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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0173
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169

Hat aber yemant ewige keüscheit uß der Ee gelobet und befindet sich,
das im die gob, also keüsch zu sein, nit geben ist, die dann vil heiligen
leüten nit geben würdt, so er uß christlicher pflicht schuldig ist, alles
das zu thun, das im gott zugelassen hat, damit er sich der sünden und
5 hurerey enthalte, so soll er zu der Ee greiffen, gott geb, er hab gelobt,
was er wölle. Dann gott will kein gelübd, die zum bösern' zwingt und
zeücht ab vom bessern. Nun spricht sant Paulus ußgedruckt i. Corinth.
vii [9]: Es ist besser, zur Ee greiffen dann brennen. Und darvor: Ein yegk-
licher, die hurerey zu vermeiden, hab sein eigen weib und ein yegliche habe iren
10 eigen mann. Wider diß gebott des heiligen geistes kanstu gott kein gelübd
thun. dann gott nichts will annemen, das wider sein gebott ist. Auch
hat dir kein mensch nichts darwider zu gebyeten. |
Deßhalb mag nyemant widersprechen, dich mag kein gelübd von der
Ee abhalten, wann dir von gott, auß der Ee keüsch zu sein, nit verluhen
15 ist. Nun kanst du nymermer wissen, wann du schon yetzund kein brunst
noch zu Eelichen wercken unvermeidlich reytzung empfindest, ob dir
solche gob gott dein leben lang verleyhen wöll. Darumb ist gantz wider
das Evangelium, ewige keüscheit geloben, wann du schon gleich alt
werest. ich schweig umb xv jar, wie ich gethon und bey den ordens-
20 leüten gemeynlich geschicht. Man sols frey lassen, wie es der herr ge-
lassen hat, und ein rat sein denen, die es fassen mögen und mit keim
gelübd ein gebott drauß machen. Bist du in der Ee, so soltu bleiben,
dann du bist deins leibs nit mer mächtig und thätest eim andern, deinem
gemahel, unrecht, so du im das sein, nemlich dein leib, woltest entziehen44.
25 Wo du aber in der Ee nit bist, so hat dich gott frey gelassen, also zu
bleiben oder in die Ee zu kummen. Wer dich dawider tringen will, der
thut wider gott. Darumb heisßt sant Paulus solchs teüfels leer i. Timo.
iiii[ 1 ] - Es hat sich auch leyder an früchten so viler hurerey undi anderer
ungenanten sünden wol erzeygt, von wem solche gelübd und gebott
30 härkummen seind. Und freylich musß ein gottloß mensch sein, das nit
glaubet, gott häb nichts underlassen, das heilig, nützlich und ersam sey,
uns in seiner schrifft zu lernen, der uns dann so hart verbotten hat,
etwas darzu oder von zu thun. Nun findest du aber mit einigen wörtlin
nichts von solchem Ee verloben45 und verbyeten, dann das es ein
33 teüfelisch leer sey und falsche gleißnerey. Wie will man sye dann so
hoch anzyehen, von der man sicht so groß schand und laster här
fliessen ?
Also sehen alle, die dem götlichen wort glauben, das die drey haubt-
gelübd, uff den die örden, als sye sagen, stond, gentzlich wider gott

Ewige keüscheit nit zu
geloben.

C 2 b

Deut. iiii. [2] und
xii. [3 2]

i) börn. - j) bnd.

44. Vgl. 1 Cor 7, 4-5.

45. Abschwören.
 
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