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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0441
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440 I Mirko Breitenstein und Jörg Sonntag

Höfen gelangte dieses Spiel in die Städte und wieder zurück in die Klöster.
Kaum zufällig wurden hohen Würdenträgern auf nicht wenigen Generalkapitels-
versammlungen der Orden Tennisbälle und Tennisschläger überreicht.15
Im Hinblick auf solche Phänomene, erscheint es sinnvoll, übergeordnete wei-
tere Beobachtungsbereiche zu wählen und in ihnen - und dies wäre nicht nur
das Spiel, sondern etwa auch die Institutionalität, das Recht, die Wirtschaft, die
Ethik etc. - Innovationen, Innovationsketten, Transformationen oder Brüche
zwischen den sich überschneidenden Segmenten nachzuzeichnen. Damit näm-
lich stieße man in einen vielschichtigen, ständig sich selbst erneuernden intra-
gesellschaftlichen, von kreativen Impulsen getragenen Kreislauf von Adaption,
Transformation, Kommunikation und Re-Adaption vor.
Weil sich wesentliche Bedürfnisse der mittelalterlichen Gesellschaft gerade
im religiösen Leben kristallisierten und hier zudem eine Bildungselite wirkte,
verfügte vor allem die vita religiosa innerhalb dieses Innovationskreislaufs über
eine entscheidende Schubkraft, um das Denken und Wirken der Zeit wegwei-
send zu prägen. Von einem „Brennglas der Kultur" oder vom Kloster als „Kata-
lysator und Katapult" war auf der Tagung, aus deren Resümee unser kleines
Nachwort entstanden ist, die Rede. Jenen Kreisläufen und Bedeutungsverschie-
bungen innerhalb der mittelalterlichen Kultur weiter nachzugehen, bleibt hoch
spannend.

15 Vgl. dazu Theo Stemmler, Kleine Geschichte des Tennisspiels. Vom Jeu de paume zum Ten-
nis (Insel-Bücherei 1076), Frankfurt 1995, S. 10. Zur Symbolik, in deren Zeichen offenbar die
Taube als den Tennisbällen gleichwertig angesehen wurde, vgl. Jörg Sonntag, Erfinder, Ver-
mittler und Interpreten. Ordensleute und das Spiel im Gefüge der mittelalterlichen Gesell-
schaft, in: Religiosus Ludens. Das Spiel als kulturelles Phänomen in mittelalterlichen Klös-
tern und Orden, hg. von Dems. (Arbeiten zur Kirchengeschichte 122), Berlin/Boston 2013,
S. 259-260.
 
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