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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0372
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Geistliche Gemeinschaften im Mittelalter zwischen Hof, Stadt und Kloster 1 371

ten in den komplexen Netzwerken adeliger und städtischer Eliten fungieren.
Deren Familienverbände und geistliche Gemeinschaften verwendeten ihre Be-
ziehungen wechselseitig, um politisch-ökonomisches und spirituelles Kapital,
Besitz und Seelenheilschancen, zu mehren.78 Neue Gemeinschaftsformen in
Städten wie Bruderschaften und Gilden modellierten ihre Organisationsformen
an monastischen Vorbildern.79 Deren doppelte Ökonomie bildete also ein gleich-
zeitig innovatives und stabilisierendes Fundament sozialer Beziehungen. Ihre
nachhaltigen Leistungen scheinen mir besonders in der Fähigkeit der langfristi-
gen Integration von Altem und Neuem, von translokaler Organisation und
regionaler Verortung und der Übersetzung unterschiedlicher Formen der Zuge-
hörigkeit in den Kontaktzonen und an den Nahtstellen heterogener sozialer
Räume zu bestehen.

78 Die Pionierstudie zum mittelalterlichen Wien stammt von Brigitte Pohl-Resl, Rechnen mit
der Ewigkeit. Das Wiener Bürgerspital im Mittelalter (Mitteilungen des Instituts für Öster-
reichische Geschichtsforschung, Erg. Bd. 33), Wien 1996. Ab dem 14. und besonders im
15. Jahrhundert nimmt die Überlieferung zu diesen Interaktionen dramatisch zu und ermög-
licht neue Methoden der quantitativen Datenerfassung und -auswertung, etwa mit Methoden
der sozialen Netzwerkanalyse, vgl. etwa das Projekt „Stadt und Gemeinschaft. Schenkungen
und Stiftungen als Quellen sozialer Beziehungsgeflechte im spätmittelalterlichen Wien" ge-
fördert von der Stadt Wien (MA 8,2017-2018, PL Christina Lutter). Siehe Lutter, Stadt und
Gemeinschaft (wie Anm. 59). Dazu auch Thomas ERTL/Thomas Haffner, The Property
Market of Late Medieval Vienna, in: Medieval Vienna in Context, hg. von Susana Zapke/
Elisabeth Gruber (Brill's Companions to European History), Leiden 2021, S. 115-134. Für
eine methodische Perspektive vgl. Eva Jullien, Netzwerkanalyse in der Mediävistik. Prob-
leme und Perspektiven im Umgang mit mittelalterlichen Quellen, in: Vierteljahrschrift für
Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 100/2 (2013), S. 135-153.

79 So bereits Otto Gerhard Oexle, Soziale Gruppen in der Ständegesellschaft: Lebensformen
des Mittelalters und ihre historischen Wirkungen, in: Oexle/von Hülsen-Esch, Repräsen-
tation der Gruppen (wie Anm. 57), S. 9-44; vgl. Otto Gerhard Oexle, Gilde und Kommune.
Über die Entstehung von „Einung" und „Gemeinde" als Grundformen des Zusammenlebens
in Europa [1996], repr. in: Die Wirklichkeit und das Wissen. Mittelalterforschung - histori-
sche Kulturwissenschaft - Geschichte und Theorie der historischen Erkenntnis, hg. von An-
drea von Hülsen-Esch u. a., Göttingen 2011, S. 569-594. Zuletzt Arie van Steensel, Guilds
and Politics in Medieval Urban Europe. Towards a Comparative Institutional Analysis, in:
Craftsmen and Guilds in the Medieval and Early Modern Periods, hg. von Eva JULLIEN/Mi-
chel Pauly (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 235), Stuttgart
2016, S. 36-56.
 
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