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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0409
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408 I Vaclav Zurek

Seiten des Herrschers und des Hofes gefördert.30 Davon zeugt eine Schenkungs-
urkunde, die Karl IV. dem Klosterschreiber (scriptor librorum monasterii Sla-
uorum) Johannes am 26. August 1356 ausstellte.31 Der Herrscher trug also zur
langfristigen Sicherstellung der Schreibertätigkeiten im Kloster bei, was als all-
gemeinerer Beweis für die Förderung der Literaturproduktion im Kloster aus-
gelegt werden kann. Damit hängt auch ein wichtiges Thema zusammen, das mit
den Prager Klöstern und dem Karlshof in Verbindung steht: die literarische Pro-
duktion in der Vernakularsprache.
Die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts stellt eine sehr bemerkenswerte Peri-
ode für die alttschechische Literatur dar, vor allem die Übersetzungen religiöser
Erbauungsliteratur spielten eine große Rolle.32 Die fleißige Übersetzungstätig-
keit im slawischen Skriptorium war in jedem Fall sehr wichtig. Übersetzt wur-
den auch andere Texte wie Heiligenlegenden (z. B. die Legenda aurea von Jako-
bus de Voragine oder die Historia scholastics von Petrus Comestor) und auf
Laienleser zielende Abhandlungen, die die Frömmigkeit fördern und die Gläu-
bigen formieren sollten.33 Das gilt auch für eine alttschechische Übersetzung der
Bibel, die auf die 50er bis 60er Jahre des 14. Jahrhunderts datiert werden kann.34
Es liegt der Verdacht nahe, dass die Bibelübersetzung auf die „slawischen" Mön-
che zurückgeht, aber im erwähnten Zeitraum waren der Konvent und auch sein
Skriptorium einer so großen Herausforderung nicht gewachsen. Es kommen

30 Vgl. Verkholantsev, St. Jerome (wie Anm. 29), S. 260-261, wo sie zwölf Urkunden mit
diesem Titel aufzählt.

31 Ihm wird darin bescheinigt: consideratis multiplicibus obsequiis tuis, quibus pro decore mo-
nasterii nostri Slauorum in scribendis libris legendarum et cantus nobilis lingwe slauonice
hujusque provide mentis studio tarn sollicite quam fideliter laborasti et laborabis [...] decern
marcas [...] in laborando et scribendo libros legendarum et cantus dicti wulgaris slauonici.
Das vollständige Registrum Slavorum, hg. von Leander HELMLING/Adalbert Horcicka,
Praha 1904, Nr. 27, S. 65-66.

32 Lenka Jirouskova, Prague, in: Regeneration: A Literary History of Europe (1348-1418)
Bd. 2, hg. von David Wallace, Oxford 2016, S. 617-651; Pavlina Rychterova, Autorität
und Wahrheit in dem alttschechischen katechetischen Schrifttum, in: Autorität und Wahr-
heit. Kirchliche Vorstellungen, Normen und Verfahren (13.-15. Jahrhundert), hg. von Elisa-
beth MÜLLER-LucKNER/Gian Luca Potesta, München 2012, S. 113-126.

33 Im Übrigen wurde der Übersetzerethos schon in der Gründungsurkunde des Klosters ver-
ankert, in der über den Hl. Hieronymus steht: ob reuerenciam et memoriam gloriosi confes-
soris beati Jeronimi, Stridonum doctoris egregii et translatoris interpresque eximii sacre scrip-
ture de ebrayca in latinam et slauonicam lingwas. Das vollständige Registrum Slavorum,
Nr. 2, S. 10.

34 Vladimir Kyas, Die alttschechische Bibelübersetzung des 14. Jahrhunderts und ihre Ent-
wicklung im 15. Jahrhundert, in: Kuttenberger Bibel bei Martin von Tisnov. Kommentare,
hg. von Reinhold OLESCH/Hans Rothe, Paderborn 1989, S. 9-52; Jakub Sichälek, Euro-
pean Background. Czech Translations, in: The Wycliffite Bible. Origin, History and Inter-
pretation, hg. von Elizabeth Solopova, Leiden 2016, S. 66-84.
 
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