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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0209
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208 I Philipp Stenzig

Letztlich lässt sich anhand des hier vorgestellten Beispiels also ein gemischter
Befund festhalten: Sicherlich wäre es nicht gerechtfertigt, wenn man die Zister-
zienser als den hauptsächlichen Motor des technischen Fortschrittes bezeichnen
wollte, der die Gestalt des mittelalterlichen Bergbaus insgesamt über eine län-
gere Zeit hinweg kontinuierlich geprägt hätte. Aber es gibt doch plausible Hin-
weise darauf, dass die ,Weißen Mönche' hier gerade in einer kritischen Um-
bruchphase einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung oder wenigstens zur
Verbreitung neuer Verfahren zu leisten vermochten. Das betrifft besonders die
Nutzung der Wasserkraft zur mechanischen Belüftung der Öfen als entschei-
dende Voraussetzung für den ,Technologiewechsel' im Verhüttungswesen, und
vielleicht auch allfällige Beiträge zur Konstruktion neuer Wasserlösungseinrich-
tungen in den Stollen. Wenn dem so ist, muss ins Auge fallen, dass diese Innova-
tionen beide in unmittelbarem Zusammenhang mit der eigentlichen technischen
,Kernkompetenz' stehen, die sich die Zisterzienser im Mittelalter erarbeitet hat-
ten - dem Wasserbau.

noch mit einem Viertel. Als es Michael von Broda nicht gelang, der Wassersnot Herr zu
werden, verkauften die Mönche die Hälfte ihres Anteiles an die Klöster Michaelstein und
Schernebeck, weil sie, wie ausdrücklich gesagt wird, die zur Herstellung des Bergwerkes
erforderlichen Mittel in einem Umfange, wie es für ein Viertel erforderlich war, nicht auf-
bringen konnten. Als nach 1432 auch die Bemühungen des Meisters Nikolaus von Ryden er-
folglos blieben, sah sich Walkenried vollends außer Stande, den Anforderungen und Opfern
zu genügen, die der Bergbau im Rammelsberg an seine finanziellen Mittel stellte. Am 26.
April 1444 verkaufte es seinen Anteil am Rammelsberg, ein Achtel, an den Rat der Stadt
Lüneburg." Zwar sei der Bergbau im Oberharz nicht völlig zum Erliegen gekommen, aber
Walkenried habe es offensichtlich an den nötigen Mitteln zur Instandsetzung der Gruben
gefehlt: „Der Hauptgrund für den Verkauf wird deshalb in der allgemein ungünstigen Fi-
nanzlage Walkenrieds zu suchen sein", ebd., S. 242-243; zum Fortbestand als Domäne und zu
den verbliebenen Walkenrieder Gütern im Westharz ebd., S. 245-277.
 
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