Franziskanerklöster mit doppeltem Kreuzgang in der Ordensprovinz Alemania 1 239
forderte die Brüder auf, wie „Pilger und Fremdlinge" in der Welt zu wandeln
und sich nichts, „weder Haus noch Ort noch sonst eine Sache" anzueignen.8
Bezeichnend ist auch die Passage in der Erzählung vom Sacrum Commercium,
dem Bund des Franziskus mit der Herrin Armut, in der die Brüder der Herrin
Armut anstatt gebauter Strukturen die ganze Welt als ihr Kloster präsentieren.9
Franziskanisches Klosterleben und die zugehörigen Räume in
normativen Schriftquellen
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts sahen sowohl Theorie als auch die
(Bau-)Praxis anders aus. Springen wir in die 1260er Jahre, die Zeit des Generalmi-
nisters Bonaventura, finden wir neu verfasste Franziskusviten sowie einen erläu-
ternden Text zur Ordensregel, verfasst als Determinationes Quaestionum circa
Regulam Fratrum Minorum." Thematisiert werden die Siedlung in der Stadt, die
Existenz von Klosteranlagen und ihre Größe - wie es scheint mit dem Ziel der
rational-argumentativen Überbrückung der Differenzen zwischen den frühen
Idealen und der als notwendig empfundenen Praxis. Zusätzlich berichtet die
Quelle von Hintergründen und Intentionen der Architektur und ihrer Nutzung.11
(Zeugnisse des 13. und 14. Jahrhunderts zur Franziskanischen Bewegung 1), Kevelaer 2009,
S. 76, dort: Regula non bullata Kap. 7,13.
8 Die Schriften, hg. von Berg/Lermann (wie Anm. 7), S. 98, dort: Regula bullata Kap. 6,1
und 2. Dazu bereits Mickisch, Gedachter und gebauter Raum (wie Anm. 4), S. 51.
9 Jordan von Giano, Chronik vom Anfang der Minderbrüder besonders in Deutschland
(Chronica Fratris Jordani), übers, und hg. von Johannes Schlageter, Norderstedt 2012,
S. 683. Vgl. Annette Kehnel, Der freiwillig Arme ist ein potentiell Reicher. Eine Unterschei-
dung zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Armut, in: In proposito paupertatis. Studien
zum Armutsverständnis bei den mittelalterlichen Bettelorden, hg. von Gert MELVILLE/An-
nette Kernel (Vita Regularis. Abhandlungen 13), Münster 2001, S. 203-228, dort S. 220-
224 sowie Melville, Quoniam ubicumque samus et ambalamas, babemas cellam (wie
Anm. 6), S. 105.
10 Bonaventura, Determinationes Quaestionum circa Regulam Fratrum Minorum, in: Opera
Omnia, Bd. VIII, Ad Claras Aquas (Quaracchi) 1898, S. 337-374; Giancarlo Andenna, Intra
ambitam civitatis cariores sunt areae. Räumliche Beziehungen zwischen politischen und
kirchlichen Instanzen in den Stadtkommunen der Lombardei. Machträume der frühneuzeit-
lichen Stadt, hg. von Christian HocHMUTR/Susanne Rau (Konflikte und Kultur - Histori-
sche Perspektiven 13), Konstanz 2006, S. 217-238, hier S. 226 f. Inzwischen gilt Bonaventura
nicht mehr als Autor, wie freundlicherweise von PD Dr. Mirko Breitenstein (Dresden) und
PD Dr. Julia Burkhardt (Heidelberg) mitgeteilt.
