Geistliche Gemeinschaften im Mittelalter zwischen Hof, Stadt und Kloster 1 363
sich zusammen mit jenen in liturgischen Handschriften und Urkunden ein Be-
ziehungsnetz von Vertretern der Führungsschicht der regionalen Ministerialen-
Familien rekonstruieren, die hier durch die liturgische memoria sowohl dem
Kloster als auch untereinander verbunden scheinen. Aber auch der Orden der
Dominikaner selbst war in der Kremser Dominikanerkirche programmatisch
durch eine überlebensgroße Darstellung des Hl. Dominikus, umgeben von sechs
Kirchenmodellen repräsentiert.
Identifikationsangebote für die geistliche Gemeinschaft im engeren Sinn im
Rahmen des Ordensverbandes und solche für die lokal miteinander verbunde-
nen Akteure innerhalb und außerhalb des Kloster schlossen einander also nicht
notwendigerweise aus, sondern konnten sowohl in Konkurrenz zu einander tre-
ten als auch in derselben baulichen Struktur, hier in unterschiedlichen Räumen
integriert werden.57 Noch unmittelbarer erfolgte eine solche bildliche Integra-
tion in der Dominikanerkirche im heute slowenischen (damals südsteirischen)
Ptuj/Pettau. Im dortigen Kreuzgang ist aus den 1330er Jahren eine doppelte Ge-
meinschaftsdarstellung erhalten: im oberen Teil sieht man etwa 40 Brüder im
Gebet, während unmittelbar darunter in einem Medaillonfries die Wappen all
jener weltlichen Förderer abgebildet sind, die nach einem Brand des Klosters
(1302) seinen Wiederaufbau unterstützt hatten.58
In all diesen Fällen zeigen sich die enge Verflechtung geistlicher, adeliger und
städtischer Kultur und eine bewusste Auseinandersetzung mit der jeweils ge-
meinsamen oder getrennten Nutzung ihrer Räume. Aber nicht nur die Mendi-
kanten ab dem 13. Jahrhundert oder zuvor schon Wirtschaftshöfe der „alten"
Orden waren in größeren und kleinen Städten prominent vertreten. Die deutli-
che Zunahme und damit auch Konkurrenz von religiösen Angeboten seit dem
13. Jahrhundert gerade im Stadtraum und die parallel dazu wachsende und viel-
im Kremser Dominikanerkloster, in: Text als Realie, hg. von Karl BRUNNER/Gerhard Jaritz
(Österreichische Akademie der Wissenschaften, Sitzungsberichte der philosophisch-histori-
schen Klasse 704), Wien 2003, S. 297-317. Vgl. außerdem Harry Kühnel, Das Dominikaner-
kloster, in: Ausstellungskatalog 1000 Jahre Kunst in Krems, Krems/Wien 1971, S. 133-151.
57 Vgl. Klaus Krüger, Selbstdarstellung im Konflikt. Zur Repräsentation der Bettelorden im
Medium der Kunst, in: Die Repräsentation der Gruppen: Texte - Bilder - Objekte, hg. von
Otto Gerhard OEXLE/Andrea von Hülsen-Esch (Veröffentlichungen des Max-Planck-
Instituts für Geschichte 141), Göttingen 1998, S.127-186; David B. Greene, The Imagining
of Community in European Art and Architecture, 1140-1617. Envisioning Transcendence of,
Authority in, and Foundations of Community, Lewiston 2010; sowie die Beiträge in: Faces
of Community in Central European Towns. Images, Symbols and Performances 1400-1700,
hg. von Katerina HornIckovä, Lanham 2018.
58 Für das Beispiel siehe Opitz, Bilder von Gemeinschaften (wie Anm. 56), S. 44-45 sowie
Katalog Gotik in Slowenien, hg. von der Narodna galerija Ljubljana, Ljubljana 1995, S. 230-
231.
sich zusammen mit jenen in liturgischen Handschriften und Urkunden ein Be-
ziehungsnetz von Vertretern der Führungsschicht der regionalen Ministerialen-
Familien rekonstruieren, die hier durch die liturgische memoria sowohl dem
Kloster als auch untereinander verbunden scheinen. Aber auch der Orden der
Dominikaner selbst war in der Kremser Dominikanerkirche programmatisch
durch eine überlebensgroße Darstellung des Hl. Dominikus, umgeben von sechs
Kirchenmodellen repräsentiert.
Identifikationsangebote für die geistliche Gemeinschaft im engeren Sinn im
Rahmen des Ordensverbandes und solche für die lokal miteinander verbunde-
nen Akteure innerhalb und außerhalb des Kloster schlossen einander also nicht
notwendigerweise aus, sondern konnten sowohl in Konkurrenz zu einander tre-
ten als auch in derselben baulichen Struktur, hier in unterschiedlichen Räumen
integriert werden.57 Noch unmittelbarer erfolgte eine solche bildliche Integra-
tion in der Dominikanerkirche im heute slowenischen (damals südsteirischen)
Ptuj/Pettau. Im dortigen Kreuzgang ist aus den 1330er Jahren eine doppelte Ge-
meinschaftsdarstellung erhalten: im oberen Teil sieht man etwa 40 Brüder im
Gebet, während unmittelbar darunter in einem Medaillonfries die Wappen all
jener weltlichen Förderer abgebildet sind, die nach einem Brand des Klosters
(1302) seinen Wiederaufbau unterstützt hatten.58
In all diesen Fällen zeigen sich die enge Verflechtung geistlicher, adeliger und
städtischer Kultur und eine bewusste Auseinandersetzung mit der jeweils ge-
meinsamen oder getrennten Nutzung ihrer Räume. Aber nicht nur die Mendi-
kanten ab dem 13. Jahrhundert oder zuvor schon Wirtschaftshöfe der „alten"
Orden waren in größeren und kleinen Städten prominent vertreten. Die deutli-
che Zunahme und damit auch Konkurrenz von religiösen Angeboten seit dem
13. Jahrhundert gerade im Stadtraum und die parallel dazu wachsende und viel-
im Kremser Dominikanerkloster, in: Text als Realie, hg. von Karl BRUNNER/Gerhard Jaritz
(Österreichische Akademie der Wissenschaften, Sitzungsberichte der philosophisch-histori-
schen Klasse 704), Wien 2003, S. 297-317. Vgl. außerdem Harry Kühnel, Das Dominikaner-
kloster, in: Ausstellungskatalog 1000 Jahre Kunst in Krems, Krems/Wien 1971, S. 133-151.
57 Vgl. Klaus Krüger, Selbstdarstellung im Konflikt. Zur Repräsentation der Bettelorden im
Medium der Kunst, in: Die Repräsentation der Gruppen: Texte - Bilder - Objekte, hg. von
Otto Gerhard OEXLE/Andrea von Hülsen-Esch (Veröffentlichungen des Max-Planck-
Instituts für Geschichte 141), Göttingen 1998, S.127-186; David B. Greene, The Imagining
of Community in European Art and Architecture, 1140-1617. Envisioning Transcendence of,
Authority in, and Foundations of Community, Lewiston 2010; sowie die Beiträge in: Faces
of Community in Central European Towns. Images, Symbols and Performances 1400-1700,
hg. von Katerina HornIckovä, Lanham 2018.
58 Für das Beispiel siehe Opitz, Bilder von Gemeinschaften (wie Anm. 56), S. 44-45 sowie
Katalog Gotik in Slowenien, hg. von der Narodna galerija Ljubljana, Ljubljana 1995, S. 230-
231.