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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0090
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86 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
örtern bezeügt52. Frewt ir eüch nun, die ir eüch für blinden gehalten
und begert habt von Christo und seinem wort (das die dollen ver-
dampten leüt verachten) erleücht zu werden. Darumb werden ir sehen
und sye werden geplagt mit unsynnigkeit und blindtheit und toben des
De. xxviii. [28-29] gemüts, das sye in mittem tag nit anders tappen werden, dann ein blind
in der finsternüß, uff das sye ire weg nit richten künnen. Also hat gott
ye und ye nit vil weiser nach dem fleisch, nit vil gewaltigen, nit vil edlen berüfft
i. Cor. i. [26-28] (als sant Paulus schreibt), sonder was dorecht53 ist vor der welt, das hat gott
erwölt, das er die weisen zu schanden machet, und was schwach ist vor der welt,
das hat gott erwölt, das er, was starck ist, zu schanden macht, und das
unedle vor der welt und das verachtet hat gott erwölt und das do nichts ist, das
er hynrychte was etwas ist, uff das sich vor ym kein fleisch rhüme.
Wider die, so der Evangelisten und Apostelen schrifft gleich der
menschen tandt achten54.
VIl Das aber derselbigen verkerten klugen etlich sagen, Mattheus, Johannes,
Paulus und dergleichen seyen auch menschen gewesen, ob man ynen
eben alles müsße glauben, solt ir eüch irs verstockten synns mer erbar-
men, dann eüch vast55 mühen ynen zu antworten56. Dann wo ynen die
göttlich warheit halb als vil anleg als ir bauch, sye wurden solcher gotts-
lesterung wol geschweigen. Die heilgen Apostelen seind ja menschen
gewesen, aber dobey kinder gottes und auß göttlichem geyst haben
sye geschriben57, das dann klar ist, so man ire schrifften gegen den
B 2 b propheten und Mosis bücher, welchs der Herr selbs und auch | Paulus
sampt den andern evangelischen schreibern die heilig schrifft heisset,
haltet. Wöllen sye aber Mosen und die propheten auch als menschen
verwerffen, richten ir selbs, ob uns nit vil mer gepür, iren tandt und gots-
lesterung verwerffen. An den wir doch nichts geistlichs, ja nichts
natürlicher erberkeit gemäsß spüren, sonder alle ir dencken und wesen
dohyn gericht seind, das man sye umb ein wenigs öls willen, domit
yn die finger geschmyeret, und ein löcklin hors, das yn vom kopff
geschoren ist, für herren halte in aller freyheit und mutwill; dafür sye
nichs thun, dann das sye undertweil den leichnam und das blut Christi
verkauffen und die heiligisten psalmen on allen verstand und geist
52. Vgl. Mt 10,34; 18,11; Lc 14,29. 53. Töricht.
54. Zu diesem Abschnitt vgl. Luther, WA 10 II, 87,1-92,11 (Von Menschenlehre
zu meiden).
55. Sehr.
56. Vgl. Luther: »Zuletzt ... sprechen [sie]: Ist doch S. Mattheus, Paulus, Petrus
auch menschen geweßen, drumb yhr lere auch menschen lere ... Wenn du nu solche
tieff verstockte und verblendte lesterer hörist, ßo wende dich von yhn und stopff
die Oren tzu, sie sind nicht werd, das man mit yhn reden solt« (WA 10 II,90,30-91,2).
57. Vgl. Anm. 40.

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