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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Editor]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0207
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206 I Philipp Stenzig

Zisterzienser erforderlich, davon dürften auch die Walkenrieder Besitzungen
nicht ausgenommen gewesen sein.46 Zum anderen war im Harzbergbau der Er-
trag durch die ,Wassernot' inzwischen stark eingebrochen: Durch den fort-
schreitenden Abbau war vielfach eine Teufe erreicht, die das Niveau berührte,
unterhalb dessen vor Erfindung der Heinzenkunst eine sinnvolle Entwässerung
schwierig war - die oben beschriebene Montankrise zeichnete sich ab.47 Der
Großteil der zur Grangie Immedeshusen gehörenden Liegenschaften und der
Pandelbachforst mit den nördlich davon gelegenen Flurstücken wurde schließ-
lich gegen andere Güter getauscht bzw. verkauft - nach einem ersten Verkauf an
die Herzöge von Braunschweig-Göttingen im Jahre 1345, der zunächst nur den
46 Heutger, 850 Jahre (wie Anm. 30), S. 48; Alphei, Walkenried (wie Anm. 14), S. 714-715;
Bartels, Die Zisterzienser (wie Anm. 1), S. 105.
47 Zu den Wasserhaltungsproblemen vgl. Schmidt, Die Wasserwirtschaft (wie Anm. 35), S. 15-
114 (zu den Gräben ferner auch S. 269-364; die anderen Teile des Werkes haben einzelne
Anlagen der Neuzeit zum Gegenstand, Künste, S. 37-39; Einrichtung der Wasserlösung in
der Grube „Wildemann" im Jahre 1535, S. 41); Bartels, Strukturwandel (wie Anm. 11),
S. 39-41, S. 48-49 (dort in erster Linie zum Rammelsberg); Bartels/Fessner/Klappauf/
Linke, Metallhütten (wie Anm. 18), S. 275; Fessner/Friedrich/Bartels, Gründliche Ab-
bildung (wie Anm. 11), S. 48, S. 163-180. Bei der Heinzenkunst treibt ein Wasserrad eine
umlaufende Kette mit Lederbälgen an, die unten im Schachtsumpf wie Kolben durch eine
Holzröhre geführt werden, ebd., S. 165-166; erste Verwendung im Rammelsberg wohl um
1435 und in Wildemanns Fundgrube ab 1535, im Jahre 1564 dann Einführung der „Kunst am
krummen Zapfen" (Umlenkung der Kraft vom Kunstrad mit Pleuel bzw. Kurbelwelle über
das Kunstgestänge auf übereinander angeordnete Saug-Hub-Pumpen), ebd., S. 45, S. 74, vgl.
auch S. 121; genaue Beschreibung der Pumpen, ebd., S. 166-169. Zu technischen Lösungen
zur Nutzung der Wasserkraft siehe Friedrich Balck, Zur Nutzung der Wasserkraft, in: Auf
den Spuren einer frühen Industrielandschaft (wie Anm. 18), S. 87-95. Zur Heinzenkunst in
Wildemann siehe Bartels, Der Bergbau (wie Anm. 10), S. 22, S. 26. Neben der Wasserhal-
tung durch Künste war die Ableitung der Wasser durch Wasserlösungsstollen das wichtigste
Verfahren zur Entwässerung der Zechen - davon hatte man auch in der hier relevanten mit-
telalterlichen Periode des Harzbergbaus (vor 1360) schon Gebrauch gemacht, und zwar so-
wohl im Rammelsberg (Ratstiefster Stollen) als auch im Gebiet um das spätere Wildemann,
das Gegenstand der vorliegenden Darstellung ist. Bei der Aufnahme von Wildemanns Fund-
grube (1526) hatte Herzog Heinrich der Jüngere 1524 zunächst den 13-Lachter-Stollen, einen
Wasserlösungsstollen aus dem 14. Jahrhundert, wiederbelegen lassen, Fessner/Friedrich/
Bartels, Gründliche Abbildung (wie Anm. 11), S. 72. Pastor Hardanus Hake konstatiert in
seiner Bergchronik (1583) zudem, man habe den Oberharzer Bergbau in der Mitte des
14. Jahrhunderts eingestellt, da es an Hölzern für den Grubenausbau gemangelt habe, Den-
ker, Die Bergchronik (wie Anm. 8), S. 15 (als die Gebäude bei Wildemann im 16. Jahrhun-
dert wieder angefahren wurden, bemerkten die Bergleute erstaunt, dass der „Alte Mann"
zuletzt offenbar nur noch Birken-, Weiden- oder Haselknüppel als Stützholz verwendet hat-
te); zur Bedeutung der Holzressourcen (anhand jüngerer Quellen) vgl. ebd., S. 149-162. Geo-
chemische Untersuchungen zum historischen Holzbestand des Harzes finden sich in Burk-
hard FRENZEL/Heike Kempter, Der Einfluss von Erzbergbau und Erzverhüttung auf die
Umweltbedingungen des Harzes in der Vergangenheit, in: Auf den Spuren einer frühen
Industrielandschaft (wie Anm. 18), S. 72-77.
 
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