster, das ich seit 2019 an der Universität Stuttgart leiten
darf, verfolgt das Ziel, das volle Potential digitaler Technologien zu nutzen, um
das Planen und Bauen in einem integrativen und interdisziplinären Ansatz neu
zu denken, und damit die methodischen Grundlagen für eine umfassende Mo-
dernisierung des Bauschaffens zu legen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass
wir 87 % unserer Lebenszeit in Gebäuden verbringen und diese einen erheblichen
Einfluss auf unsere Lebensqualität haben. Es geht also um Architektur, und ich
freue mich außerordentlich, dieses Fach in Zukunft in der Akademie vertreten zu
dürfen.
210
vor massiven ökonomischen, ökologischen und soziokulturen Herausforderun-
gen. Gemäß den Zahlen der Vereinten Nationen besteht in den nächsten 30 Jah-
ren - vor allem aufgrund rapider Verstädterung - ein Bedarf an ca. 230 Milliarden
Quadratmeter zusätzlicher Geschossfläche auf der Erde, was ungefähr der derzeit
bestehenden Geschossfläche entspricht. In anderen Worten, wir müssen die ge-
samte gebaute Welt, wie wir sie kennen, in relativer kurzer Zeit noch einmal bau-
en, was ungefähr der Neuerrichtung von Paris alle drei Wochen entspricht. Die
Produktivität des Bausektors aber stagniert seit vielen Jahrzehnten. In Deutschland
schaffen wir es nicht einmal, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu errichten, wie
inzwischen hinlänglich bekannt. Was dahingegen weniger bekannt ist, ist die durch
das Bauen verursachte enorme Umweltbelastung, was gerade in Anbetracht des
zuvor genannten riesigen Baubedarfs in naher Zukunft besonders erschreckend ist:
Bereits heute verursacht der Bausektor fast 40 % der globalen CO2 Emissionen, ist
für 40 % des weltweiten Energie- und Ressourcenverbrauchs verantwortlich und
produziert 50 % des globalen Müllaufkommens. Ich denke es wird deutlich, dass
mit den bestehende Planungs- und Baumethoden die Pariser Klimaziele niemals
eingehalten werden können. Neue Ansätze sind also in der Tat dringend erforder-
lich. Auch hier können wir noch einmal auf die Wegweisungen aus Mannheim
verwiesen, denn dieses Pionierbauwerk zeigt auf überraschend zeitgemäße Weise,
wie durch interdisziplinärer Grundlagenforschung mit einem Minimum an Mate-
rial und in kürzester Zeit großartige Gebäude entstehen können.
Das Exzellenzcluster, das ich seit 2019 an der Universität Stuttgart leiten
darf, verfolgt das Ziel, das volle Potential digitaler Technologien zu nutzen, um
das Planen und Bauen in einem integrativen und interdisziplinären Ansatz neu
zu denken, und damit die methodischen Grundlagen für eine umfassende Mo-
dernisierung des Bauschaffens zu legen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass
wir 87 % unserer Lebenszeit in Gebäuden verbringen und diese einen erheblichen
Einfluss auf unsere Lebensqualität haben. Es geht also um Architektur, und ich
freue mich außerordentlich, dieses Fach in Zukunft in der Akademie vertreten zu
dürfen.
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