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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0188
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Zur Montantätigkeit der Walkenrieder Zisterzienser im Westharz 1 187

sichtlich war zuerst vor allem die Nähe zu den benötigten Brennholzvorräten
für die Standortwahl entscheidend. Dann wurden neue Verhüttungsverfahren
eingeführt, für die man große Blasebälge benötigte. Nun war der entscheidende
Standortfaktor die Wasserkraft, denn mit dieser konnte man die Wellen antrei-
ben, mit denen die Belüftungseinrichtungen gekoppelt waren. Nur durch die
Verknüpfung der urkundlich überlieferten Erwerbsgeschichte mit dem archäo-
logischen Standortnachweis der Hütten lassen sich derartige Rückschlüsse auf
den Übergang zu einer neuen Technologie ziehen.
Ein Beispiel, an dem diese Problematik deutlich wird, ist die Montantätigkeit
der Zisterzienser von Walkenried im Tal der Innerste, im Westharz. Die Beschäf-
tigung mit den mittelalterlichen Zeugnissen des Bergbaus ist hier allerdings
schon recht alt - eine sagenhafte Erinnerung an die Vorgeschichte des Reviers
findet sich vielfach schon in den frühneuzeitlichen lokalen Überlieferungen, die
den vorliegenden Befund bei der Wiederaufwältigung der Gruben im 16. Jahr-
hundert oder die im Gestein sichtbaren Walenzeichen mit den ,weißen Mönchen'
in Verbindung bringen und diese Artefakte zutreffend in das 13. Jahrhundert
datieren. Dafür steht die 1583 abgeschlossene „Bergchronik" des lutherischen
Pastors von Wildemann, Hardanus Hake,8 die das Wissen der Zeitgenossen über
die mittelalterlichen Ursprünge der späteren Grube „Wildemann" in sagenhaft-

8 Heinrich Denker, Die Bergchronik des Hardanus Hake, Pastors zu Wildemann (For-
schungen zur Geschichte des Harzgebietes 2), Wernigerode 1911, S. 10-11: „Anno 1209. Da
nun Keyser Otto sich lang mit Philippo ums Fürstenthumb geschlagen und gefehrliche und
große schwerliche Kriege, die diesen Landen und den Bergwercken schedlich gewesen sindt,
geführt, da aber Philippus dahin, hatt Keyser Otto die keyserliche Regierung zu verwalten
bekommen, hatt derwegen ihr Kay. May. in diesem Jahre den Zog von Braunschweig nach
Goßlar genommen, und von dar hier über den Hartz gezogen und [in] daß Closter Walcken-
red ingekommen, dahin sich in die 52 Äbte hinbescheiden, beschrieben und betaget hatten
und des Keysers Ankunfft erwarteten, alle Cistercienser Ordens, und die römische kayser-
liche Mayestät andechttiglichen und mit aller Ehrerbietung entpfangen und in ihre Bruder-
schaft genommen. Und hatt daß Convent den Keyser gute Außrichtung gethan, alle Ehre
erzeiget und beweiset, darentgegen der Keyser wiederumb sie in seinen Schutz und Schirm
genommen, auch alle daßjenige, waß dem Closter zustendig gewesen, nach ihren Privilegien
confirmiret und bestetiget. Und unter ihren andern Gütern mehr wirdt auch gedacht ihrer
Schmeltzhütten, so sie im Hartz und zu Goßlar gehabt, auch ihren Bergtheil wiederumb zu
bawen und zu belegen (alß die alten Gewercken) nach- und zugelassen [Gemeint sind bis
hier zunächst nur die Besitzanteile am Rammelberg (siehe unten), die im folgenden zu be-
handelnden Gruben des Klosters bei Wildemann befanden sich 1209 noch nicht in Walken-
rieder Besitz]. Auff welchem Zöge aber sie fürnemlich gebawet haben, und welche Theile
dem Closter zustendig gwest sind, helt man dafür, daß das Closter von Walckenred sonder-
lichen den Wildemanner Zog innegehabt, beleget und gebawet hat..." [es folgen sagenhafte
Begebenheiten, die in der volkstümlichen Überlieferung vom „Harzer Bergmönch" ihren
Ausdruck finden].
 
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