Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im Mittelalter 1 11
Inuentio - innovatio - diffusio: damit hat das BMWi auf die Prozesshaftigkeit
von „Innovation" verwiesen. Die Vorstellung von mehreren Innovationsphasen
wurde auch in der einschlägigen Theorie entwickelt und ist in ihrem Kern auf
den Ökonomen Joseph W. Schumpeter zurückzuführen.6 Phänomen und Be-
griff der Innovation stehen aber nicht nur im Fokus der modernen Wirtschafts-
sprache. Auch für kulturwissenschaftliche Diskussionen in Vergangenheit und
Gegenwart ist Innovation ein attraktiver und herausfordernder Untersuchungs-
gegenstand.7 Unser interakademisches Forschungsprojekt reiht sich hier ein:
„Klöster im Hochmittelalter. Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe
und Ordnungsmodelle" trägt den Anspruch, klösterliche Innovationen mit ge-
sellschaftlicher Relevanz im Mittelalter zu erforschen, ganz programmatisch in
seinem Namen.8 Die Tagung mit dem Titel „Kreative Impulse. Innovations- und
Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa"
(Heidelberg, 11.-13.02.2019), deren Ergebnisse dieser Band dokumentiert, steht
6 Zu Schumpeters Ansatz siehe seine Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, München
21962. S. außerdem Christian HESSE/Klaus Oschema, Aufbruch im Mittelalter - Innova-
tion in Gesellschaften der Vormoderne. Eine Einführung, in: Aufbruch im Mittelalter - In-
novation in Gesellschaften der Vormoderne. Studien zu Ehren von Rainer C. Schwinges, hg.
von Christian HESSE/Klaus Oschema, Ostfildern 2010, S. 9-33, besonders S. 17-18 sowie
Grasshoff, Innovation - Begriffe und Thesen, in: Innovationskultur, hg. Grasshoff
(wie Anm. 4), S. 13-32, besonders S. 16. Heike Wilde unterscheidet in ihrer Studie zu Luxus-
gütern im alten Ägypten zwischen der Primärphase (= Kontaktaufnahme), der Sekundär-
phase (= experimentelle Phase) und der Expansivphase (= serielle vereinheitlichte Ausbrei-
tung des Produktes): Heike Wilde, Innovation und Tradition. Zur Herstellung und
Verwendung von Prestigegütern im pharaonischen Ägypten (Göttinger Orientforschun-
gen IV. Reihe Ägypten 49), Wiesbaden 2011, S. 4.
7 Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sei hier auf einige der instruktivsten Studien aus jünge-
rer Zeit verwiesen: Innovationsräume. Woher das Neue kommt - in Vergangenheit und Ge-
genwart, hg. von Rainer Christoph Schwinges, Zürich 2001; Innovation and creativity in
late medieval and early modern European cities, hg. von Karel Davids, Farnham 2014; Auf-
bruch im Mittelalter, hg. Hesse/Oschema (wie Anm. 6); Innovationen der Antike, hg. von
Gerd GRASSHOFF/Michael Meyer (Zaberns Bildbände zur Archäologie; Sonderbände der
Antiken Welt), Darmstadt 2018; Patricia Clare Ingham, The medieval new: ambivalence in
an age of innovation (The Middle Ages series), Philadelphia, Pa. 2015; Traditionelles und
Innovatives in der geistlichen Literatur des Mittelalters, hg. von Jens HAUSTEIN/Regina D.
ScHiE\VER/Martin ScHUBERT/Rudolf Kilian Weigand (Meister-Eckhart-Jahrbuch. Bei-
hefte 7), Stuttgart 2019. An der Universite de Lille wird unter Leitung von Prof. Dr. Elodie
Lecuppre-Desjardin ein neues Forschungsprojekt zum Thema „Discours et pratiques de
l'innovation en Europe occidentale (Xllle-XVIe siecle)" durchgeführt. S. die Projektinfor-
mationen unter https://pro.univ-lille.fr/elodie-lecuppre/axes-de-recherche/#descr (zuletzt
abgerufen am 08.10.2020).
8 Laufzeit des gesamten Akademievorhabens „Klöster im Hochmittelalter": 2010-2024. Nähere
Informationen unter https://www.hadw-bw.de/forschung/forschungsstelle/kloester-im-
hochmittelalter (zuletzt abgerufen am 08.10.2020).
