386 Jenseits von Gut und Böse
entwurf (NL 1885/86, KSA 12, 2[5O], 86, 2, entspricht KGW IX 5, W I 8, 159, 12).
Am 22.12.1888 schrieb N. an Heinrich Köselitz, er überlege „das Lied Zara-
thustras — es heißt Von der Armut des Reichsten“ ,,[a]ls Zwischenspiel zwi-
schen 2 Hauptabschnitten“ noch in Ecce homo aufzunehmen (KSB 8/KGB III/
5, Nr. 1207, S. 546, Z. 34-36); schon am 29. 07.1888 bezeichnete er in einem
Brief an Carl Fuchs Za IV als „Zwischenakt zwischen dem Zarathustra und
dem, was folgt ([...]). Der genauere Titel, der bezeichnender wäre: / ,Die
Versuchung Zarathustra’s/ / Ein Zwischenspiel“ (KSB 8/KGB III/5,
Nr. 1075, S. 374, Z. 10-15, sehr ähnlich im Brief an Georg Brandes, 08. 01.1888,
KSB 8/KGB III/5, Nr. 974, S. 228, Z. 16-20).
N.s Wortgebrauch deckt die lexikalisch dokumentierte Bedeutungsband-
breite des „Zwischenspiels“ ab, das „in früherer, vorwiegend barocker zeit dra-
matische spiele bezw. nebenhandlungen“ bezeichnete, „die gern zur abwechs-
lung für die zuschauer zwischen die akte eines Schauspiels eingeschoben wur-
den“, wobei in jüngerer Zeit die Verwendung zur Bezeichnung „für rein
instrumentale musikpartien, die als mehr nebensächliche bezw. überleitende
abschnitte zwischen den hauptteilen eines musikstückes stehen oder auch ein-
schiebsel der begleitmusik zwischen gesangpartien darstellen können“ (Grimm
1854-1971, 32, 1371), vorherrsche. Aber der Ausdruck werde auch „aufs leben
übertragen“, „in der regel für nebensächliche, schnell vorübergehende, episo-
denhafte ereignisse“ (ebd., 1372). Auch die von N. in DD benutzte, hebräische
Formel Sela (n’Pp) aus den Psalmen wird in der griechischen Septuaginta-Über-
setzung als öiaipaApa, d.h. „Zwischenspiel“ wiedergegeben (vgl. NK KSA 6,
383, 7).
Die „Zwischenspiele“, die bei N. nur im JGB-Kontext pluralisiert werden,
sind zunächst analog zu denen im Hymnus auf die Freundschaft Variationen zu
einigen sonst in JGB behandelten Themen. Zugleich gehören sie einem anderen
Genre als die längeren Texte der übrigen Hauptstücke an und scheinen damit
zur Erholung und Abspannung einzuladen. Faktisch allerdings verlangen sie
eine nicht geringere Deutungsarbeit als die ausführlicheren Kurzessays von
JGB. Aber gerade die Verknappung und Verrätselung machen den promissori-
schen - und insofern konzeptionell gut in JGB passenden - Charakter der
„Sprüche und Zwischenspiele“ aus: Sie lassen Themen, Probleme und Fragen
anklingen, die in anderen (vorangehenden und nachfolgenden) Hauptstücken
deutlicher hervortreten. Die Funktion des Hauptstücks „Sprüche und Zwi-
schenspiele“ besteht durch den Wechsel des Genres, des Duktus, der Stim-
mung und der Perspektive wesentlich in der Schärfung der Aufmerksamkeit
für die nächsten Hauptstücke, aber auch in der retrospektiven Neuvergegen-
wärtigung der vorangegangenen drei Hauptstücke. Die Zwischenspiele zeitigen
einen quasi theaterpädagogischen Effekt: Philosophie wird hier inszeniert und
entwurf (NL 1885/86, KSA 12, 2[5O], 86, 2, entspricht KGW IX 5, W I 8, 159, 12).
Am 22.12.1888 schrieb N. an Heinrich Köselitz, er überlege „das Lied Zara-
thustras — es heißt Von der Armut des Reichsten“ ,,[a]ls Zwischenspiel zwi-
schen 2 Hauptabschnitten“ noch in Ecce homo aufzunehmen (KSB 8/KGB III/
5, Nr. 1207, S. 546, Z. 34-36); schon am 29. 07.1888 bezeichnete er in einem
Brief an Carl Fuchs Za IV als „Zwischenakt zwischen dem Zarathustra und
dem, was folgt ([...]). Der genauere Titel, der bezeichnender wäre: / ,Die
Versuchung Zarathustra’s/ / Ein Zwischenspiel“ (KSB 8/KGB III/5,
Nr. 1075, S. 374, Z. 10-15, sehr ähnlich im Brief an Georg Brandes, 08. 01.1888,
KSB 8/KGB III/5, Nr. 974, S. 228, Z. 16-20).
N.s Wortgebrauch deckt die lexikalisch dokumentierte Bedeutungsband-
breite des „Zwischenspiels“ ab, das „in früherer, vorwiegend barocker zeit dra-
matische spiele bezw. nebenhandlungen“ bezeichnete, „die gern zur abwechs-
lung für die zuschauer zwischen die akte eines Schauspiels eingeschoben wur-
den“, wobei in jüngerer Zeit die Verwendung zur Bezeichnung „für rein
instrumentale musikpartien, die als mehr nebensächliche bezw. überleitende
abschnitte zwischen den hauptteilen eines musikstückes stehen oder auch ein-
schiebsel der begleitmusik zwischen gesangpartien darstellen können“ (Grimm
1854-1971, 32, 1371), vorherrsche. Aber der Ausdruck werde auch „aufs leben
übertragen“, „in der regel für nebensächliche, schnell vorübergehende, episo-
denhafte ereignisse“ (ebd., 1372). Auch die von N. in DD benutzte, hebräische
Formel Sela (n’Pp) aus den Psalmen wird in der griechischen Septuaginta-Über-
setzung als öiaipaApa, d.h. „Zwischenspiel“ wiedergegeben (vgl. NK KSA 6,
383, 7).
Die „Zwischenspiele“, die bei N. nur im JGB-Kontext pluralisiert werden,
sind zunächst analog zu denen im Hymnus auf die Freundschaft Variationen zu
einigen sonst in JGB behandelten Themen. Zugleich gehören sie einem anderen
Genre als die längeren Texte der übrigen Hauptstücke an und scheinen damit
zur Erholung und Abspannung einzuladen. Faktisch allerdings verlangen sie
eine nicht geringere Deutungsarbeit als die ausführlicheren Kurzessays von
JGB. Aber gerade die Verknappung und Verrätselung machen den promissori-
schen - und insofern konzeptionell gut in JGB passenden - Charakter der
„Sprüche und Zwischenspiele“ aus: Sie lassen Themen, Probleme und Fragen
anklingen, die in anderen (vorangehenden und nachfolgenden) Hauptstücken
deutlicher hervortreten. Die Funktion des Hauptstücks „Sprüche und Zwi-
schenspiele“ besteht durch den Wechsel des Genres, des Duktus, der Stim-
mung und der Perspektive wesentlich in der Schärfung der Aufmerksamkeit
für die nächsten Hauptstücke, aber auch in der retrospektiven Neuvergegen-
wärtigung der vorangegangenen drei Hauptstücke. Die Zwischenspiele zeitigen
einen quasi theaterpädagogischen Effekt: Philosophie wird hier inszeniert und