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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0500
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480 Jenseits von Gut und Böse

nicht gerade da Verbotstafeln auf, wo uns die vom Schöpfer zugedachte Freude
ein Glück anbietet, das uns etwas vom Geschmack des Göttlichen spüren läßt?“
(http: / / www.vatican.va / holy_father / benedict_xvi / encyclicals / documents / hf_
ben-xvi_enc_2OO51225_deus-caritas-est_ge.html) Erwartungsgemäß versucht
Benedikt XVI. im Folgenden, den Eindruck zu zerstreuen, das Christentum
habe die Liebe korrumpiert. Vielmehr habe es sie veredelt.
169.
102, 8 f. Viel von sich reden kann auch ein Mittel sein, sich zu verbergen.] Vgl.
NL 1882, KSA 10, 3[1]349, 95, 20: „Viel von sich reden ist auch ein Mittel sich
zu verbergen.“ Gleichlautend findet sich der Gedanke in NL 1883, KSA 10,
12[l]90, 391, 1; KSA 10, 13[16], 464, 29 u. KSA 10, 16[7], 500, 4, in die 3. Person
transponiert wird er in NL 1884/85, KSA 11, 31[36], 373, 28 f. JGB 40, KSA 5, 58,
18-20 ruft schließlich den „Verborgene[n]“ auf, „der aus Instinkt das Reden
zum Schweigen und Verschweigen braucht und unerschöpflich ist in der Aus-
flucht vor Mittheilung“, weswegen er sich des Maskenspieles befleißige.
Was hier als tiefsinnige eigene Erkenntnis präsentiert wird, ist eine Lebens-
weisheit, die etwa in einer (durch diverse Anthologien weit verbreiteten) Mus-
terpredigt zu Johannes 5, 31-39 von Johann Heinrich Bernhard Dräseke lange
vor N. ihren Platz gefunden hatte: „Viele, die von sich reden, wollen nicht ihr
Inneres vor Andern aufschließen, sie wollen es eben recht verstecken, indem
sie es zu öffnen die Miene annehmen. Du sollst nicht erfahren, was du habest
an ihnen: du sollst gerade durch ihre Berichte über sie getäuscht werden und
irre geführt. So bringt es ihr Vortheil, so bringt es ihre Leidenschaft mit sich.
Ihre Worte sind Fallthüren, dir den Abgrund zu verbergen, an welchem du
stehst.“ (Hanstein/Eylert/Dräseke 1822, 6, 380) Dräseke war als Generalsuper-
intendent der preußischen Provinz Sachsen bis 1843 der Dienstvorgesetzte von
N.s Vater Carl Ludwig als Pfarrer in Röcken. Was der Kirchenmann tadeln woll-
te, nämlich die Selbstverbergung hinter der Selbstzurschaustellung, wurde in
N.s Text zum Zeichen einer vornehmen Strategie der Dissimulation, die er ins-
besondere mit der höfischen Kultur des (französischen) Absolutismus und bei-
spielsweise mit Baltasar Graciäns Hand-Orakel verband.
170.
102, 11 Im Lobe ist mehr Zudringlichkeit, als im Tadel.] Vgl. NL 1882, KSA 10,
3[1]141, 70, 7 u. gleichlautend NL 1883, KSA 10, 12[l]108, 392, 13: „Im Lobe ist
viel mehr Zudringlichkeit als im Tadel.“ NL 1884/85, KSA 11, 31[53], 386, 18
und NL 1884/85, KSA 11, 32[9], 404, 31 fragen unisono: „ist nicht das Loben
 
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