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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0011
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10 I Julia Becker und Julia Burkhardt

Die mittelalterlichen Zeitgenossen allerdings benutzten andere Worte - zum
Beispiel novitas für Neuerung oder renovatio für Erneuerung.3
Der Begriff „Innovation" wird dagegen heute stark gemacht und vor allem
für neue Ideen und Erfindungen sowie für deren wirtschaftliche Umsetzung
verwendet.4 Die Attraktivität des Begriffs hat auch die Politik längst für sich
entdeckt: „Innovationen und neue Technologien verändern die Welt und das Le-
ben eines jeden Einzelnen. Vieles, was gestern noch Zukunftsvision war, gehört
heute zum Alltag und kann morgen schon überholt sein." So begründet das
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), warum es seit 2017
verstärkt wirtschaftliche Initiativen mit Innovationscharakter fördert. Doch
was heißt das? Worin bestehen Innovationen und wie verändern sie unsere Welt?
Auch auf diese Frage liefert das BMWi eine Antwort: Mit seiner Mittelstands-
förderung unter dem programmatischen Titel „Von der Idee zum Markterfolg"
bietet es Maßnahmen, „die die gesamte Innovationskette [adressieren] - von der
kreativen Idee bis zur Umsetzung in neue Produkte und Dienstleistungen."5
Innovationen sind diesem Programm zufolge also ein mehrstufiger Prozess: Am
Anfang stehen kreative Ideen im Sinne einer inventio; diese Ideen werden mit-
hilfe von Fachwissen dann zur einer konkreten Form entwickelt oder in ein
Produkt umgesetzt, das den bisherigen Alltag oder Markt erneuert oder gar
revolutioniert - die innovatio; erst, wenn diese Neuerung auch anerkannt und
erfolgreich verbreitet wird, kommt es zum „Markterfolg" - zum Transfer, zur
Akzeptanz und somit zur nachhaltigen Durchsetzung, der diffusio.

3 Hans-Joachim Schmidt, Einleitung: Ist das Neue das Bessere? Überlegungen zu Denkfigu-
ren und Denkblockaden im Mittelalter, in: Tradition, Innovation, Invention. Fortschritts-
verweigerung und Fortschrittsbewusstsein im Mittelalter, hg. von Hans-Joachim Schmidt
(Scrinium Friburgense 18), Berlin/New York 2005, S. 7-24; Wilfried Hartmann, „Moder-
nus" und „antiquus": Zur Verbreitung und Bedeutung dieser Bezeichnungen in der wissen-
schaftlichen Literatur vom 9. bis zum 12. Jahrhundert, in: Antiqui und Moderni. Traditions-
bewußtsein und Fortschrittsbewußtsein im späten Mittelalter, hg. von Albert Zimmermann
(Miscellanea Mediaevalia 9), Berlin/New York 1974, S. 21-39; Elisabeth Gössmann, „Anti-
qui" und „moderni" im 12. Jahrhundert, in: ebd., S. 40-57.

4 S. dazu beispielsweise die Beiträge in: Innovationskultur: Von der Wissenschaft zum Pro-
dukt, hg. von Gerd Grasshoff (Forum für Universität und Gesellschaft, Universität Bern),
Zürich 2008; mit historischer Perspektive Benoit Godin, Innovation contested. The idea of
innovation over the centuries (Routledge studies in social and political thought 98), New
York, NY 2015; Per Frankelius, Questioning two myths in innovation literature, in: Jour-
nal of High Technology Management Research 20 (2009), S. 40-51; Vernunft und Innovation.
Über das alte Vorurteil für das Neue. Festschrift für Walther Ch. Zimmerli zum 65. Ge-
burtstag, hg. von Antje GIMMLER/Markus HOLZINGER/Lothar Knopp, München 2010.

5 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/innovationspolitik.html (zuletzt abgerufen
am 08.10.2020).
 
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