11 Dazu bereits Gert MELVILLE/Anne Müller, Franziskanische Raumkonzepte. Zur symbo-
lischen Bedeutung des inneren und äußeren Hauses, in: Revue Mabillon, N. S., t. 21 (2010) =
t. 82, S. 105-138, hier S. 128f. Auswertung in Bezug auf Klostergebäude bei Silberer, Domus
(wie Anm. 1), S. 26f.
forderte die Brüder auf, wie „Pilger und Fremdlinge" in der Welt zu wandeln
und sich nichts, „weder Haus noch Ort noch sonst eine Sache" anzueignen.8
Bezeichnend ist auch die Passage in der Erzählung vom Sacrum Commercium,
dem Bund des Franziskus mit der Herrin Armut, in der die Brüder der Herrin
Armut anstatt gebauter Strukturen die ganze Welt als ihr Kloster präsentieren.9
Franziskanisches Klosterleben und die zugehörigen Räume in
normativen Schriftquellen
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts sahen sowohl Theorie als auch die
(Bau-)Praxis anders aus. Springen wir in die 1260er Jahre, die Zeit des Generalmi-
nisters Bonaventura, finden wir neu verfasste Franziskusviten sowie einen erläu-
ternden Text zur Ordensregel, verfasst als Determinationes Quaestionum circa
Regulam Fratrum Minorum." Thematisiert werden die Siedlung in der Stadt, die
Existenz von Klosteranlagen und ihre Größe - wie es scheint mit dem Ziel der
rational-argumentativen Überbrückung der Differenzen zwischen den frühen
Idealen und der als notwendig empfundenen Praxis. Zusätzlich berichtet die
Quelle von Hintergründen und Intentionen der Architektur und ihrer Nutzung.11
(Zeugnisse des 13. und 14. Jahrhunderts zur Franziskanischen Bewegung 1), Kevelaer 2009,
S. 76, dort: Regula non bullata Kap. 7,13.
8 Die Schriften, hg. von Berg/Lermann (wie Anm. 7), S. 98, dort: Regula bullata Kap. 6,1
und 2. Dazu bereits Mickisch, Gedachter und gebauter Raum (wie Anm. 4), S. 51.
9 Jordan von Giano, Chronik vom Anfang der Minderbrüder besonders in Deutschland
(Chronica Fratris Jordani), übers, und hg. von Johannes Schlageter, Norderstedt 2012,
S. 683. Vgl. Annette Kehnel, Der freiwillig Arme ist ein potentiell Reicher. Eine Unterschei-
dung zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Armut, in: In proposito paupertatis. Studien
zum Armutsverständnis bei den mittelalterlichen Bettelorden, hg. von Gert MELVILLE/An-
nette Kernel (Vita Regularis. Abhandlungen 13), Münster 2001, S. 203-228, dort S. 220-
224 sowie Melville, Quoniam ubicumque samus et ambalamas, babemas cellam (wie
Anm. 6), S. 105.
10 Bonaventura, Determinationes Quaestionum circa Regulam Fratrum Minorum, in: Opera
Omnia, Bd. VIII, Ad Claras Aquas (Quaracchi) 1898, S. 337-374; Giancarlo Andenna, Intra
ambitam civitatis cariores sunt areae. Räumliche Beziehungen zwischen politischen und
kirchlichen Instanzen in den Stadtkommunen der Lombardei. Machträume der frühneuzeit-
lichen Stadt, hg. von Christian HocHMUTR/Susanne Rau (Konflikte und Kultur - Histori-
sche Perspektiven 13), Konstanz 2006, S. 217-238, hier S. 226 f. Inzwischen gilt Bonaventura
nicht mehr als Autor, wie freundlicherweise von PD Dr. Mirko Breitenstein (Dresden) und
PD Dr. Julia Burkhardt (Heidelberg) mitgeteilt.
11 Dazu bereits Gert MELVILLE/Anne Müller, Franziskanische Raumkonzepte. Zur symbo-
lischen Bedeutung des inneren und äußeren Hauses, in: Revue Mabillon, N. S., t. 21 (2010) =
t. 82, S. 105-138, hier S. 128f. Auswertung in Bezug auf Klostergebäude bei Silberer, Domus
(wie Anm. 1), S. 26f.