Kaiser Karl IV. und seine Mönche 1 401
Die folgenden Beispiele demonstrieren, dass die Mönche vor Ort und die Ex-
ponenten der Klostergemeinschaften nicht nur an Karls Hof eine große Rolle
spielten, sondern vor allem in Karls Kultur- und Bildungspolitik. Zugleich kann
auch gezeigt werden, dass die Skala zwischen Impulsgebung oder kreativem An-
stoß und Leistung im Auftrag und Dienst des Hofes sehr breit war.
Obwohl, wie Peter Moraw es treffend formulierte, „auf den karolinischen
Hof [...] die schwere Last des Nichtwissens infolge einer sehr einseitigen Über-
lieferung, die z. B. die persönlichen Momente weithin im Dunkeln lässt," drückt,
können wir in manchen Fällen einen Mönch im Dienst des Hofes als konkreten
Verfasser eines Werkes identifizieren.10 Als Beispiele für auswärtige Gelehrte
können der Minorit Giovanni Marignolli, der mit einer Weltchronik beauftragt
wurde, und der Dominikaner Konrad von Halberstadt der Jüngere, der mehrere
dem Kaiser bzw. dem Prager Erzbischof gewidmete theologische Traktate ver-
fasste, genannt werden, es gab jedoch noch mehr solcher nach Prag eingeladenen
Ordensbrüder."
Ein bezeichnendes Beispiel stellt ein in Prag ansässiger Augustiner-Eremit,
Nikolaus von Laun, aus dem St.-Thomas-Kloster auf der Prager Kleinseite dar.12
Während der Vorbereitungen für seine Krönung zum böhmischen König im
Prager Veitsdom im Jahr 1347 ergänzte Karl IV. das ältere Krönungszeremoniell
um einige neue Elemente.13 Dazu gehörten zwei Festansprachen: eine auf Tsche-
chisch an das Volk (adpopnlnm), die zweite auf Latein an den Klerus (ad clerum).
Die lateinische Rede, die der besagte Nikolaus von Laun, Lektor des
Augustiner-Generalstudiums, verfasste und vortrug, ist erhalten geblieben und
bietet höchst interessante Einblicke in Karls Legitimationsstrategien. Kurz
nachdem die Krönungsprozession den Dom betreten hatte, predigte Magister
Nikolaus über das Thema: Eris corona glorie in manu Domini et diadema in
muenchen.de/SekLit/P2004A/Schlotheuber.htm (zuletzt abgerufen am 25.02.2020); Vaclav
lürek, Entre la cour et la ville. Les erudits au service de l'empereur Charles IV a Prague, in: La
cour et les villes dans l'Europe des XIVe-XVIe siecles, hg. von Denis MENJOT/Leonard Cour-
bon (Studies in European Urban History 35), Turnhout 2015, S. 213-223.
10 Moraw, Über den Hof (wie Anm. 7), S. 77.
11 Frantisek Kavka, Am Hofe Karls IV., Leipzig 1989, S. 149-160; Karl IV. und sein Kreis, hg.
von Ferdinand Seibt (Lebensbilder zur Geschichte der böhmischen Länder 3), München/
Wien 1978; Literatur im Umkreis des Prager Hofs der Luxemburger, hg. von Joachim Heinz-
LE/Peter JoHNSON/Gisela Vollmann-Profe, (Wolfram-Studien 13) Berlin 1994.
12 Josef Hemmerle, Nikolaus von Laun, in: Karl IV. und sein Kreis (wie Anm. 11), S. 175-197.
13 Obwohl die erhaltene Niederschrift des Krönungsordo der böhmischen Könige erst in den
1360er Jahren verfasst wurde, klang die Predigt an den Klerus schon 1347 an. Siehe dazu
Vaclav 2ürek, The Coronations of Czech Kings and Queens, in: Festivities, Ceremonies and
Rituals in Late Middle Ages, hg. von Frantisek SMAHEL/Martin NoDL/Väclav 2ürek,
Leiden/Boston 2021 [im Druck].
