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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0093
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SUMMARY

89

Welcher art glauben die heylig schrifft leret.

Also nun, liebsten brüder, lasßt faren das faul geschwetz mit den gotz-
losen platztrettern70 und des teüffels möstseüwen71, halt eüch an das
gewissz gottes wort, das bleiben musß,biß hymmel und erd zergang72;
5 das werdent ir durch den geist gottes, so ir darumb bittend den vatter,
wol verston und domit richten. Was man eüch predigen und lernen
würt, uff dem bleiben, und als die seligen, wo ir kündt oder möcht,
lasßt das gesatz gottes, die götlich schrifft, eüwer geistlich übung sein.
Sucht, so werden ir finden. Selig seind, die beweren73 und ersuchen74 die
10 zeügnüß der herren73. So ir diß thun werden, als ich den ungezweifelt
bin, werden ir leichtlich vernemen, das alle warheit und die red und
leer Christi stot in dem, das wir durch yn ein festen glauben und hertz-
lich vertrawen haben zum vatter, als zu einem gnedigen gott und vatter,
der uns alles guts an leib und seel on allen unsern verdienst auß lautern
15 gnaden (aber durch verdienst seins aller liebsten suns unsers heylands
Jhesu Christi) zustellen76 und vor allem übel behüten, alle sünd ver-
zeyhen wöll. Diß ist der glaub, auß dem der gerecht lebt, und ist die
gerechtigkeit, so vor got gylt. Davon Paulus Ro. v. [1]: Wann wir dann
seind rechtfertig worden durch den glauben, so haben wir frid mit gott
20 durch unsern herren Jhesum Christum. Welchen frid wir nun nit
haben mügen, wir glauben dann on allen zweiffel, unser leben, thun und
Ion77 gefall ym; und was ym nit gefallen mag (als die sünd seind, der
wir nymmer frey seind, dieweil der gerecht, das ist der gläubig, siben mal
im tag fellt) das verzeyht er uns78. Dann Johannes spricht: | Daran
25 erkennen wir, das wir auß der warheit seind und bereden unser hertzvor ym, das,
so uns unser hertz verdampt, das gott grösßer ist dann unser hertz und erkennet
alle ding. Ir lieben, so uns unser hertz nit verdampt, so haben wir ein freydigkeit
•zu gott; und so wir bitten, werden wir von ym nemen; dann wir halten seine
gebott und thun, was vor ym gefellig ist. Und das ist sein gebott, das wir glauben
30 an den nammen seins suns Jhesu Christi und lieben uns under einander.

x

Matt. vii. [7]

Pro. xxiiii. [16]
B 4 b i. Io. iii. [17-24]

Wohär ein solcher recht geschaffner glaub geschöpfft würt, nemm-
lich von dem, das Christus Jhesus für uns gestorben ist.
Secht in disen worten sancti Johannis habt ir ob berürte art und natur xi
des glaubens gentzlich und klar beschriben und abgemalt. Nemlich das
33 wir ein solch vertrawen zu gott haben müssen, das uns unser hertz nit

70. Faulenzer (?).
71. Mastsau; sprichwörtlich für Ordensleute: »Wir sind unsers Herrgotts Mast-
säue«. Wander 11,593 Nr. 179.
72. Vgl. Mt 24,35. 73. Prüfen. 74. Ergründen, untersuchen.
75. Vgl. Lc 11,28. 76. Zusenden, schicken.
77. Lassen. 78. Vgl. Luther, WA 7,22,3-23,23; 24,5-25,5 (Freiheit).
 
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