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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0087
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SUMMARY

geystloß leüt eüch zu bereden sich underston32, welche blindenleyter
eüch gern mit yn selbs wolten in die gruben füren ewiger fünsternüß.
Dann, das ir gesehen und göttlicher sachen verstandt (gott sey lob)
überkommen habt, macht, das ynen am buchfuter33 abgodt und nit,
5 wie bißhär, mit sölchem glück künden durch geytz mit erdichten worten
an eüch hantyeren34. Sie seinds, zu den der herr gesagt hat: We eüch
schrifftgelerten und phariseer, ir heüchler, die ir das hymmelreich zu-
schliessen vor den menschen, ir kumpt nit hynein und die hynein wöllen,
lasßt ir nit hynein geen. We eüch schrifftgelerten und phariseer, ir heüchler,
10 die ir der witwen heüßer fressen und wenden für35 lang gebett, darumb
werden ir dest mer verdamnüsß entpfahen. Es stot steiff, das sant Paulus
spricht: Der geistlich richtet alles. Geistlich seind aber nit die allein,
die beschoren und geschmyert36, lang kleyder tragen und feyßt
pfründen besitzen oder sunst uff einr feyßten weyden gemöst37 werden,
15 sonder die den geist Christi haben38. Den haben alle, die sein seind.
Sein seind alle, die ym glauben. Glaubt ir dann Christo, so seind ir sein,
habt sein geist, seyt geystlich, habt alle ding zu urteilen und ortern.
Und das hat auch der herr den seinen zu thun befolhen: Sehent eüch für
vor den falschen propheten, die zu eüch kummen in schaffskleidern, innwendig
20 aber seind sye reissende wölff; an iren früchten solt ir sye erkennen. | Dann die,
so durch glatte wort und geistlichen schein sich als schaff, die uns zü
nutz sein solten, fürgeben, erkennen wir bey iren früchten, das ire wort
und werck uff iren eigen nutz gericht seind, das sye wie hungerige,
reissende wölff alles zu sich zerren; das musß ye mit urteil und orterung
25 geschehen irer wort und leer, an der dann am meysten gelegen. Wobey
sollen wir sye aber erkennen, richten und ortern dann bey der heilgen
schrifft? Die dann aller leer und predig einig regel ist39, die gewisßlich

ii. Petri ii. [3]
Mat. xxiii. [ 13-14]

i. Cor. ii. [15]

Ro. viii. [9-17]

Matt. vii. [15-16]

A 4 b

(Daß eine christlich Versammlung ... recht habe alle Lehr zu urteilen). Vgl.Erasmus,
Holborn, 142,10ff. (Paraclesis).
32. Durchzuführen versuchen.
33. Bauchfutter, Nahrung.
34. Vgl. das bekannte Wort des Erasmus: »Lutherus peccavit in duobus, nempe
quod tetegit coronam Pontificis et ventres Monachorum« (L. von Seckendorff:
Commentarius Historicus et Apologeticus de Lutheranismo, 1688ff., lib I, sect. 34,
S. 125 f., zitiert nach Allen IV, 370-371).
35. Vorzeigen. 36. Gesalbt. 37. Gemästet.
38. Der Besitz des Geistes, der an den Früchten des Geistes erkannt wird (Gal 5,22),
ist das Kennzeichen des wahren Christen; da am Klerus die Werke des Fleisches
sichtbar sind (Gal 5,19-21), sind sie nur »vermeinte Geistliche«; s. unten, Ab-
schnitt 8 und Anlage 6, S. 342. Vgl. Hutten, Böcking III, 476,33-477,64 (Clag und Vor-
mahnung ...); vgl. Erasmus, Holborn, 47-55 (Enchiridion). Vgl. aber auch Luther,
WA 7, 28,26-29 (Freiheit).
39. Vgl. Kropatschek, a.a.O., S. 438-445; vgl. Thomas von Aquin, S. Th. I, 1,8;
vgl. Luther, WA 2, 279,23-25 (Disputatio Eccii et Lutheri); vgl. Erasmus, Allen II,
185,42.
 
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