Die folgenden Beispiele demonstrieren, dass die Mönche vor Ort und die Ex-
ponenten der Klostergemeinschaften nicht nur an Karls Hof eine große Rolle
spielten, sondern vor allem in Karls Kultur- und Bildungspolitik. Zugleich kann
auch gezeigt werden, dass die Skala zwischen Impulsgebung oder kreativem An-
stoß und Leistung im Auftrag und Dienst des Hofes sehr breit war.
Obwohl, wie Peter Moraw es treffend formulierte, „auf den karolinischen
Hof [...] die schwere Last des Nichtwissens infolge einer sehr einseitigen Über-
lieferung, die z. B. die persönlichen Momente weithin im Dunkeln lässt," drückt,
können wir in manchen Fällen einen Mönch im Dienst des Hofes als konkreten
Verfasser eines Werkes identifizieren.10 Als Beispiele für auswärtige Gelehrte
können der Minorit Giovanni Marignolli, der mit einer Weltchronik beauftragt
wurde, und der Dominikaner Konrad von Halberstadt der Jüngere, der mehrere
dem Kaiser bzw. dem Prager Erzbischof gewidmete theologische Traktate ver-
fasste, genannt werden, es gab jedoch noch mehr solcher nach Prag eingeladenen
Ordensbrüder."
Ein bezeichnendes Beispiel stellt ein in Prag ansässiger Augustiner-Eremit,
Nikolaus von Laun, aus dem St.-Thomas-Kloster auf der Prager Kleinseite dar.12
Während der Vorbereitungen für seine Krönung zum böhmischen König im
Prager Veitsdom im Jahr 1347 ergänzte Karl IV. das ältere Krönungszeremoniell
um einige neue Elemente.13 Dazu gehörten zwei Festansprachen: eine auf Tsche-
chisch an das Volk (adpopnlnm), die zweite auf Latein an den Klerus (ad clerum).
Die lateinische Rede, die der besagte Nikolaus von Laun, Lektor des
Augustiner-Generalstudiums, verfasste und vortrug, ist erhalten geblieben und
bietet höchst interessante Einblicke in Karls Legitimationsstrategien. Kurz
nachdem die Krönungsprozession den Dom betreten hatte, predigte Magister
Nikolaus über das Thema: Eris corona glorie in manu Domini et diadema in
muenchen.de/SekLit/P2004A/Schlotheuber.htm (zuletzt abgerufen am 25.02.2020); Vaclav
lürek, Entre la cour et la ville. Les erudits au service de l'empereur Charles IV a Prague, in: La
cour et les villes dans l'Europe des XIVe-XVIe siecles, hg. von Denis MENJOT/Leonard Cour-
bon (Studies in European Urban History 35), Turnhout 2015, S. 213-223.
10 Moraw, Über den Hof (wie Anm. 7), S. 77.
11 Frantisek Kavka, Am Hofe Karls IV., Leipzig 1989, S. 149-160; Karl IV. und sein Kreis, hg.
von Ferdinand Seibt (Lebensbilder zur Geschichte der böhmischen Länder 3), München/
Wien 1978; Literatur im Umkreis des Prager Hofs der Luxemburger, hg. von Joachim Heinz-
LE/Peter JoHNSON/Gisela Vollmann-Profe, (Wolfram-Studien 13) Berlin 1994.
12 Josef Hemmerle, Nikolaus von Laun, in: Karl IV. und sein Kreis (wie Anm. 11), S. 175-197.
13 Obwohl die erhaltene Niederschrift des Krönungsordo der böhmischen Könige erst in den
1360er Jahren verfasst wurde, klang die Predigt an den Klerus schon 1347 an. Siehe dazu
Vaclav 2ürek, The Coronations of Czech Kings and Queens, in: Festivities, Ceremonies and
Rituals in Late Middle Ages, hg. von Frantisek SMAHEL/Martin NoDL/Väclav 2ürek,
Leiden/Boston 2021 [im Druck].