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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0418
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398 Jenseits von Gut und Böse

73a.
87,173 a.] In der Erstausgabe von JGB trägt dieser Abschnitt ebenso wie der
vorangegangene die Nummer 73 (Nietzsche 1886, 88). Im Handexemplar des
ersten JGB-Drucks (Anna Amalia Bibliothek, Signatur C 4619) ist von N.s Hand
beim zweiten Abschnitt ein doppelt unterstrichenes „a“ zur Korrektur einge-
fügt. Die Korrektur des Handexemplars wurde in späteren Ausgaben still-
schweigend übernommen (neben KGW und KSA z. B. bei Schlechta: Nietzsche
1999, 2, 626).
87, 2 f. Mancher Pfau verdeckt vor Aller Augen seinen Pfauenschweif — und
heisst es seinen Stolz.] In NL 1882, KSA 10, 3[l]27O, 85, 17 f. ist der Text nahezu
identisch, dort mit Doppelpunkt statt Gedankenstrich und mit „Stolz“ in An-
führungszeichen (sehr ähnlich auch in NL 1883, KSA 10, 12[1]98, 391, 17 f. -
dort schon unmittelbar nach der Sentenz, die schließlich JGB 73 werden sollte).
In der Vorstufe zu 3[l]27O wird noch deutlicher, was hinter der Handlungsweise
des sprichwörtlich stolzen Wesens steckt, nämlich Eitelkeit: „Mancher Pfau
versteckt seinen Pfauenschweif: und auch das aus Eitelkeit - das nennt man
,Stolz“4 (KGW VII 4/1, 86). In den europäischen Sprachen haben „die Eitel-
keit und der Stolz“ den Pfau „sprüchwörtlich gemacht“ (Brinkmann 1878,
1, 564 mit diversen Belegen), vgl. auch FW Vorrede 2: „der stolze Geist, der
Pfau, das Pferd sind die drei stolzesten Thier’ auf der Erd“ (KSA 3, 348, 2-4).
JGB 73a erinnert in seinem auf menschliche Eitelkeit zielenden, entlarvenden
Gestus an die Sentenzen von La Rochefoucauld (vgl. NK 103, 8 f.), der freilich
dem Pfau andere Eigenschaften zuschreibt: „II y a des paons qui n’ont que de
la beaute, qui deplaisent par leur chant, et qui detruisent les lieux qu’ils habi-
tent“ (La Rochefoucauld 1868, 1, 308, fehlt in der in N.s Bibliothek erhaltenen
französischen Ausgabe - „es gibt Pfauen, die nur Schönheit haben, die durch
ihren Gesang missfallen und die die Orte zerstören, die sie bewohnen“).
74.
87, 5-7 Ein Mensch mit Genie ist unausstehlich, wenn er nicht mindestens noch
zweierlei dazu besitzt: Dankbarkeit und Reinlichkeit.] Fast identisch ist der
Wortlaut in NL 1882, KSA 10, 3[1]265, 85, 3 f. JGB 74 wird in der Rezension des
Werkes der Neuen preußischen Zeitung vom 31.10.1886 zitiert und gegen N.
verwendet, siehe NK KSA 6, 46, 8.
75.
87, 9 f. Grad und Art der Geschlechtlichkeit eines Menschen reicht bis in den
letzten Gipfel seines Geistes hinauf.] Der Entwurf in NL 1882, KSA 10, 3[1]275,
 
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