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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0161
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VERANTWORTUNG

157

feltigen, so durch die blinden und falschen verleümbder meinethalb
fälschlich bericht werden, verhyndert und vilen ursach zu unzeitigem
verdocht und frevelem urteil, auch unbillichs abscheüwens irer brüder
geben würt. Der ursach halb ich auch allein und nit mein eer zu erretten,
5 des ist Gott mein zeüge, wil ich mich verantworten und, wie Paulus
auch gethon hat bey den Corinthemd und anderen, mein Unschuld
darumb darthun, das das heylig Evangelium, das ich gewisszlich predig
und weissz es auch zu erhalten, durch die falschen apostel und wider-
christischen prediger sampt irem verblendtem hauffen meinthalb und
10 von wegen meins wandels mit keiner ursach möge hynfürt also veracht
und gelestert werden.
Wiewol ich das nit fürkummen6 mag, das Evangelium würt verdeckt2
sein in denen, die verloren werden, deren hertz verblendt hat der gott
diser welt, das inen nit scheint die erleüchtung des Evangely, ii. Cor. iiii
15 [3-4], und dise werden allweg ursach finden nit allein an mir, sonder
auch an allen anderen, so sich des Evangeliums underzyehen mit hören
oder predigen, die sye zu einem schein fürwenden, das göttlich wort
ußzuschlagen. seitenmal doch an Christo, dem aller unschuldigesten,
die fromen und weisen Juden, die heyligen Phariseer irs bedunckenb
20 redlich ursach nomen, nit allein sein leer zu verdammen, die nit sein,
sonder unverneynlich des vatters was7, sonder auch der keine sünd nye
thon hat, ans kreütz zu hencken als den ärgesten übelthäter, den dazumal
die sonn bescheyn. Darumb ein grosse thorheit und mißglaub wer, das
ich mit meinem verantworten wölte underston, alle ursach abzuhawen,
25 so inen selbs | nemen die verlornen, die warheit ußzuschlagen und bey A 2 b
der lugen zu bleiben. Dann wie die heiligen Apostel denen, so verloren
werden, ein geruch des tods zum tod, yhenen aber, die selig werden, ein
geruch des lebens zum leben waren8, also mussz ich auch geschehen
lassen, das den gottloßen und von gott verworffnen nit allein mein leben,
30 predig und geruch zum tod reyche, sonder alles, das im hymmel und
erden ist und das gott sich selb mit inen verkere. Psal. xvii [18,27].
Dann diß ist das gerecht urteil gottes, wie alles zu gut und seligkeit
den gottseligen reychet9, also mussz disen ungläubigen auch alles zu
schaden und verdammnuß geraten.
35 Wo ich aber bey den guthertzigen und einfeltigen, die mit iren lugen
die falschen verleümbder von der warheit Christi etwan abschrecken,
mit meiner Verantwortung erlang, das sye meinthalb in kein weg ursach
nemen, das göttlich wort ring10 zu halten, auch kein unbillichs ab-

a) veedeckt. - b) brduncken.
5. Vgl. 2 Cor 10, 1 bis 12, 21. 6. Vorbeugen. 7. Vgl. Jo 7, 16
8. Vgl. 2 Cor 2, 15-16. 9. Vgl. Ro 8, 28. 10. Gering, wertlos.
 
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