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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0050
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46

MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

Psal. cxlv. [9]

Gen. i. [28-30]
A 3 a

Gottes reden.
Ps. cxlviii. [3]
Gen. i. [28]

und seinem wesen noch erkante18, also mögen und sollen wir seine
creaturen ym in disem regiment seiner gütigkeit dyenstlich sein. Nemlich
das ein yede creatur mit dem, das sye gott gemacht und ir geben hat,
den andern allen dyene zum guten, damit uffgang und allenthalb schein
diß sein lob. Der herr ist gut in allen dingen und sein miltigkeit über alle seine 5
werck. und das wer dann19 reden und ußprechen die gedechtnüß seiner
großen gütigkeit und singen von seiner gerechtigkeit. wie im selben
psalmen auch gemeldet würt20.
Nun in disem göttlichen wesen seind alle creaturen noch on der
teüffel und der mensch21. dann sye ynen selb, nit aber gott, in dem 10
wolthun allen andern creaturen irer natur und ordenung nach dyenen
mit allem, so sye seind, haben und vermögen. Der hymel laufft und
scheynt ym selb nit, sonder allen andern geschöpfften. dergleich das
ertrich tregt ym selb nit, sonder den andern creaturen. Also all gewächs
und alle thyer was sye seind, haben, vermögen und thun, ist alls zu 15
nutz und fürderung andern creaturen und bevorab des menschens
gerichtet. Dann also hat er zum menschen gesagt und sye gebenedeyet.
Seyt fruchtbar und merent eüch und erfült das erdtreych und underwerffts eüch
und herrschen über die fisch des mörs und die vögel underm | hymel und alle thier,
das sich uff dem erdtreych bewegt. Und gott hat gesagt. Secht, ich hab eüch 20
geben alles gewächs, das sein somen treyt22 uff dem erdtreych, und alle bäum, die
von ynen selb haben somen irer art, das sye eüch seyen zur speyß, und allen thyeren
des erdtreichs und allen vöglen underm hymel und allem, das sich bewegt uff dem
erdtreych und in welchem ein lebende seel ist. und es ist also geschehen.
Diß seind die wort gottes, die müssen wor sein, wie joch uns die sach 25
ansycht23. Gottes reden ist nit allein wort wie unsers, sonder auch thun.
Er hat gesprochen und es seind alle ding gemacht. Wie er den menschen ge-
benedeyet und ym gesagt hat: Seyt fruchtbar und merent eüch. und aber das
nit allein wort gewesen seind, sonder er hat ym domit krafft und macht
verluhen, das er fruchtbar sein mög, ja auch müsse, er wöll dann der 30
natur widerstreben, das dann nüt guts bringt, derselbig gott und schöpffer
der natur geb ym dann ein andere freyheit. Also on zweiffel hat er dem
menschen auch verstandt, geschicklicheit und macht geben, über alle

18. ... und etwas (vorhanden) wäre, das, wie es (denn) von solcher (Gütigkeit)
da (= entstanden) wäre, daß es des (seil, solcher Gütigkeit) auch stets genieße und
seinem Wesen nach erkennte ... Strohl übersetzt diesen Anakoluth folgendermaßen:
il a voulu que quelque chose füt qui, existant par cette bonte, enjouisse aussi continuelle-
ment et la reconnaisse.
19. (und das wer dann =) Und das würde dann heißen, ... 20. Ps 145,7.
21. Vgl. ergänzend, wie B. Ro 8,19 in diesem Zusammenhang verwendet (S. 50,
Z. 5 ff.). Strohls Übersetzung gibt eine gute Interpretation dieses Satzes: »Toutes
les creatures sont restees conformes a cet ordre divin, sauf le diable et l’homme«.
22. Tragen. 23. Wie uns diese Sache auch scheinen mag.
 
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