28 I Julia Becker und Julia Burkhardt
Schrift eine gewisse Vorsicht eingefordert und dazu geraten, Worte, die keinen
Sinn ergaben, zu verbessern.58 Ehemals heidnische Wissenstechniken wie die
septem artes liberales wurden nun „verchristlicht" und zur richtigen Interpreta-
tion der Bibel und der patristischen Werke herangezogen.59 In jeder größeren
Klosterbibliothek sollten Werke verschiedener Kategorien zu finden sein: Bibel
und liturgische Bücher, Schriften der Kirchenväter wie Hieronymus, Augustinus
oder Ambrosius sowie Origines, historiographische Werke, antike Briefsamm-
lungen, Grammatikabhandlungen, enzyklopädische Nachschlagewerke, Gesetz-
bücher und Hagiographie.60 Einige dieser Werke wurden konkret im Unterricht
eingesetzt, andere wurden für die Liturgie und Seelsorge konsultiert und wiede-
rum andere dienten der Fortbildung bereits ausgebildeter Mönche.
Junge Mönche sollten aber nicht nur die geistigen Voraussetzungen des religiö-
sen Lebens erfüllen, sondern auch die Wirtschaftlichkeit des Klosterbetriebes
durch wirtschaftliche und technische Grundlagen, wie beispielsweise das Führen
eines Rechnungsbuches, garantieren. Deshalb wurde in den Klöstern viel Wert
auf eine solide und praxisorientierte Ausbildung des Nachwuchses gelegt.61
58 Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus, Institutiones divinarum et saecularium litterarum.
Übersetzt und eingeleitet von Wolfgang Bürsgens. 2 Bde. (Fontes Christiani 39), Freiburg/
Basel/Wien 2003, hier: Band 1, Kap. I, 15 (Sub qua tutela relegi debeat caelestis auctoritas),
11, S. 204-205: Quod si tarnen aliqua verba reperiuntur absurde posita, aut ex his codicibus
quos beatus Hieronymus in editione septuaginta interpretum emendavit, vel quos ipse ex He-
breo transtulit, intrepide corrigenda sunt. S. zu Cassiodors Meinung zu Kopisten auch: Wolf-
gang Milde, Cassiodor über Handschriften und ihre Schreiber: Zu Institutiones, Buch 1,
Kap. 30, in: Medieval Codicology, Iconography, Literature, and Translation: Studies for
Keith Vai Sinclair, hg. von Peter Rolfe MoNKs/Douglas David Roy Owen (Litterae textua-
les), Leiden 1994, S. 58-64.
59 Julia Becker, Präsenz, Normierung und Transfer von Wissen. Lorsch als „patristische Zen-
tralbibliothek", in: Karolingische Klöster. Wissenstransfer und kulturelle Innovation, hg.
von Julia BECKER/Tino LiCHT/Stefan Weinfurter (Materiale Textkulturen 4), Berlin/
München/Boston 2015, S. 71-87; s. außerdem Johannes Fried, Karl der Große, die Artes
Liberales und die karolingische Renaissance, in: Karl der Große und sein Nachwirken. 1200
Jahre Kultur und Wissenschaft in Europa, hg. von Paul BuTZER/Max KERNER/Walter
Oberschelp, Turnhout 1997, S. 25-43, hier S. 37.
60 Eva ScHLOTHEUBER/John T. McQuillen, Books and Libraries within Monasteries, in: The
Cambridge History of Medieval Monasticism in the Latin West. 2. The high and late middle
ages, hg. von Alison BEACH/Isabelle Cochelin, Cambridge 2020, S. 975-997; Michael Em-
bach, Die Bibliothek des Mittelalters als Wissensraum. Kanonizität und strukturelle Mobi-
lisierung, in: Karolingische Klöster (wie Anm. 59), S. 53-69; Rodney AsT/Julia Becker/
Melanie TREDE/Lisa Wilhelmi, Sammeln, Ordnen und Archivieren, in: Materiale Textkul-
turen. Konzepte - Materialien - Praktiken, hg. von Thomas MEIER/Michael OTT/Rebecca
Sauer (Materiale Textkulturen 1), Berlin/München/Boston 2015, S. 695-708.
