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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0166
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Doctor jesus,27

Bäpstlich befelch.
B 1 b

Tauffgelübd.

162 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
Weynachten drey jar würdt, schwerlich verklagten und der geistlich
vatter, den man zu Straßburg doctor jesus genennet hat, mich in grosse
gefor zu bringen, nit wenig sich bemüet, do hab ich rath gehabt mit
etwan vil gelerten frummen männern und in Teütschem land bey allen
redlichen leüten hoch berümpt. Die haben mir alle einmündig gerathen, 5
mich von den münchen zu thun. Des ich dann wol geneigt was. dieweil
ich wol wüst, das kein gelübd gott gethon, yemant zum bösern ver-
binden und vom bessern abhalten mag. Aber seytenmal den verstandt
nit yederman hat, was mir die sach schwer, dann ich ungern yemandt
ursach wolte geben, an meinem thun ein Unwillen zu entpfahen, noch 10
vil weniger sich ergern. Noch do ich sah, das nüt helffen mocht, eint-
weders28 ich hette müssen die worheit helffen verfolgen und die lugen
verfechten oder müste mich von inen thun, da hab ich gethon, das ich
mit gott nit habe mögen lassen und bin von in gescheyden, doch durch
gute freünd29 lasßen zu Rhom ein befelch an mein genedigen herrn von 15
Speir erlangen, das sein gnad nach erfarner worheit meins für- | gebens
mich frey und ledig erkante. Welchen befelch beladen mit andern ge-
schefften sye irem Weyhbischof herr Antony obgemelt befalch, der
durch yn außgericht und ich mit recht frey und ledig aller müncherey,
wie auch ob anzeigt ist, erkant worden bin. 20
Ursach auß der schrifft, die Müncherey billich zu verlassen.
Zu merer benügung30 aber deren, so dem gotswort glauben, will ich
uffs kürtzest auß der schrifft meins abscheyds von München und
annemung gemeynes christilichens stands grundt und ursach antzeygen
und so klärlich dartun, das nyemant mir mein standt verargen soll, er 25
achte dann für arg, christlichd und laut götlichs worts sein leben an-
stellen.
Zum ersten ists unverneynlich, das alle die, so Christo im tauff gelobt
und dem teüfel sampt sein wercken widersagt haben, mit keinem gelübdt
noch gebott einicher creaturen mögen verstrickt und verbunden werden, 30
dem nach zu leben, das die menschen erdacht haben und das hynderlich
ist zu halten, das gott gebotten und Christus gelert hat31. Nun mag ich
durch helle schrifft darthun, das die substantz und wesen des christ-
lichen lebens göttlichen gebotten und christlicher ler so gantz wider und
entgegen ist, das nit müglich ist der örden regel und Christus regel 35
d) chrstlich.
27. »Dr. Jesus« wurde Dr. Johannes Burchhard in Straßburg genannt. Vgl. Bücking,
Suppl. II, 400f; Kalkoff: Depeschen, S. 134; A. Stern: Doctor Jesus. Zwingliana II,
Nr. 12. 1910. S. 355-356.
28. Entweder. 29. Die Vermittler waren Maternus Hatten und Capito.
30. Zufriedenstellung 31. Vgl. Luther, WA 8,578 und 591.
 
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