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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Editor]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0405
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404 I Vaclav Zurek

Dozenten/Professoren durfte auch ein Lehrer aus den Reihen des Minoriten-
ordens aus dem St.-Jakobs-Kloster nicht fehlen, das ebenfalls am Unterrichts-
betrieb beteiligt war. Das war Meister Albertus Bludonis. Damit die Ausbildung
erfolgreich beginnen konnte, war es notwendig, den ausgewählten Theologen
ein Doktorat zu verleihen, damit die formellen Anforderungen erfüllt wurden.
Daher bat Karl IV. den Papst darum, einigen von ihnen den Doktortitel mit ei-
ner Bulle zu verleihen; diese neuen Akademiker wurden doctores bwllati ge-
nannt.19 Von den fünf vom Chronisten erwähnten Professoren kennen wir also
drei mit Namen (Johannes Moravec, Nikolaus von Laun, Albert Bludonis) und
vermuten die anderen beiden (Johannes Dambach und Augustiner Heinrich der
Jüngere von Friemar). Der Beginn der Ausbildung an der Theologischen Fakul-
tät stellt ein charakteristisches Beispiel für die Verflechtung der Ordenshäuser in
Prag mit dem königlichen Hof dar, von dem beide Seiten profitierten - die Or-
densprofessoren erhielten eine Anstellung und Einfluss an der entstehenden
Universität und die Universität konnte den Unterricht sicherstellen, ohne neue
Professoren aushalten zu müssen. Es ist auch nicht klar, ob die Idee, in Prag eine
Theologische Fakultät einzurichten, nicht daher stammt, dass die Ausgangssitu-
ation günstig war: Die Existenz der Ordensschulen war für die Gründung oder
besser gesagt für den Anlauf des Theologieunterrichts schlechthin unerlässlich -
der Universität mangelte es nicht nur an Personal (Professoren), sondern auch an
geeigneten Räumen. Daher begann die Lehre anfangs in Prager Klöstern und
überlebte allgemein bis zur Einrichtung des Karlskollegs 1366 nur in einfachen
Verhältnissen. Karl IV. bat den Papst im gleichen Jahr, per Bulle die Provinziale
der Minoriten, Dominikaner, Augustiner-Eremiten und Karmeliten (deren Zahl
nach 1348 zunahm) aufzufordern, in Prag Theologie-Professoren auszuhalten,
die an der Hochschule Vorlesungen halten können, wie es anderswo Brauch
sei.20 Die Verflechtung zwischen den erwähnten Klöstern und der Universität
wurde später durch die Inkorporation ihrer Schulen und Magister verstärkt
(z. B. wurden die Dominikaner 1383 offiziell inkorporiert). Es kann nicht aus-
torem assignamus fratrem lohannem de Tambaco, magistrum in theologia in provincia
Theutonie. Vgl. Jaroslav Kadlec, Reholnf generälnf studia pri Karlove univerzite v dobe
predhusitske, in: Acta Universitatis Carolinae-Historia Universitatis Carolinae Pragensis
7/2 (1966), S. 63-108, hier S. 64-79.
19 Vgl. im Fall von Johann Moravec die Petition von 30. August 1348, siehe Acta Clementis VI.
pontificis Romani 1342-1352, hg. von Ladislav Klincman (Monumenta Vaticana res gestas
Bohemicas illustrantia I), Praha 1903, Nr. 1014, S. 570-571. Albertus Bludonis wurde in Avi-
gnon zum Doktor der Theologie promoviert, siehe die Petition von 13. Juni 1349; ebd.,
Nr. 1118, S. 615.
20 Acta Urbani V. 1362-1370, hg. von Bedrich Jensovsky (Monumenta Vaticana res gestas Bo-
hemicas illustrantia III), Pragae 1944, Nr. 794, S. 497-498.
 
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