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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0401
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400 I Vaclav Zurek

lichen Räte an Karls Hof war bedeutend, Peter Moraw hat ihn auf 47 Prozent -
im Vergleich zu 53 Prozent Laien - festgesetzt.7
Potenzielle Autoren fand Karl IV. in den religiösen Gemeinschaften Prags,
und er holte sie auch aus dem Ausland nach Prag. Der Prager Erzbischof Ernst
von Pardubitz spielt in dieser Bestrebung eine wichtige Rolle, ebenso wie der
Olmützer Bischof und Kanzler Johann von Neumarkt.8 Karl bemühte sich je-
doch auch, geeignete Kleriker in seine Dienste und gleichzeitig am besten in
Prager Klöster zu locken, weil ihre Existenz gesichert war. Allgemein gilt, dass
während Karls Regierung der Hof und die Stadt bemerkenswert kosmopolitisch
wurden - das lag nicht nur daran, dass Prag gleichzeitig die Residenz des Kaisers
und damit die Reichshauptstadt war. Der Herrscher selbst lud Gelehrte und
Künstler aus verschiedenen Ländern ein und versuchte, sie in seine Dienste zu
nehmen. Dieses Bemühen trug nicht nur in Form konkreter Männer Früchte,
die für ihn arbeiteten, sondern auch der Hof und ganz Prag wurden zu Orten,
die in den nächsten Jahrzehnten ein ungesehenes wirtschaftliches und kulturel-
les Wachstum erlebten. Die Prager Konurbation verwandelte sich so in eine
echte mitteleuropäische Metropole. Eine Rolle spielte auch die Attraktivität
Prags als Universitätsstadt. Die Früchte dieser Öffnung für kulturelle und ide-
elle Einflüsse aus anderen Ländern ernteten die Böhmischen Länder nicht nur
zur Zeit Karls, sondern auch von dessen Sohn Wenzel. Der Prager Hof hinter-
ließ selbst bei dem wohl bedeutendsten Dichter dieser Zeit, Francesco Petrarca,
einen guten Eindruck bei seinem Besuch in Prag. Karl wollte ihn ebenfalls in
seine Dienste nehmen; als dies nicht klappte, blieben Karl und Ernst wenigstens
in Briefkontakt mit ihm. Petrarca besuchte Prag und widersprach den sich selbst
herabwürdigenden Formulierungen von Ernst, als er über den Prager Hof
schrieb: „Ich habe nie etwas weniger Barbarisches gesehen."9

7 Peter Moraw, Über den Hof Kaisers Karls IV., in: Deutscher Königshof, Hoftag und Reichs-
tag im späten Mittelalter, hg. von Dems. (Vorträge und Forschungen 48 (2002), S. 77-103, hier
S. 90.

8 Zdehka HledIkovä, Arnost z Pardubic. Arcibiskup, zakladatel a rädce, Praha 2008; Marie
Blähovä, Osobnost Jana ze Stredy, in: Liber viaticus Jana ze Stredy, Bd. 2, hg. von Pavel
BRODSKY/Katerina SPURNÄ/Marta VaculInova Praha 2016, S. 35-69.

9 Das betont auch Petrarcas Meinung über Karls Hof, mit der er den Kaiser zusammen mit sei-
nem Berater würdigen wollte: Ego vero nicbil barbarum minus, nicbil bumanum magis profite-
or me vidisse quam Cesarem et aliquot circa eum summos viros, quorum modo nominibus sci-
enter abstineo, summos, inquam, viros et insignes, dignos maiore memoria; quod ad bec attinet,
abunde mites et affabiles, etiam si „Atbenis atbicis" nati essent. Vale. Petrarcas Briefwechsel
mit deutschen Zeitgenossen, hg. von Paul Piur (Vom Mittelalter zur Reformation VII, 1933),
Nr. 4, S. 21. Vgl. dazu Eva Schlotheuber, Petrarca am Hof Karls IV. und die Rolle der Hu-
manisten, in: Sammelpublikation der Vortragsreihe des SS 2004 an der LMU München, hg. von
Heinrich C. Kuhn, München 2004, online verfügbar unter: http://www.phil-hum-ren.uni-
 
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