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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0070
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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

D 3 b vor bereit hat, das wir drinnen wandern sollen. Dise | seind aber on
zweifel, die er uns allenthalb gebeüt, nemlich mit den wir dem nechsten
dyenen. Dann andere werck will er nit von uns. Darum hat auch uns
Christus kein andere gelert und deßhalb den spruch Osee vi [6]: Ich
will barmhertzigkeit und nit das opfer, so offt anzogen123 auch ver- 5
Mat. xxv. [31-46] heissen noch solchem zu richten. So aber nun ein gläubiger ein werck
gottes ist, das geschaffen ist zu solchen guten wercken, mag er ir
freylich nit müssig ston und im selb guts thun und suchen. Dann was
durch Christum Jhesum gott schaffet, musß ye gut und gerecht sein
und des gewarten124, darzu es geschaffen ist. als wol als alle ander werck 10
und geschöpfte gottes des gewarten, dazu sye geschaffen, der vogel des
flyegens, der fisch des schwymmens, der mensch seins redens. Darum
als wenig einich creatur und werck gottes mag das nochlassen, dazu es
geschaffen, es sey ym dann durch ein zufal unmöglich worden, als wenig
mag ein worer christ und gläubiger on gute werck leben, die er on allen 15
eygen gsuch allen menschen einem yeden noch seiner entpfenklicheit1
thü und bewyß.
Also ists ye klar genug bewisen, das der wore glaub der ist, durch den
wir dohyn kummen, das wir nit uns, sonder andern zu lob gottes leben
und empßig seind in recht guten wercken. Dabey auch wol gesehen 20
würt, das wer den glauben predigt, das der den brunnen aller guten
werck leret. als weit ists darvon, das ein solcher gute werck verbyete.
Zum dritten ist auch des acht zu nemen. Seind wir unfleissig in gemelten
guten wercken, so haben wir auch gewisßlich wenig glaubens. Thun
wir ir gar kein und suchen allein das unser, so haben wir gar kein. 25
i.Cor. xiii. [1-3] Und wann wir schon mit menschen und engelen Zungen redten und
künten weissagen und wisten alle geheimnüß und alle erkantnüß, ja
auch hetten allen glauben, also das wir berg versetzten, das ist, den tryb
des glaubens hetten, welchs ein gob ist, wunderwerck zu thun, die auch"
D 4 a denen etwan | verluhen ist, die sust kein rechten glauben zu gott gehabt 30
haben, als clar ist an denen, die wiewol sye wunderwerck im nammen
des herrens gethon haben, noch dennest der herr zu ynen sagen würt:
ich hab eüwer nie kennt. Mat. vii [12]. In den allen wann wir alle unser
hab den armen geben und unsern leib brennen liessen noch weren wir
nichs. dann wir hetten der lieb nit. als dann seind die mit solchem 35
allem das ir suchen. dann die lieb sucht das ir nit. Seind wir aber nichs,
so haben wir auch des glaubens nicht, durch den wir nit allein etwas,
sonder selig seind wie im obgemelten spruch ußgedruckt ist und ein

t) enipfenklicheit. - u) aueh.
123. Auf Hos 6,6 wird nur Mt 9,13 und 12,8 Bezug genommen.
124. Verrichten.
 
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