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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0172
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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

macht geschickt zu allem guteng werck, das der mensch gottes on fäl
sey. ii. Timoth. iii [17]. Dise Evangelische keüscheit leeret und gebeüt
der herr Luce xii [35-36], do er spricht: Lasßt umbgürtet sein eüwere
länden und brennen eüwere ly echter und sey ent gleich den menschen, die do warten
uff irenh herren, wenn er uff brechen würdt von der hochzeyt. uff das, wenn er kumpt 5
und anklopffet, sye im bald uffthun. Die länden bedeüten fleischlichen lust.
die sollen gürtet sein, das wir den lüsten des fleischs den zaum nit
lassen. So soll das lyecht unsers wandels und werck leüchten, also das
wir gantz bereit seyen, wann der herr kumpt, von hynnen uffzubrechen.
Dazu gehöret ye, das wir uns alle, so weyt uns möglich, vom zeytlichen 10
und fleischlichen abzyehen und uns zum zukünftigen leben, in dem
kein Eelicher handel sein würdt42, richten und schicken. Darumb
welchem gegeben ist, uß der Ee ein göttlich und besserlich leben zu
füren, und mag mit disem grösseren nutz den nechsten schaffen und zu
der eer gottes basß gefürdert werden, der soll ye uß der Ee bleiben. 15
Welchem aber solchs nit geben ist, der soll in die Ee kummen und in
der des herren warten. Hyemit stymmet das vii. cap. [1-40] in der
ersten Epistel s. Pauli zun Corinthern und vil andere ort der schrifft
mer43.
Dieweil dann von gott frey gelasßen ist allen Christen, in der Ee oder 20
uß der Ee zu leben, so ferr das sye das erwölen, mit welchem sye am
besten ire lenden gürten, das ist den fleischlichen lüsten ein zaum in-
legen und mit erbarem wandel leüchten den nechsten zur besserung,
also wartende des herren, wann der kumm, so folget ye klärlich, das
Eelicher standt. kein christen möge die Ee verloben, es sey im dann geben, on die Ee 25
C 2 a keüsch zu leben und erbarlich und keiner sye ewigklich | verloben, es
sey dann gewisß, das im die gob, uß der Ee keüsch zu sein, auch ewig
verluhen sey. Das kan aber, noch mag niemant wissen, dann gott allein
kundt ist, was er uns geben will, darumb mag auch kein christenmensch
on Ee ewig zu bleiben, wie die münch und nunnen thun, geloben. Der 30
herr spricht klärlich Math, xix [11-12], do er redet von der woren
keüscheit uß der Ee, die dann umb des himelreichs willen, das ist von
des Evangeliums und der eer gottes wegen angenummen würdt: Das
wort fasset nit yederman, sonder den es geben ist. Daruff saget er hernach:
Wer es fassen mag, der fasß es. Als wolt er sagen: wem es geben ist, der 35
gebrauch sich sein, wem nit, der bleib in gemeinem Eestandt. Darumb
es ein erschrocklicher frevel ist, gebyeten oder mit gelübden verstricken
ein yeglichen. so doch solchs ein yegklicher nit fassen mag, und der herr
selbs es darumb hat frey gelassen.

g) gutem. - h) ire.
42. Vgl. Mt 22, 30.

43. Vgl. Mt 19, 11-12.
 
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