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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Editor]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0408
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Kaiser Karl IV. und seine Mönche 1 407

genden, vor allem über mitteleuropäische Heilige, darin kommt auch als Uni-
kum der heilige Kaiser Karl der Große vor.28
Die Verehrung Karls IV. für Karl den Großen als Patron des römisch-deut-
schen Reiches, aber auch als sein persönlicher Patron und Vorfahre, bildet den
Kern der von ihm gepflegten politischen Frömmigkeit, und das Chorherrenstift
Karlshof, das in enger Beziehung mit dem Hofe stand, setzte diese Bemühungen
in die Tat um.
Ein anderes Beispiel für ein von Karl IV. neugegründetes Kloster mit großer
kultureller Wirkmacht stellt das sog. Slawenkloster (Monasterium slavorum)
dar. Schon 1346 bat Karl IV. den Papst um die Genehmigung, ein Kloster für
slawische Benediktiner-Mönche in den Böhmischen Ländern aufbauen zu dür-
fen. Diese Benediktiner kamen dann mit päpstlicher Zustimmung nach Prag,
wo sie sich in einem bereits 1353 gegründeten Kloster ansiedelten und die Li-
turgie im slawischen Ritus zelebrierten. Das Kloster wurde dem hl. Hierony-
mus, der der Überlieferung zufolge die Bibel nicht nur auf Latein, sondern auch
in die slawische Sprache übersetzt hatte, geweiht. Diese Kultvariante, die Hie-
ronymus als slawischen Kirchenvater betrachtete, wurde ein lokales Spezifi-
kum in Dalmatien.29
Dieses außergewöhnliche Kloster brachte gleich mehrere Neuigkeiten in die
Stadt - neben dem spezifischen slawischen Ritus auch den bereits erwähnten
Hieronymus-Kult. Es trug auch zur Wiederbelebung der Verehrung von Kyrill
und Method bei, denen das Kloster ebenfalls geweiht war.
Diese religiöse Gemeinschaft war nicht nur wegen der Liturgie auf Kirchen-
slawisch und Büchern in glagolitischer Schrift interessant, sondern auch auf-
grund seiner literarischen Tätigkeit. Das Skriptorium im Slawenkloster wurde
sehr rasch einer der wichtigsten Orte, an dem volkssprachliche (tschechische)
Übersetzungen entstanden und kopiert wurden. Das Kloster wurde aufgrund
seines spezifischen Ritus „bei den Slawen" (Ad sclavos) genannt, in offiziellen
Dokumenten wurde es sehr beschreibend als monasterium sancti Hieronymi
slavorwm ordinis benedicti in nova civitate Pragensi bezeichnet und gezielt von

28 Prag, Knihovna Närodnfho muzea, Hs. XV A 12, fol. 92v-94v mit Incipit Beatissimus Karo-
lus erat virtutibus ornatus.

29 Hans Rothe, Das Slavenkloster in der Prager Neustadt bis zum Jahre 1419. Darstellung
und Erläuterung der Quellen, t. I-II, in: Jahrbücher für die Geschichte Osteuropas, NF 40
(1992), S. 1-26, S. 161-177. Vgl. Julia Verkholantsev, St. Jerome, Apostle to the Slavs, and
the Roman Slavonic Rite, in: Speculum 87 (2012), S. 37-61; Dies., St. Jerome As a Slavic
Apostle in Luxemburg Bohemia, in: Viator 44 (2013), S. 251-286; Vaclav Cermak,
Cirkevneslovanske pfsemnictvf slovanskeho klastera v Praze, in: Cyrilometodejskä misie a
Evropa. 1150 let od pffchodu solunskych bratfi na Velkou Moravu, hg. von Pavel Kouril,
Brno 2014, S. 292-296.
 
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