Geistliche Gemeinschaften im Mittelalter zwischen Hof, Stadt und Kloster 1 343
schaftssitz.4 So bündelte es jene Faktoren, die geeignet sind, die Überlieferungs-
chancen mittelalterlicher Bestände von Schrift-, Bild- und materieller Kultur zu
optimieren. Mehr noch: nicht nur geistliche und weltliche Kultur waren hier
aufs engste mit einander verwoben, sondern alle drei Milieus - kurz: Hof, Stadt
und Kloster -, denen ich mich in ihren Wechselwirkungen widmen will.5 In
Klosterneuburg, gegründet durch das Markgrafenpaar Leopold III. und Agnes,
sind das topographisch die Burg der landesfürstlichen Familie, die Siedlung
Klosterneuburg, die später unter den Habsburgern zur Stadt erhoben wurde,
und insgesamt drei seit den großen Kirchenreformen des 11. und 12. Jahrhun-
derts hier etablierte Gemeinschaften von Chorherren und Chorfrauen, die der
jeweiligen Regel des hl. Augustinus folgten.6 In der Stadt Klosterneuburg ka-
men später noch weitere geistliche Gemeinschaften dazu, besonders Klöster der
Bettelorden.7
4 Karl Brunner, Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12. Jahrhundert, hg. von
Herwig Wolfram (Österreichische Geschichte 907-1156), Wien 22003; Georg Scheibelrei-
ter, Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren, Wien u. a. 2010; Klaus Lohrmann,
Die Babenberger und ihre Nachbarn, Wien 2019; für eine Übersicht Christina Lutter, The
Babenbergs. Frontier March to Principality, in: The Origins of the German Principalities
1100-1350, hg. von Graham A. Louu/Jochen Schenk, London 2017, S. 312-328.
5 Zu diesen Wechselwirkungen siehe auch Christina Lutter, Zwischen Hof und Kloster. Kul-
turelle Gemeinschaften im mittelalterlichen Österreich, Wien 2010, sowie aus überliefe-
rungsgeschichtlicher Perspektive Elisabeth GRUBER/Christina LuTTER/Oliver Schmitt,
Kulturgeschichte der Überlieferung im Mittelalter. Quellen und Methoden zur Geschichte
Mittel- und Südosteuropas, Wien 2017.
6 Zum politischen und sozialen Kontext der Klosterneuburger Gründungen vgl. Heide
Dienst, Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs
(Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Erg. Bd. 27), Wien
1990, S. 34-55; Karl Brunner, Leopold, der Heilige, Ein Portrait aus dem Frühling des Mit-
telalters, Wien 2009, S. 158-163; Wilhelm Muschka, Agnes von Waiblingen. Stammmutter
der Staufer und Babenberger-Herzöge. Eine mittelalterliche Biografie, Marburg 2012; zu den
Chorherren v. a. die Arbeiten von Floridus Röhrig, für einen Überblick vgl. Floridus Röh-
rig, Klosterneuburg, in: Die bestehenden Stifte der AugustinerChorherren in Österreich,
Südtirol und Polen (Österreichisches Chorherrenbuch. Die Klöster der Augustiner-Chor-
herren in der ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie), hg. von Floridus Röhrig,
Klosterneuburg/Wien 1997, S. 99-194. Sehr viel weniger gut aufgearbeitet ist die Geschichte
der beiden Klosterneuburger Chorfrauen-Gemeinschaften: Vgl. Dienst, Regionalgeschichte
(wie Anm. 6, oben), S. 174-187. Neben ungedruckten Qualifikationsarbeiten bietet eine erste
Übersicht über Teile des Quellenmaterials Christiane Ulrike Kurz, „Ubi et est habitatio
sororum et mansio fratrum". Doppelklöster und ähnliche Klostergemeinschaften im mittel-
alterlichen Österreich (Diözese Passau in den Ausdehnungen des 13. Jahrhunderts), Kiel
2015, S. 50-97. Eine auf der reichen handschriftlichen Überlieferung basierende Dissertati-
on von Cornelia Peka, Das Doppelkloster der Augustiner Chorfrauen und Chorherren in
Klosterneuburg. Formen klösterlichen Zusammenlebens im Mittelalter, Wien, ist in Vor-
bereitung.
