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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
also durch sye gott sein gütigkeit. Aber dieweil der mensch noch gött-
A4a licher bildtnüß geschaffen was31, das er | wie gott und die engel auch
geistlich möchte verston und lieben, darum sprach gott: Es ist nit gut,
das der mensch allein sey, das ist, nit seins gleichen hat. sunst seind alle ding
vast gut. dann alle andere ym und er ynen nutz und gutz schaffen 5
künden. Doch was der mensch den andern creaturen frummen bringt,
so er ir recht gebraucht, ist doch solchs alles nur leiplich. Nu ist er
geschaffen, das er auch geistlichen nutz möchte schaffen. Des seind die
anndern leiplichen creaturen nit entpfengklich: Meine engel dörffen32
sein nit. an uns kan er nit gereychen. so lasßt uns ym seins gleichen 10
schaffen, uff das er, wie wir, ich gott vatter, sun und heiliger geist, unser
göttlich wesen und gütigkeit gemeyn haben, auch die engel gleicher
natur und gleicher gutheit genossen seind. das also er, der mensch,
auch seins gleichen habe, dem er in beydem leiplichem und auch
geistlichem, dieweil sein natur beyder art ist, dyenen und fürständig 15
sein möge.
Also hat gott dem Adam ein gehülffen geschaffen seins gleichen, der
vor vil gehülffen hat, aber nit seins gleichen, und hat ym gegen solchem
yngepflantzen ein so grosse liebe und begird wolzuthun, das Adam
Gen. ii. [23-24] saget, als der herr das neügeschaffen weib ym zugefürt hat: Diß ist nun 20
bein von meinen beinen, fleisch von meinem fleisch, diße soll man Männin heissen,
dann sye von dem mann genummen ist. Darum würt der mensch verlassen sein
vatter und muter und würt seinem weib anhangen, und werden die zwey sein wie
ein fleisch. Deßgleichen so dem menschen dohär geben ist, frucht zu
bringen auch seiner natur und gleich sich selb zu meren, hat gott weiter 25
ym ursach geben sein gütigkeit gegen andern zu üben. Dann ye die
eltern ire kinder wie ir eigen blut und fleisch liebhaben und seind geneigt,
ynen allen frummen zu schaffen in beydem geistlichem und leiplichem.
A 4 b Herwiderum ist den kindern gegen den eltern | und dem weib gegen dem
mann, wie sye dann ym zum gehülffen geschaffen ist, gleiche lieb und 30
begird guts zu thun yngepflantzet. Und wo die natur nit durch die
sünd vergifft worden wer, wer solcher yngepflantzter liebe gegen ein-
ander in geistlichem und leiplichem on allen eigen gesuch kein mangel
erschinnen, sonder gantz göttlichem gesatz gemäß on gesatz in freünt-
lichem dyenst gegeneinander gelebt worden. 35
Aber wie die bösen engel, die irer schöpfung nach irem mitgenossen,
dem menschen, und nochfolgent allen creaturen zu gutem solten dyenst-
lich sein, (dann Heb. i [14] stot: Sye seind alle dienstbare geister, ußgesandt
zum dyenst umb deren willen, die ererben sollen die säligkeit) seind aber noch
irem übertretten dem menschen und allen creaturen zu schaden und 40
verderben gantz geneygt und uffsetzig33 und entpfahen sye auch kein
31. Gen 1,27
32. Bedürfen.
33. Aufsässig.
MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
also durch sye gott sein gütigkeit. Aber dieweil der mensch noch gött-
A4a licher bildtnüß geschaffen was31, das er | wie gott und die engel auch
geistlich möchte verston und lieben, darum sprach gott: Es ist nit gut,
das der mensch allein sey, das ist, nit seins gleichen hat. sunst seind alle ding
vast gut. dann alle andere ym und er ynen nutz und gutz schaffen 5
künden. Doch was der mensch den andern creaturen frummen bringt,
so er ir recht gebraucht, ist doch solchs alles nur leiplich. Nu ist er
geschaffen, das er auch geistlichen nutz möchte schaffen. Des seind die
anndern leiplichen creaturen nit entpfengklich: Meine engel dörffen32
sein nit. an uns kan er nit gereychen. so lasßt uns ym seins gleichen 10
schaffen, uff das er, wie wir, ich gott vatter, sun und heiliger geist, unser
göttlich wesen und gütigkeit gemeyn haben, auch die engel gleicher
natur und gleicher gutheit genossen seind. das also er, der mensch,
auch seins gleichen habe, dem er in beydem leiplichem und auch
geistlichem, dieweil sein natur beyder art ist, dyenen und fürständig 15
sein möge.
Also hat gott dem Adam ein gehülffen geschaffen seins gleichen, der
vor vil gehülffen hat, aber nit seins gleichen, und hat ym gegen solchem
yngepflantzen ein so grosse liebe und begird wolzuthun, das Adam
Gen. ii. [23-24] saget, als der herr das neügeschaffen weib ym zugefürt hat: Diß ist nun 20
bein von meinen beinen, fleisch von meinem fleisch, diße soll man Männin heissen,
dann sye von dem mann genummen ist. Darum würt der mensch verlassen sein
vatter und muter und würt seinem weib anhangen, und werden die zwey sein wie
ein fleisch. Deßgleichen so dem menschen dohär geben ist, frucht zu
bringen auch seiner natur und gleich sich selb zu meren, hat gott weiter 25
ym ursach geben sein gütigkeit gegen andern zu üben. Dann ye die
eltern ire kinder wie ir eigen blut und fleisch liebhaben und seind geneigt,
ynen allen frummen zu schaffen in beydem geistlichem und leiplichem.
A 4 b Herwiderum ist den kindern gegen den eltern | und dem weib gegen dem
mann, wie sye dann ym zum gehülffen geschaffen ist, gleiche lieb und 30
begird guts zu thun yngepflantzet. Und wo die natur nit durch die
sünd vergifft worden wer, wer solcher yngepflantzter liebe gegen ein-
ander in geistlichem und leiplichem on allen eigen gesuch kein mangel
erschinnen, sonder gantz göttlichem gesatz gemäß on gesatz in freünt-
lichem dyenst gegeneinander gelebt worden. 35
Aber wie die bösen engel, die irer schöpfung nach irem mitgenossen,
dem menschen, und nochfolgent allen creaturen zu gutem solten dyenst-
lich sein, (dann Heb. i [14] stot: Sye seind alle dienstbare geister, ußgesandt
zum dyenst umb deren willen, die ererben sollen die säligkeit) seind aber noch
irem übertretten dem menschen und allen creaturen zu schaden und 40
verderben gantz geneygt und uffsetzig33 und entpfahen sye auch kein
31. Gen 1,27
32. Bedürfen.
33. Aufsässig.