Inuentio - innovatio - diffusio: damit hat das BMWi auf die Prozesshaftigkeit
von „Innovation" verwiesen. Die Vorstellung von mehreren Innovationsphasen
wurde auch in der einschlägigen Theorie entwickelt und ist in ihrem Kern auf
den Ökonomen Joseph W. Schumpeter zurückzuführen.6 Phänomen und Be-
griff der Innovation stehen aber nicht nur im Fokus der modernen Wirtschafts-
sprache. Auch für kulturwissenschaftliche Diskussionen in Vergangenheit und
Gegenwart ist Innovation ein attraktiver und herausfordernder Untersuchungs-
gegenstand.7 Unser interakademisches Forschungsprojekt reiht sich hier ein:
„Klöster im Hochmittelalter. Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe
und Ordnungsmodelle" trägt den Anspruch, klösterliche Innovationen mit ge-
sellschaftlicher Relevanz im Mittelalter zu erforschen, ganz programmatisch in
seinem Namen.8 Die Tagung mit dem Titel „Kreative Impulse. Innovations- und
Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa"
(Heidelberg, 11.-13.02.2019), deren Ergebnisse dieser Band dokumentiert, steht
6 Zu Schumpeters Ansatz siehe seine Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, München
21962. S. außerdem Christian HESSE/Klaus Oschema, Aufbruch im Mittelalter - Innova-
tion in Gesellschaften der Vormoderne. Eine Einführung, in: Aufbruch im Mittelalter - In-
novation in Gesellschaften der Vormoderne. Studien zu Ehren von Rainer C. Schwinges, hg.
von Christian HESSE/Klaus Oschema, Ostfildern 2010, S. 9-33, besonders S. 17-18 sowie
Grasshoff, Innovation - Begriffe und Thesen, in: Innovationskultur, hg. Grasshoff
(wie Anm. 4), S. 13-32, besonders S. 16. Heike Wilde unterscheidet in ihrer Studie zu Luxus-
gütern im alten Ägypten zwischen der Primärphase (= Kontaktaufnahme), der Sekundär-
phase (= experimentelle Phase) und der Expansivphase (= serielle vereinheitlichte Ausbrei-
tung des Produktes): Heike Wilde, Innovation und Tradition. Zur Herstellung und
Verwendung von Prestigegütern im pharaonischen Ägypten (Göttinger Orientforschun-
gen IV. Reihe Ägypten 49), Wiesbaden 2011, S. 4.
7 Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sei hier auf einige der instruktivsten Studien aus jünge-
rer Zeit verwiesen: Innovationsräume. Woher das Neue kommt - in Vergangenheit und Ge-
genwart, hg. von Rainer Christoph Schwinges, Zürich 2001; Innovation and creativity in
late medieval and early modern European cities, hg. von Karel Davids, Farnham 2014; Auf-
bruch im Mittelalter, hg. Hesse/Oschema (wie Anm. 6); Innovationen der Antike, hg. von
Gerd GRASSHOFF/Michael Meyer (Zaberns Bildbände zur Archäologie; Sonderbände der
Antiken Welt), Darmstadt 2018; Patricia Clare Ingham, The medieval new: ambivalence in
an age of innovation (The Middle Ages series), Philadelphia, Pa. 2015; Traditionelles und
Innovatives in der geistlichen Literatur des Mittelalters, hg. von Jens HAUSTEIN/Regina D.
ScHiE\VER/Martin ScHUBERT/Rudolf Kilian Weigand (Meister-Eckhart-Jahrbuch. Bei-
hefte 7), Stuttgart 2019. An der Universite de Lille wird unter Leitung von Prof. Dr. Elodie
Lecuppre-Desjardin ein neues Forschungsprojekt zum Thema „Discours et pratiques de
l'innovation en Europe occidentale (Xllle-XVIe siecle)" durchgeführt. S. die Projektinfor-
mationen unter https://pro.univ-lille.fr/elodie-lecuppre/axes-de-recherche/#descr (zuletzt
abgerufen am 08.10.2020).
8 Laufzeit des gesamten Akademievorhabens „Klöster im Hochmittelalter": 2010-2024. Nähere
Informationen unter https://www.hadw-bw.de/forschung/forschungsstelle/kloester-im-
hochmittelalter (zuletzt abgerufen am 08.10.2020).