B. Die Mitglieder
essen für die Bedeutung anderer Kulturen. Belting beobachtete, dass diese in der
Gegenwart ihren jeweiligen festen geografischen Ort verlieren und in Form von
Bildern in den Bewohnerinnen und Bewohner einer globalen Welt fortleben. Aus
diesem Impuls heraus lässt sich auch sein verstärktes Engagement für die Entwick-
lung einer Bildwissenschaft verstehen, die zugleich eine produktive Antwort auf
die Frage nach dem „Ende der Kunstgeschichte" geben sollte. In diesem Bestreben
verband sich der Blick auf die älteste und ältere Kunst mit der Betrachtung von
deren modernem und zeitgenössischem Pendant, die auch stark von Beltings en-
gen Kontakten mit deren internationalen Vertretern wie Nam June Paik, Hiroshi
Sugimoto, Thomas Struth, Jai-Young Park oder Bill Viola profitierte. Als Frucht
dieser Bestrebungen erschien zum einen 2001 das Buch „Bild-Anthropologie.
Entwürfe für eine Bildwissenschaft", in dem sich u.a. die kulturgeschichtlichen
Ursprünge der Bildproduktion in Beziehung gesetzt finden zu den Herausforde-
rungen der zeitgenössischen Mediengesellschaft. Zum anderen legte Belting 2013
den Band „Faces: Eine Geschichte des Gesichts" vor, in dem um das Phänomen
des menschlichen Antlitzes kreisende Studien zu Beispielen vom Mittelalter bis
zur Medienkunst versammelt sind. Auch in der Lehre engagierte er sich um eine
Vermittlung entsprechender Themen und Methoden. So leitete er von 2000 bis
2009 das interdisziplinäre Graduiertenkolleg „Bild. Körper. Medium. Eine anth-
ropologische Perspektive" an der HfG. An dem assoziierten Karlsruher Zentrum
für Kunst und Medien Karlsruhe begann er 2006 gemeinsam mit Peter Weibel und
Andrea Buddensieg das zehn Jahre laufende Forschungsprojekt „GAM - Global
Art and the Museum". Es nahm die den westlichen Kunstbegriff nach 1989 he-
rausfordernden internationalen Kunstbiennalen mit dem Ziel in den Blick, eine
innovative, globale Perspektive auf Kunstwissenschaft und neue Museumspraxen
zu gewinnen. Die Ergebnisse manifestierten sich daher auch konsequenteiweise
nicht nur in einer Vielzahl von Publikationen, sondern auch zwei Ausstellungen,
darunter der gemeinsam mit Andrea Buddensieg 2011/2012 kuratierten Gruppen-
ausstellung „The Global Contemporaiy. Kunstwelten nach 1989". Hier, wie auch
schon in dem 2008 erschienenen Buch „Florenz und Bagdad: eine westöstliche
Geschichte des Blicks", zeigte er, welche Verengung es bedeutete, wenn man Se-
hen, Bild und Kunst lediglich anhand eines Blicks in die Geschichte der westlichen
Kultur zu begreifen versucht.
Als Belting 2015 den renommierten Balzan-Preis in der Kategorie „Geschich-
te der europäischen Kunst (1300-1700)" erhielt, verwendete er das Preisgeld zur
Realisierung eines Projektes über „Ikonische Präsenz. Die Evidenz von Bildern in
den Religionen", das an der Freien Universität Berlin, dem Leibniz-Zentrum für
Literatur- und Kulturforschung in Berlin und der Universität im tschechischen
Brünn angesiedelt war, wo er eben 2015 auch die nach ihm benannte Hans-Bel-
ting-Bibliothek eröffnete, für die er und seine Frau, die Kunsthistorikerin Christa
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essen für die Bedeutung anderer Kulturen. Belting beobachtete, dass diese in der
Gegenwart ihren jeweiligen festen geografischen Ort verlieren und in Form von
Bildern in den Bewohnerinnen und Bewohner einer globalen Welt fortleben. Aus
diesem Impuls heraus lässt sich auch sein verstärktes Engagement für die Entwick-
lung einer Bildwissenschaft verstehen, die zugleich eine produktive Antwort auf
die Frage nach dem „Ende der Kunstgeschichte" geben sollte. In diesem Bestreben
verband sich der Blick auf die älteste und ältere Kunst mit der Betrachtung von
deren modernem und zeitgenössischem Pendant, die auch stark von Beltings en-
gen Kontakten mit deren internationalen Vertretern wie Nam June Paik, Hiroshi
Sugimoto, Thomas Struth, Jai-Young Park oder Bill Viola profitierte. Als Frucht
dieser Bestrebungen erschien zum einen 2001 das Buch „Bild-Anthropologie.
Entwürfe für eine Bildwissenschaft", in dem sich u.a. die kulturgeschichtlichen
Ursprünge der Bildproduktion in Beziehung gesetzt finden zu den Herausforde-
rungen der zeitgenössischen Mediengesellschaft. Zum anderen legte Belting 2013
den Band „Faces: Eine Geschichte des Gesichts" vor, in dem um das Phänomen
des menschlichen Antlitzes kreisende Studien zu Beispielen vom Mittelalter bis
zur Medienkunst versammelt sind. Auch in der Lehre engagierte er sich um eine
Vermittlung entsprechender Themen und Methoden. So leitete er von 2000 bis
2009 das interdisziplinäre Graduiertenkolleg „Bild. Körper. Medium. Eine anth-
ropologische Perspektive" an der HfG. An dem assoziierten Karlsruher Zentrum
für Kunst und Medien Karlsruhe begann er 2006 gemeinsam mit Peter Weibel und
Andrea Buddensieg das zehn Jahre laufende Forschungsprojekt „GAM - Global
Art and the Museum". Es nahm die den westlichen Kunstbegriff nach 1989 he-
rausfordernden internationalen Kunstbiennalen mit dem Ziel in den Blick, eine
innovative, globale Perspektive auf Kunstwissenschaft und neue Museumspraxen
zu gewinnen. Die Ergebnisse manifestierten sich daher auch konsequenteiweise
nicht nur in einer Vielzahl von Publikationen, sondern auch zwei Ausstellungen,
darunter der gemeinsam mit Andrea Buddensieg 2011/2012 kuratierten Gruppen-
ausstellung „The Global Contemporaiy. Kunstwelten nach 1989". Hier, wie auch
schon in dem 2008 erschienenen Buch „Florenz und Bagdad: eine westöstliche
Geschichte des Blicks", zeigte er, welche Verengung es bedeutete, wenn man Se-
hen, Bild und Kunst lediglich anhand eines Blicks in die Geschichte der westlichen
Kultur zu begreifen versucht.
Als Belting 2015 den renommierten Balzan-Preis in der Kategorie „Geschich-
te der europäischen Kunst (1300-1700)" erhielt, verwendete er das Preisgeld zur
Realisierung eines Projektes über „Ikonische Präsenz. Die Evidenz von Bildern in
den Religionen", das an der Freien Universität Berlin, dem Leibniz-Zentrum für
Literatur- und Kulturforschung in Berlin und der Universität im tschechischen
Brünn angesiedelt war, wo er eben 2015 auch die nach ihm benannte Hans-Bel-
ting-Bibliothek eröffnete, für die er und seine Frau, die Kunsthistorikerin Christa
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