61 S. hierzu Gleba, Klöster als Arbeitgeber (wie Anm. 34) sowie die Beiträge in: Wirtschafts-
und Rechnungsbücher des Mittelalters und der Frühen Neuzeit: Formen und Methoden der
Rechnungslegung: Städte, Klöster und Kaufleute, hg. von Gudrun GLEBA/Niels Petersen
Schrift eine gewisse Vorsicht eingefordert und dazu geraten, Worte, die keinen
Sinn ergaben, zu verbessern.58 Ehemals heidnische Wissenstechniken wie die
septem artes liberales wurden nun „verchristlicht" und zur richtigen Interpreta-
tion der Bibel und der patristischen Werke herangezogen.59 In jeder größeren
Klosterbibliothek sollten Werke verschiedener Kategorien zu finden sein: Bibel
und liturgische Bücher, Schriften der Kirchenväter wie Hieronymus, Augustinus
oder Ambrosius sowie Origines, historiographische Werke, antike Briefsamm-
lungen, Grammatikabhandlungen, enzyklopädische Nachschlagewerke, Gesetz-
bücher und Hagiographie.60 Einige dieser Werke wurden konkret im Unterricht
eingesetzt, andere wurden für die Liturgie und Seelsorge konsultiert und wiede-
rum andere dienten der Fortbildung bereits ausgebildeter Mönche.
Junge Mönche sollten aber nicht nur die geistigen Voraussetzungen des religiö-
sen Lebens erfüllen, sondern auch die Wirtschaftlichkeit des Klosterbetriebes
durch wirtschaftliche und technische Grundlagen, wie beispielsweise das Führen
eines Rechnungsbuches, garantieren. Deshalb wurde in den Klöstern viel Wert
auf eine solide und praxisorientierte Ausbildung des Nachwuchses gelegt.61
58 Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus, Institutiones divinarum et saecularium litterarum.
Übersetzt und eingeleitet von Wolfgang Bürsgens. 2 Bde. (Fontes Christiani 39), Freiburg/
Basel/Wien 2003, hier: Band 1, Kap. I, 15 (Sub qua tutela relegi debeat caelestis auctoritas),
11, S. 204-205: Quod si tarnen aliqua verba reperiuntur absurde posita, aut ex his codicibus
quos beatus Hieronymus in editione septuaginta interpretum emendavit, vel quos ipse ex He-
breo transtulit, intrepide corrigenda sunt. S. zu Cassiodors Meinung zu Kopisten auch: Wolf-
gang Milde, Cassiodor über Handschriften und ihre Schreiber: Zu Institutiones, Buch 1,
Kap. 30, in: Medieval Codicology, Iconography, Literature, and Translation: Studies for
Keith Vai Sinclair, hg. von Peter Rolfe MoNKs/Douglas David Roy Owen (Litterae textua-
les), Leiden 1994, S. 58-64.
59 Julia Becker, Präsenz, Normierung und Transfer von Wissen. Lorsch als „patristische Zen-
tralbibliothek", in: Karolingische Klöster. Wissenstransfer und kulturelle Innovation, hg.
von Julia BECKER/Tino LiCHT/Stefan Weinfurter (Materiale Textkulturen 4), Berlin/
München/Boston 2015, S. 71-87; s. außerdem Johannes Fried, Karl der Große, die Artes
Liberales und die karolingische Renaissance, in: Karl der Große und sein Nachwirken. 1200
Jahre Kultur und Wissenschaft in Europa, hg. von Paul BuTZER/Max KERNER/Walter
Oberschelp, Turnhout 1997, S. 25-43, hier S. 37.
60 Eva ScHLOTHEUBER/John T. McQuillen, Books and Libraries within Monasteries, in: The
Cambridge History of Medieval Monasticism in the Latin West. 2. The high and late middle
ages, hg. von Alison BEACH/Isabelle Cochelin, Cambridge 2020, S. 975-997; Michael Em-
bach, Die Bibliothek des Mittelalters als Wissensraum. Kanonizität und strukturelle Mobi-
lisierung, in: Karolingische Klöster (wie Anm. 59), S. 53-69; Rodney AsT/Julia Becker/
Melanie TREDE/Lisa Wilhelmi, Sammeln, Ordnen und Archivieren, in: Materiale Textkul-
turen. Konzepte - Materialien - Praktiken, hg. von Thomas MEIER/Michael OTT/Rebecca
Sauer (Materiale Textkulturen 1), Berlin/München/Boston 2015, S. 695-708.
61 S. hierzu Gleba, Klöster als Arbeitgeber (wie Anm. 34) sowie die Beiträge in: Wirtschafts-
und Rechnungsbücher des Mittelalters und der Frühen Neuzeit: Formen und Methoden der
Rechnungslegung: Städte, Klöster und Kaufleute, hg. von Gudrun GLEBA/Niels Petersen