VERANTWORTUNG
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ein meyneydig leben zu füren. Dann ye genug anzöigt ist, das kein
mensch durch einich gelübd vom Eelichen stand abgehalten werden mag.
so es befindt, das solcher, im göttlich zu leben, fürderlich ist. So hab
ich sye auch mit kein listen oder beredungen darzu bracht, als man
5 mir zumisset. des bezeüg ich mich uff gott und sye. Und sag, wo ich
nit gott geförcht het und hette des fleischs lust allein wöllen suchen,
so hette ich sye in kein weg genummen. Seind doch die frauwen nit
so theür65, wo mirs alles daran wer gelegen, hette ich doch wol zwo
oder drey für ein mögen haben und die all acht tag veränderen und doby
10 ein grosser her sein wie ander papisten. dann mir auch des Bapsts bot-
schaft | zu Wormbs nit kleine fürderung zu solcher herrschafft anbotten
haben66, des gut wissen haben noch vil glaubwirdiger leüt. Das sag ich:
gott hat uns zusamengefuget und geholffen und keins das ander mit
listen oder einicher beredung darzu bracht. Darumb wir uns auch dest
15 leichter in schmach und ander widerwertigkeit begeben haben, die wir
dann wol gewisßt haben, das sye unserm noch ungewonlichenl für-
nemen nachfolgen würd.
Antwurt uff den Fünfften artickel: ich predig ketzerey.
Hieruff weisß ich anderst nüt zu antworten, dann das ich yetzt offt uff
20 der cantzel67, in offenlichem ußschreiben durch den truck ußgangen
und sust mich erbotten habe, auch vor meinen gnedigen herren des
Raths der statt Straßburg und für des Bischoffs Vicary. Nemlich, das
man mich versteinigen soll, wo yemant möge beybringen, das ich anders
lere und predig, dann die göttlich schrifft innhaltet. was soll ich mer
25 thun? Kumm herfür, wer do kan, und beweiß mich einicher ketzerey,
so will ich mich lassen versteinigen. Wann das affterreden und schelten
yemant zum ketzer machte, das die Papisten treiben, so wer Christus
und die apostel auch ketzer, denen es von der papisten vorfaren eben
auch also gangen ist. Trutz aber yn allen, das sye mich einer ketzerey
30 bezeügen. Der göttlichen schrifft hang ich an und will die allein dem
volck fürtragen. Diß ist das liecht, das anzeigt, das der papisten ding
ungerecht ist. man sicht nun ir gottloß leben, und das thut in wee.
darumb werden sye auch unsynnig und vergessen aller worheit. Ist aber
l) ungewonlichem.
65. Zur sittlichen Lage und speziell der Hurerei in Straßburg vgl. Pfleger,
S. 320.
66. Zum Angebot Aleanders an B. in Worms vgl. P. Kalkoff: Depeschen, S. 152f.
und 200 f.
67. Seit August 1523 predigte B. im Münster auf der Kanzel Zells. Der Rat billigte
am 17. August die Fortsetzung der Predigt; vgl. Jung II, 130; de Bussiere, S. 132f.;
vgl. auch Anlage 4. Sein »öffentlich Ußschrieben« vgl. oben, Summary, S. 138ff.
D 2 b
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ein meyneydig leben zu füren. Dann ye genug anzöigt ist, das kein
mensch durch einich gelübd vom Eelichen stand abgehalten werden mag.
so es befindt, das solcher, im göttlich zu leben, fürderlich ist. So hab
ich sye auch mit kein listen oder beredungen darzu bracht, als man
5 mir zumisset. des bezeüg ich mich uff gott und sye. Und sag, wo ich
nit gott geförcht het und hette des fleischs lust allein wöllen suchen,
so hette ich sye in kein weg genummen. Seind doch die frauwen nit
so theür65, wo mirs alles daran wer gelegen, hette ich doch wol zwo
oder drey für ein mögen haben und die all acht tag veränderen und doby
10 ein grosser her sein wie ander papisten. dann mir auch des Bapsts bot-
schaft | zu Wormbs nit kleine fürderung zu solcher herrschafft anbotten
haben66, des gut wissen haben noch vil glaubwirdiger leüt. Das sag ich:
gott hat uns zusamengefuget und geholffen und keins das ander mit
listen oder einicher beredung darzu bracht. Darumb wir uns auch dest
15 leichter in schmach und ander widerwertigkeit begeben haben, die wir
dann wol gewisßt haben, das sye unserm noch ungewonlichenl für-
nemen nachfolgen würd.
Antwurt uff den Fünfften artickel: ich predig ketzerey.
Hieruff weisß ich anderst nüt zu antworten, dann das ich yetzt offt uff
20 der cantzel67, in offenlichem ußschreiben durch den truck ußgangen
und sust mich erbotten habe, auch vor meinen gnedigen herren des
Raths der statt Straßburg und für des Bischoffs Vicary. Nemlich, das
man mich versteinigen soll, wo yemant möge beybringen, das ich anders
lere und predig, dann die göttlich schrifft innhaltet. was soll ich mer
25 thun? Kumm herfür, wer do kan, und beweiß mich einicher ketzerey,
so will ich mich lassen versteinigen. Wann das affterreden und schelten
yemant zum ketzer machte, das die Papisten treiben, so wer Christus
und die apostel auch ketzer, denen es von der papisten vorfaren eben
auch also gangen ist. Trutz aber yn allen, das sye mich einer ketzerey
30 bezeügen. Der göttlichen schrifft hang ich an und will die allein dem
volck fürtragen. Diß ist das liecht, das anzeigt, das der papisten ding
ungerecht ist. man sicht nun ir gottloß leben, und das thut in wee.
darumb werden sye auch unsynnig und vergessen aller worheit. Ist aber
l) ungewonlichem.
65. Zur sittlichen Lage und speziell der Hurerei in Straßburg vgl. Pfleger,
S. 320.
66. Zum Angebot Aleanders an B. in Worms vgl. P. Kalkoff: Depeschen, S. 152f.
und 200 f.
67. Seit August 1523 predigte B. im Münster auf der Kanzel Zells. Der Rat billigte
am 17. August die Fortsetzung der Predigt; vgl. Jung II, 130; de Bussiere, S. 132f.;
vgl. auch Anlage 4. Sein »öffentlich Ußschrieben« vgl. oben, Summary, S. 138ff.
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