7 Richard Perger, Klosterneuburg im Mittelalter, in: Klosterneuburg Geschichte und Kultur,
Bd. 1, Die Stadt, hg. von der Stadtgemeinde Klosterneuburg, wissenschaftliche Leitung:
schaftssitz.4 So bündelte es jene Faktoren, die geeignet sind, die Überlieferungs-
chancen mittelalterlicher Bestände von Schrift-, Bild- und materieller Kultur zu
optimieren. Mehr noch: nicht nur geistliche und weltliche Kultur waren hier
aufs engste mit einander verwoben, sondern alle drei Milieus - kurz: Hof, Stadt
und Kloster -, denen ich mich in ihren Wechselwirkungen widmen will.5 In
Klosterneuburg, gegründet durch das Markgrafenpaar Leopold III. und Agnes,
sind das topographisch die Burg der landesfürstlichen Familie, die Siedlung
Klosterneuburg, die später unter den Habsburgern zur Stadt erhoben wurde,
und insgesamt drei seit den großen Kirchenreformen des 11. und 12. Jahrhun-
derts hier etablierte Gemeinschaften von Chorherren und Chorfrauen, die der
jeweiligen Regel des hl. Augustinus folgten.6 In der Stadt Klosterneuburg ka-
men später noch weitere geistliche Gemeinschaften dazu, besonders Klöster der
Bettelorden.7
4 Karl Brunner, Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12. Jahrhundert, hg. von
Herwig Wolfram (Österreichische Geschichte 907-1156), Wien 22003; Georg Scheibelrei-
ter, Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren, Wien u. a. 2010; Klaus Lohrmann,
Die Babenberger und ihre Nachbarn, Wien 2019; für eine Übersicht Christina Lutter, The
Babenbergs. Frontier March to Principality, in: The Origins of the German Principalities
1100-1350, hg. von Graham A. Louu/Jochen Schenk, London 2017, S. 312-328.
5 Zu diesen Wechselwirkungen siehe auch Christina Lutter, Zwischen Hof und Kloster. Kul-
turelle Gemeinschaften im mittelalterlichen Österreich, Wien 2010, sowie aus überliefe-
rungsgeschichtlicher Perspektive Elisabeth GRUBER/Christina LuTTER/Oliver Schmitt,
Kulturgeschichte der Überlieferung im Mittelalter. Quellen und Methoden zur Geschichte
Mittel- und Südosteuropas, Wien 2017.
6 Zum politischen und sozialen Kontext der Klosterneuburger Gründungen vgl. Heide
Dienst, Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs
(Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Erg. Bd. 27), Wien
1990, S. 34-55; Karl Brunner, Leopold, der Heilige, Ein Portrait aus dem Frühling des Mit-
telalters, Wien 2009, S. 158-163; Wilhelm Muschka, Agnes von Waiblingen. Stammmutter
der Staufer und Babenberger-Herzöge. Eine mittelalterliche Biografie, Marburg 2012; zu den
Chorherren v. a. die Arbeiten von Floridus Röhrig, für einen Überblick vgl. Floridus Röh-
rig, Klosterneuburg, in: Die bestehenden Stifte der AugustinerChorherren in Österreich,
Südtirol und Polen (Österreichisches Chorherrenbuch. Die Klöster der Augustiner-Chor-
herren in der ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie), hg. von Floridus Röhrig,
Klosterneuburg/Wien 1997, S. 99-194. Sehr viel weniger gut aufgearbeitet ist die Geschichte
der beiden Klosterneuburger Chorfrauen-Gemeinschaften: Vgl. Dienst, Regionalgeschichte
(wie Anm. 6, oben), S. 174-187. Neben ungedruckten Qualifikationsarbeiten bietet eine erste
Übersicht über Teile des Quellenmaterials Christiane Ulrike Kurz, „Ubi et est habitatio
sororum et mansio fratrum". Doppelklöster und ähnliche Klostergemeinschaften im mittel-
alterlichen Österreich (Diözese Passau in den Ausdehnungen des 13. Jahrhunderts), Kiel
2015, S. 50-97. Eine auf der reichen handschriftlichen Überlieferung basierende Dissertati-
on von Cornelia Peka, Das Doppelkloster der Augustiner Chorfrauen und Chorherren in
Klosterneuburg. Formen klösterlichen Zusammenlebens im Mittelalter, Wien, ist in Vor-
bereitung.
7 Richard Perger, Klosterneuburg im Mittelalter, in: Klosterneuburg Geschichte und Kultur,
Bd. 1, Die Stadt, hg. von der Stadtgemeinde Klosterneuburg, wissenschaftliche Leitung: