Metadaten

Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Editor]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0075
License: In Copyright

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
74 I Knut Görich

markiert allerdings den Unterschied zu Romualds Vorstellung, der zu diesem
Zeitpunkt weder Mission noch Martyrium anstrebte, sondern als vir contemp-
lator keine Störung seiner Einsiedelei duldete.93
IV.
Mit Blick auf die politische Ordnung im Reich und deren Stabilität war Ottos
Vorsatz eine mit großem Risiko behaftete Entscheidung. Der Kaiser war sich
dessen bewusst. Dafür spricht schon der ausdrückliche Hinweis Bruns von
Querfurt, Otto III. habe die Besuche in Romualds Eremitage als Zeichen seiner
„Weltverachtung und Gottesliebe" nur in größter Verschwiegenheit - in Dei si-
lentio - und nur in Begleitung jener durchgeführt, die er selbst für würdige Ge-
fährten eines solchen Vorhabens hielt, so dass kaum jemand im Palast davon
wusste.94 Seine Absicht des Amtsverzichts aber habe er völlig geheim gehalten
und nur „vor gewissen Zeugen" eröffnet.95 Neben Romuald als direktem Adres-
saten des Versprechens kommen als Zeugen vor allem Brun von Querfurt und
Tammo, der Bruder des Bischofs Bernward von Hildesheim, in Betracht, die
beide enge Freunde und Vertraute des Kaisers waren und die Romuald während
seines Aufenthalts in Rom Anfang 1001 als Gefährten gewann.96 Dass Romuald
sich nicht im Geringsten um das institutionelle Vakuum gesorgt habe, das der

93 Brun von Querfurt, Vita quinque fratrum (wie Anm. 2), cap. 2, S. 35 Z. 18-19. Zu Bruns
Missionsplan vgl. Michalowski, Gniezno Summit (wie Anm. 14), S. 311-314.

94 Brun von Querfurt, Vita quinque fratrum (wie Anm. 2), cap. 2, S. 34 Z. 2-8: Sed ne heremum
uisitaret, quomodo bonus cesar se abstinere posset, in cuius mente contemptus seculi multos
dies iacebat, et amor Die plus quam in aliquo monacho uirtutem babebat? Nunc media nocte,
nunc clara die solitarios uisitare uenit, hoc tarnen in Dei silentio et quod spirituales res cresce-
re facit, sub fidei silentio preciosum animal ita egit, ut extra quos ipse tali labori dignos socios
iudicauit, quamuis iter regis difficile lateat, nemo facile hoc in palacio sciret; Voigt, Brun
(wie Anm. 2), S. 383.

95 Brun von Querfurt, Vita quinque fratrum (wie Anm. 2), cap. 2, S. 34 Z. 15: [...] coram certis
testibus [...]; Voigt, Brun (wie Anm. 2), S. 383.

96 Brun von Querfurt, Vita quinque fratrum (wie Anm. 2), cap. 2, S. 33 Z. 21-25: Ergo abbas
Romaldus qui cum ad multa loca quasi uagus uadat, semper tarnen filios congregat in digito
Die, ablatis duobus quorum amor tetigit uiscera cesaris, quorum unus uocabatur Benignus,
alter Thomas, cum leticia grandi ad auream heremum Deo seruire regressus est; Voigt, Brun
(wie Anm. 2), S. 382f. Petrus Damiani stellt die Konversion Tammos in einen sachlich und
zeitlich anderen Zusammenhang und erklärt dessen Eintritt in die Einsiedelei als von Romu-
ald befohlene Buße für den Meineid, mit dem Tammo zur Gefangennahme und Hinrichtung
des Crescentius beigetragen haben soll, vgl. Petrus Damiani, Vita Romualdi (wie Anm. 13),
cap. 25, S. 52 Z. 14-53, Z. 6. Zu Tammo und Brun als Freunden des Kaisers vgl. Althoff,
Otto III. (wie Anm. 19), S. 204f.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften