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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1/2): Kommentar zu Nietzsches Unzeitgemässen Betrachtungen: I. David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller, II. Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben — Berlin, Boston: De Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69926#0249
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Stellenkommentar UB I DS 11, KSA 1, S. 224-226 223

wie ein heil. Bernhard, ein heil. Franciscus, und selbst später noch ein Luther,
sind jetzt noch zu finden; unsere Schleiermacher, unsere Neander, machen
neben jenen alten Meistern eine sehr weltliche Figur.“
224, 20-22 „Die Darwinsche Theorie gleicht einer nur erst abgesteckten Eisen-
bahn -wo die Fähnlein lustig im Winde flattern.“] Von N. erheblich kompri-
miertes Zitat aus ANG 176, 16-24. In dieser Textpassage schreibt Strauß über
die Theorie Darwins: „Sie gleicht einer nur erst abgesteckten Eisenbahn: wel-
che Abgründe werden da noch auszufüllen oder zu überbrücken, welche Berge
zu durchgraben sein, wie manches Jahr noch verfließen, ehe der Zug reiselusti-
ge Menschen schnell und bequem da hinaus befördert! Aber man sieht doch
die Richtung schon: dahin wird und muß es gehen, wo die Fähnlein lustig im
Winde flattern. Ja, lustig, und zwar im Sinne der reinsten erhabensten Geistes-
freude.“ - Vgl. auch Exzerpte aus ANG (KGWIII5/1), S. 354.
224, 25 eine zweite rhetorische Forderung] In diesem Kontext zeigt N. ein be-
sonderes Interesse an der Rhetorik, das auch durch seine Lehrveranstaltungen
dokumentiert wird. An der Universität Basel hielt er im Wintersemester 1872/
73 die Vorlesung Geschichte der griechischen Beredsamkeit, im Sommersemes-
ter 1874 eine Vorlesung über antike Rhetorik, im Wintersemester 1874/75 und
danach noch mehrmals die Vorlesung Aristoteles Rhetorik I. Drittes Buch der
Rhetorik (KGW II4, 363-611). Vgl. auch NK 225, 15-17.
224, 32 - 225, 8 „Dass auf den früheren Stufen der Religion [...] statt Eines
Gottes eine Vielzahl von Göttern erscheint, [...] das Wesen, worauf sie in letzter
Beziehung zurückgeht, nur Eines sein kann.“] Zitat aus ANG 132, 8-19 (ohne Ab-
weichungen).
225,11-19 „Was ich im Folgenden auszuführen gedenke [...] ob sie eine ächte
sei.“] N. zitiert hier aus Strauß’ ANG 8, 20-29 (ohne Abweichungen).
226,15-17 was der Autor des dialogus de oratoribus sagt: „illam ipsam quam
iactant sanitatem non firmitate sed ieiunio consequuntur.“] Hier zitiert N. den
römischen Schriftsteller Publius Cornelius Tacitus (56-117 n. Chr.), der in sei-
nem Dialogus de oratoribus (23, 3) erklärt: „quos more prisco apud iudicem
fabulantes non auditores sequuntur, non populus audit, vix denique litigator
perpetitur: adeo maesti et inculti illam ipsam, quam iactant sanitatem non fir-
mitate, sed ieiunio consequuntur.“ („Wenn sie in veralteter Weise vor dem
Richter daherreden, folgt ihnen kein Zuhörer mit Aufmerksamkeit, hört sie das
Volk nicht an, erträgt sie endlich kaum der Prozessierende selbst; so trübselig
und vernachlässigt erreichen sie eben jene Gesundheit, deren sie sich rühmen,
nicht aufgrund einer gesunden Kraft, sondern durch Enthaltsamkeit“, Überset-
zung von Hans Volkmer). - In Tacitus’ Dialogus de oratoribus diskutieren vier
 
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