186 I Philipp Stenzig
die Verbreitung von technischen Innovationen weiterzuentwickeln vermochten.
Grundsätzlich sollte man meinen, dass eine international tätige Großorganisation
wie der Zisterzienserorden mit seinem europaweiten Netz von Filiationen gleich-
sam dazu prädestiniert war, neue Technologien überregional zu verbreiten, und
tatsächlich lässt das unten vorgestellte Beispiel Walkenried wenigstens erahnen,
dass die Zisterzienser hier sowohl im Hinblick auf den eigentlichen Abbau (näm-
lich auf dem Gebiet der Wasserlösung), als auch im Hinblick auf die Verhüttung
wohl wirklich einige Innovationen mitgebracht hatten, namentlich verdankt sich
ihnen wohl der örtliche Übergang zur Nutzung der Wasserkraft beim Antrieb der
Blasebälge, die für die neuen Verhüttungstechniken vonnöten waren, und wahr-
scheinlich spielten sie auch eine wichtige Rolle beim Einsatz von Zuschlagstoffen
zur Scheidung der Metalle, etwa des Werkbleis als Lösungsmittel für Silber, was
die Grundlage für künftige Seigerverfahren darstellen sollte.
Genaue Erkenntnisse über diese technologischen Aspekte ihres Engagements
zu gewinnen, ist allerdings sehr schwer - und das liegt in der Natur der Schrift-
quellen begründet: Die zahlreich vorhandenen Urkunden der Klöster haben ja
den Zweck, ihren Besitz und ihre Rechte nachzuweisen, entsprechend steht dort
im Einzelnen aufgelistet, welche Grundstücke es wann und vielleicht auch zu
welchem Zweck - nämlich zum Bergbau - gekauft hat, wie es beim Erwerb vor-
gegangen ist, welche Privilegien oder auch Lasten mit dem Besitz verbunden
waren etc. Über die technischen Verfahren hingegen, die anschließend bei der
eigentlichen Montantätigkeit zur Anwendung kamen, besagen diese Urkunden
naturgemäß nichts.
Deshalb wird sich in den seltensten Fällen nachweisen lassen, dass ein be-
stimmtes Verfahren von den zisterziensischen Technikern selbst erfunden
wurde. Was sich allenfalls belegen lässt, ist, dass die Zisterzienser zur Verbrei-
tung technischer Innovationen von einer Region zur anderen beigetragen ha-
ben - wo sie auftraten, tauchten, wie das folgende Beispiel belegen soll, in ihrem
Gefolge Verfahren auf, die örtlich eine Neuerung darstellten, gleichzeitig ver-
mochten sie sich ihrerseits aber auch an die lokalen Bedingungen und Struktu-
ren zu adaptieren und auf diese Weise immer weiter „dazuzulernen".
Aufschluss darüber ist freilich nur zu gewinnen, wenn man die urkundlich
belegten Informationen mit den archäologischen Erkenntnissen kombiniert, die
in jüngster Zeit zahlreich gewonnen wurden - die Urkunde verrät, welche Lie-
genschaften wann und in welchem Zusammenhang erworben wurden, aber erst
das Studium der dort vorhandenen archäologischen Überreste und der geologi-
schen Beschaffenheit dieser Liegenschaften lässt Schlüsse darüber zu, welche
Nutzung dabei konkret beabsichtigt war. Zum Beispiel liegen in dem gleich vor-
gestellten Fall aus dem Westharz die Grundstücke der frühesten Hütten alle im
Wald, diejenigen der jüngeren Hütten aber in der Nähe von Wasserläufen - offen-
die Verbreitung von technischen Innovationen weiterzuentwickeln vermochten.
Grundsätzlich sollte man meinen, dass eine international tätige Großorganisation
wie der Zisterzienserorden mit seinem europaweiten Netz von Filiationen gleich-
sam dazu prädestiniert war, neue Technologien überregional zu verbreiten, und
tatsächlich lässt das unten vorgestellte Beispiel Walkenried wenigstens erahnen,
dass die Zisterzienser hier sowohl im Hinblick auf den eigentlichen Abbau (näm-
lich auf dem Gebiet der Wasserlösung), als auch im Hinblick auf die Verhüttung
wohl wirklich einige Innovationen mitgebracht hatten, namentlich verdankt sich
ihnen wohl der örtliche Übergang zur Nutzung der Wasserkraft beim Antrieb der
Blasebälge, die für die neuen Verhüttungstechniken vonnöten waren, und wahr-
scheinlich spielten sie auch eine wichtige Rolle beim Einsatz von Zuschlagstoffen
zur Scheidung der Metalle, etwa des Werkbleis als Lösungsmittel für Silber, was
die Grundlage für künftige Seigerverfahren darstellen sollte.
Genaue Erkenntnisse über diese technologischen Aspekte ihres Engagements
zu gewinnen, ist allerdings sehr schwer - und das liegt in der Natur der Schrift-
quellen begründet: Die zahlreich vorhandenen Urkunden der Klöster haben ja
den Zweck, ihren Besitz und ihre Rechte nachzuweisen, entsprechend steht dort
im Einzelnen aufgelistet, welche Grundstücke es wann und vielleicht auch zu
welchem Zweck - nämlich zum Bergbau - gekauft hat, wie es beim Erwerb vor-
gegangen ist, welche Privilegien oder auch Lasten mit dem Besitz verbunden
waren etc. Über die technischen Verfahren hingegen, die anschließend bei der
eigentlichen Montantätigkeit zur Anwendung kamen, besagen diese Urkunden
naturgemäß nichts.
Deshalb wird sich in den seltensten Fällen nachweisen lassen, dass ein be-
stimmtes Verfahren von den zisterziensischen Technikern selbst erfunden
wurde. Was sich allenfalls belegen lässt, ist, dass die Zisterzienser zur Verbrei-
tung technischer Innovationen von einer Region zur anderen beigetragen ha-
ben - wo sie auftraten, tauchten, wie das folgende Beispiel belegen soll, in ihrem
Gefolge Verfahren auf, die örtlich eine Neuerung darstellten, gleichzeitig ver-
mochten sie sich ihrerseits aber auch an die lokalen Bedingungen und Struktu-
ren zu adaptieren und auf diese Weise immer weiter „dazuzulernen".
Aufschluss darüber ist freilich nur zu gewinnen, wenn man die urkundlich
belegten Informationen mit den archäologischen Erkenntnissen kombiniert, die
in jüngster Zeit zahlreich gewonnen wurden - die Urkunde verrät, welche Lie-
genschaften wann und in welchem Zusammenhang erworben wurden, aber erst
das Studium der dort vorhandenen archäologischen Überreste und der geologi-
schen Beschaffenheit dieser Liegenschaften lässt Schlüsse darüber zu, welche
Nutzung dabei konkret beabsichtigt war. Zum Beispiel liegen in dem gleich vor-
gestellten Fall aus dem Westharz die Grundstücke der frühesten Hütten alle im
Wald, diejenigen der jüngeren Hütten aber in der Nähe von Wasserläufen - offen-