552 Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben
kriecht, setzt sich das hohe Geistergespräch fort.] N. bezieht sich hier auf Scho-
penhauer, der in seinen nachgelassenen Manuskripten die „Genialen-
Republik“ von „der Gelehrten-Republik“ abgrenzt. Die 1864 von Julius
Frauenstädt herausgegebene Nachlass-Edition Aus Arthur Schopenhauers hand-
schriftlichem Nachlaß. Abhandlungen, Anmerkungen, Aphorismen und Fragmente
hatte N. in seiner persönlichen Bibliothek (NPB 543): vgl. ebd., 375-376. -
Bereits im Zusammenhang mit seinem Entwurf einer „monumentalischen His-
torie“ vertritt N. einen elitären Individualismus, indem er erklärt, dass „die
grossen Momente im Kampfe der Einzelnen eine Kette bilden, dass in ihnen
ein Höhenzug der Menschheit durch Jahrtausende hin sich verbinde“ (259,12-
14). Vgl. dazu NK 259, 9-32. - Wenig später charakterisiert er eine sublimierte
Form des Ruhms so: „es ist der Glaube an die Zusammengehörigkeit und Con-
tinuität des Grossen aller Zeiten, es ist ein Protest gegen den Wechsel der
Geschlechter und die Vergänglichkeit“ (260, 19-22). „Die Massen“ betrachtet
N. bloß als „verschwimmende Copien der grossen Männer“ (320, 3-5). Despek-
tierlich erklärt er: „im Uebrigen hole sie der Teufel und die Statistik!“ (320, 8-
9). - Mit einem Zitat aus dem vorliegenden Kontext von UB II HL (317, 7-26)
grenzt Janz den geistesaristokratischen Individualismus N.s von Schopenhau-
ers Auffassung ab, indem er behauptet: „Das ist bereits jetzt eine gründliche
Absage an Schopenhauer“ (Janz 1978, Bd. 1, 563). Mit dieser Ansicht irrt Janz,
wie eine (weiter unten zitierte) Parallelstelle aus den nachgelassenen Schriften
Schopenhauers zeigt (HN 3, 188).
Gebirgsmetaphorik verbindet N. wenig später auch in UB III SE mit einem
entschiedenen Geistesaristokratismus, wenn er den strapaziösen Weg der
„kleineren Schaar“ betont, der sich als „schwieriger, verschlungener, steiler“
erweist als die bequeme Wanderung der Majorität (KSA 1, 402,16-29). Analoge
Vorstellungen entfaltet N. zuvor bereits 1872 im vierten seiner Vorträge Ueber
die Zukunft unserer Bildungsanstalten (KSA 1, 728, 18 - 729, 3). Vgl. dazu auch
NK 402, 15-17. Und im ersten dieser Vorträge korreliert er die allegorische Vor-
stellung eines elitären Individualismus in einer dialogischen Inszenierung mit
der Überzeugung der Philosophen-Figur: „es würde kein Mensch nach Bildung
streben, wenn er wüßte, wie unglaublich klein die Zahl der wirklich Gebildeten
zuletzt ist und überhaupt sein kann [...]. Man dürfe deshalb von jener lächerli-
chen Improportionalität zwischen der Zahl der wahrhaft Gebildeten und dem
ungeheuer großen Bildungsapparat nichts öffentlich verrathen; hier stecke das
eigentliche Bildungsgeheimniß: daß nämlich zahllose Menschen scheinbar für
sich, im Grunde nur, um einige wenige Menschen möglich zu machen, nach
Bildung ringen, für die Bildung arbeiten“ (KSA 1, 665, 20-32).
Bereits im 17. Jahrhundert war die Idee einer Gelehrtenrepublik aufgekom-
men, die Klopstock in seiner Schrift Die deutsche Gelehrtenrepublik, ihre Ein-
kriecht, setzt sich das hohe Geistergespräch fort.] N. bezieht sich hier auf Scho-
penhauer, der in seinen nachgelassenen Manuskripten die „Genialen-
Republik“ von „der Gelehrten-Republik“ abgrenzt. Die 1864 von Julius
Frauenstädt herausgegebene Nachlass-Edition Aus Arthur Schopenhauers hand-
schriftlichem Nachlaß. Abhandlungen, Anmerkungen, Aphorismen und Fragmente
hatte N. in seiner persönlichen Bibliothek (NPB 543): vgl. ebd., 375-376. -
Bereits im Zusammenhang mit seinem Entwurf einer „monumentalischen His-
torie“ vertritt N. einen elitären Individualismus, indem er erklärt, dass „die
grossen Momente im Kampfe der Einzelnen eine Kette bilden, dass in ihnen
ein Höhenzug der Menschheit durch Jahrtausende hin sich verbinde“ (259,12-
14). Vgl. dazu NK 259, 9-32. - Wenig später charakterisiert er eine sublimierte
Form des Ruhms so: „es ist der Glaube an die Zusammengehörigkeit und Con-
tinuität des Grossen aller Zeiten, es ist ein Protest gegen den Wechsel der
Geschlechter und die Vergänglichkeit“ (260, 19-22). „Die Massen“ betrachtet
N. bloß als „verschwimmende Copien der grossen Männer“ (320, 3-5). Despek-
tierlich erklärt er: „im Uebrigen hole sie der Teufel und die Statistik!“ (320, 8-
9). - Mit einem Zitat aus dem vorliegenden Kontext von UB II HL (317, 7-26)
grenzt Janz den geistesaristokratischen Individualismus N.s von Schopenhau-
ers Auffassung ab, indem er behauptet: „Das ist bereits jetzt eine gründliche
Absage an Schopenhauer“ (Janz 1978, Bd. 1, 563). Mit dieser Ansicht irrt Janz,
wie eine (weiter unten zitierte) Parallelstelle aus den nachgelassenen Schriften
Schopenhauers zeigt (HN 3, 188).
Gebirgsmetaphorik verbindet N. wenig später auch in UB III SE mit einem
entschiedenen Geistesaristokratismus, wenn er den strapaziösen Weg der
„kleineren Schaar“ betont, der sich als „schwieriger, verschlungener, steiler“
erweist als die bequeme Wanderung der Majorität (KSA 1, 402,16-29). Analoge
Vorstellungen entfaltet N. zuvor bereits 1872 im vierten seiner Vorträge Ueber
die Zukunft unserer Bildungsanstalten (KSA 1, 728, 18 - 729, 3). Vgl. dazu auch
NK 402, 15-17. Und im ersten dieser Vorträge korreliert er die allegorische Vor-
stellung eines elitären Individualismus in einer dialogischen Inszenierung mit
der Überzeugung der Philosophen-Figur: „es würde kein Mensch nach Bildung
streben, wenn er wüßte, wie unglaublich klein die Zahl der wirklich Gebildeten
zuletzt ist und überhaupt sein kann [...]. Man dürfe deshalb von jener lächerli-
chen Improportionalität zwischen der Zahl der wahrhaft Gebildeten und dem
ungeheuer großen Bildungsapparat nichts öffentlich verrathen; hier stecke das
eigentliche Bildungsgeheimniß: daß nämlich zahllose Menschen scheinbar für
sich, im Grunde nur, um einige wenige Menschen möglich zu machen, nach
Bildung ringen, für die Bildung arbeiten“ (KSA 1, 665, 20-32).
Bereits im 17. Jahrhundert war die Idee einer Gelehrtenrepublik aufgekom-
men, die Klopstock in seiner Schrift Die deutsche Gelehrtenrepublik, ihre Ein-