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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1/2): Kommentar zu Nietzsches Unzeitgemässen Betrachtungen: I. David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller, II. Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben — Berlin, Boston: De Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69926#0269
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Stellenkommentar UB I DS 12, KSA 1, S. 237-238 243

237, 22-23 „Aber man kann ohne Stellung sein und doch nicht
am Boden liegen.“] Vgl. Strauß’ ANG5, 4-6 und N.s Exzerpte aus ANG
(KGW III 5/1), S. 349.
237, 29-30 „die notorisch dürr gewordenen Zweige des alten
Baumes“] Vgl. dazu Strauß’ ANG5, 22-27 und N.s Exzerpte aus ANG
(KGW III 5/1), S. 349.
237, 31-34 „der könne auch einem unfehlbaren Papste, als von
jenem Bedürfniss gefordert, seine Anerkennung nicht versa-
gen.“] Damit rekurriert Strauß in ANG erneut auf das von ihm bereits an ande-
rer Stelle in ANG (3, 6-11) zum Thema gemachte Unfehlbarkeitsdogma, das auf
dem Ersten Vatikanischen Konzil am 18. Juli 1870 (also nur drei Jahre vor der
Publikation von N.s UB I DS) dekretiert wurde und in der katholischen Kirche
seither als verbindlich gilt. Zum Wortlaut der betreffenden Textpassage in
Strauß’ Schrift ANG (3, 6-11), den N. in 229, 5-10 verkürzt und leicht modifi-
ziert, vgl. NK 229, 5-10 (vgl. dort auch detailliertere Informationen zum Dogma
der Unfehlbarkeit des Papstes).
238, 3-5 „Neubildung einer neuen Organisirung der idealen
Elemente im Völkerleben.“] Vgl. N.s Exzerpte aus ANG (KGW III5/1),
S. 349. Hier (wie auch in 176, 7-8) zitiert N. verkürzend aus Strauß’ ANG 8: „Es
fällt uns nicht ein, irgend eine Kirche zerstören zu wollen, da wir wissen, dass
für Unzählige eine Kirche noch ein Bedürfnis ist. Für eine Neubildung aber
(nicht einer Kirche, sondern nach deren endlichem Zerfall einer neuen Organi-
sirung der idealen Elemente im Völkerleben) scheint uns die Zeit noch nicht
gekommen.“
238, 5 tautologischer Unsinn] Tautologisch ist die Umschreibung eines Begriffs
mit synonymen Wörtern, die keine Erweiterung der semantischen Dimension
zur Folge haben (Bsp.: weißer Schimmel, alter Greis). N. wirft Strauß im vorlie-
genden Kontext also vor, dass er in ANG mitunter eine überflüssige Häufung
von Wörtern mit gleichem oder ähnlichem Sinn präsentiere, die keinen Er-
kenntniszuwachs ermögliche.
238, 11-12 Also muss es heissen: „ohne Jemandes Abgunst zu fürchten.“] Vgl.
Strauß’ ANG 9, 11-17: „Daß ich nun ein ungerechter Haushalter gewesen wäre,
dessen bin ich mir nicht bewußt. Ein ungeschickter mitunter, und wohl auch
ein lässiger, das weiß der Himmel; aber im Ganzen that ich, wozu ich Kraft
und Trieb in mir empfand, und that es ohne rechts oder links zu sehen, ohne
jemands Gunst zu suchen, ohne jemands Abgunst zu scheuen.“ - Strauß spielt
hier auf Schillers Übersetzung von Shakespeares Macbeth an (vgl. I. Aufzug,
5. Auftritt): „So sprecht zu mir, der eure Gunst nicht sucht, / Noch eure Ab-
 
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