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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0368
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Geistliche Gemeinschaften im Mittelalter zwischen Hof, Stadt und Kloster 1 367

in Zentraleuropa etablierte Tradition auf, wo besonders weibliche Mitglieder
von Herrscherhäusern Mendikantenklöster unterstützten. In der Frühphase der
Bettelordens-Bewegung zu Beginn des 13. Jahrhunderts traten außergewöhn-
lich viele Fürstinnen den damals neuen Reformgemeinschaften bei, um ihr welt-
lich-elitäres Leben mit einem in Armut und Nächstenliebe zu vertauschen und
so ein Beispiel herausragender Demut zu geben. Mit der Zeit gingen solche Mo-
tive zurück, verglichen mit der bleibenden Rolle, die strategische Allianzen mit
den Mendikanten für zentraleuropäische Herrscherhäuser spielten.69
Auch die Investitionen der Habsburger und ihre repräsentative Positionie-
rung im öffentlichen Raum hatten weniger mit spirituellen Innovationen der
Mendikanten in ihrer Frühphase zu tun, als sie Ausdruck der herrschaftlichen
Nutzung von Ressourcen sowie Abgrenzung von regional bestehenden För-
dertraditionen durch „alte" regionale Eliten waren. Sie waren Teil der Macht-
politik der Habsburger in ihren neuen Ländern und deren wichtigen Städten:70
Rudolf I. gründete ein Dominikanerinnenkloster in Tulln, sein Sohn Al-
für Geschichte Österreichs 1), Wien 1967 sowie Alois Niederstätter, Die Herrschaft
Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter, hg. von Herwig Wolfram (Österreichische
Geschichte 1278-1411), Wien 2001.
69 Dazu Gabor Klaniczay, The Mendicant Orders in East-Central Europe and the Integration
of Cultures, in: Hybride Kulturen im mittelalterlichen Europa, hg. von Michael Borgolte/
Bernd Schneidmüller (Europa im Mittelalter 16), Berlin 2010, S. 245-260; Julia Burk-
hardt, Allerchristlichste Könige und Mindere Brüder. Franziskanische Klöster als
Begegnungsräume im angevinischen Königreich Ungarn, in: Abrahams Erbe. Konkurrenz,
Konflikt und Koexistenz der Religionen im europäischen Mittelalter, hg. von Ludger Lieb/
Klaus OscHEMA/Johannes Heil (Das Mittelalter. Beihefte 2), München 2014, S. 40-57,
sowie Julia Burkhardt, Friars and Princesses in Late Medieval Poland. Encounters, Inter-
actions and Agency, in: Queens, Princesses and Mendicants. Close Relations in a European
Perspective/Fürstinnen und Mendikanten. Hochadlige Bettelordensaffinität in europäischer
Perspektive, hg. von Imke JusT/Nikolas Jaspert (Vita regularis. Abhandlungen 75), Zürich
2019, S. 239-261. Für eine breite vergleichende Übersicht siehe Beatrix F. Romhänyi, Men-
dicant Networks and Population in a European Perspective, in: Medieval East Central Euro-
pe in a Comparative Perspective. From Frontier Zones to Lands in Focus, hg. von Gerhard
JARITZ/Katalin Szende, London/New York 2016, S. 99-122.
70 Vgl. Herta Hageneder, Die Minoriten in den österreichischen Städten, in: Stadt und Kir-
che, hg. von Franz-Heinz Hye (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 13), Linz
1995, S. 257-268. Ähnlich gestaltete sich die Klosterpolitik der Habsburger in ihren west-
lichen Ländern, am eindrucksvollsten erkennbar am Beispiel von Königsfelden nahe dem
habsburgischen Stammsitz: Königsfelden. Königsmord, Kloster, Klinik, hg. von Simon
TEUSCHER/Claudia Moddelmog, Baden 2012, sowie zum Vergleich Claudia Moddelmog,
Königliche Stiftungen des Mittelalters im historischen Wandel. Quedlinburg und Speyer,
Königsfelden, Wiener Neustadt und Andernach (Stiftungsgeschichten 8), Berlin 2012. Siehe
außerdem Martina Stercken, Formen herrschaftlicher Präsenz. Die Habsburger in ihren
Städten im Gebiet der heutigen Schweiz, in: Habsburger Herrschaft vor Ort - weltweit
(1300-1600), hg. von Jeanette Rauschert u. a., Ostfildern 2013, S. 149-168.
 
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