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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0176
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Klösterliche Innovationsleistungen im technisch-ökonomischen Bereich 1 175

sehen, die den Plan als „singuläres und bedeutsames ikonographisches Zeugnis
für die bereits um 800 hochentwickelte klösterliche Braukunst" ausweisen, nicht
aber ,,[a]ls Dokument technologischer Innovationen".
2. Technisch-ökonomische Innovationen, summarisch aufbereitet
Gewiss am bekanntesten und gemeinhin als am herausragendsten bewertet sind
die innovatorischen Leistungen der mittelalterlichen Klöster - und dort speziell
diejenigen der Zisterzienser - auf dem Gebiet des Wasserbaus. Forscher wie
Ernst Tremp sprechen diesbezüglich nicht von ungefähr von einer „notorischen
Hygrophilie" der Zisterzienser.26 Bereits die aus dem 6. Jahrhundert stammende
Benediktsregel verlangte freilich im Sinne einer möglichst weitgehenden klös-
terlichen Autarkie zur Versorgung der Klostergemeinschaft prominent an erster
Stelle das Vorhandensein von Wasser und Mühle.27 In einer frühen Zusammen-
stellung der Statuten der Mönche von Citeaux steht die Notwendigkeit, über
eigenes Wasser zu verfügen, mit dem Besitz von Mühlen und Fischteichen in
einem engen kausalen Zusammenhang.28
In Anknüpfung an antike Wasserbautechniken und -lehren errichteten die
Zisterzienser im Umfeld oder auf dem Areal ihrer Klöster eine Vielzahl von
Stauwehren, Entwässerungsgräben oder Zuflusskanälen und leiteten Bäche für
ihre Zwecke um. Diese bestanden in der Trinkwasserver- und Abwasserentsor-
gung, in der Wasserzufuhr zu künstlich angelegten Fischteichen und zu Garten-
und Agrarflächen, aber auch in der Nutzung des Wassers zum Betrieb von Müh-
len und mechanischen Werkstätten.29 Die Zisterzen folgten dazu regelmäßig
dem gleichen Anlageschema, indem oberhalb des Klosters ein Stauwehr an ei-
nem nahe gelegenen Fluss oder Bach installiert und von diesem mittels einer

26 Siehe hierzu sowie zum Folgenden Tremp, Technische Leistungen (wie Anm. 16), S. 52.

27 Die Benediktsregel. Eine Anleitung zu christlichem Leben, übers, und erkl. von Georg
Holzherr, Freiburg (Schweiz) 72007, Kap. 66, S. 387: Monasterium autem, sipossit fieri, ita
debet constitui, ut omnia necessaria, id est aqua, molendinum, hortum vel artes diversas intra
monasterium exerceantur [...].

28 Siehe diesbezüglich Winfried Schich, Die Bedeutung der Wassermühle für die zisterziensi-
sche Gemeinschaft im 12. und 13. Jahrhundert, in: Wassermühlen und Wassernutzung im
mittelalterlichen Ostmitteleuropa, hg. von Martina MARfKOVÄ/Christian Zschieschang
(Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa 50), Stuttgart 2015,
S. 77-97, hier S. 78 (mit weiteren Belegen).

29 Siehe beispielsweise zu der Zisterze Bebenhausen Barbara Scholkmann, Die Zisterzienser
und ihre Wassernutzung: Die Mühlen des Klosters Bebenhausen, in: Von Citeaux nach Be-
benhausen. Welt und Wirken der Zisterzienser, hg. von Ders./Sönke Lorenz (Veröffentli-
chungen des Alemannischen Instituts 67), Tübingen 2000, S. 153-173.
 
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