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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0180
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176 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
kein wunder, dieweil sye mit dem teüfel, dem vatter der lügen68, die
worheit gern wolten vertilgen.
Antwort uff den Sechsten artickel: ich predig, und sey von der
oberkeit nit zugelassen. |
D 3 a Es ist kein oberkeit über das gottswort dann gott selb, darumb hat 5
nyemant das zu verbyeten oder zu erlauben. Erlaub einem türcken, so
lang du wilt, das Evangelium zu predigen, lug, was er predigen werd.
Also verbeüt es einem christen, dem gott das geben hat, so würdt er
Act. v. [29] dir antworten wie die Apostel den fürsten der priester: Man musß gott
mer gehorsam sein dann den menschen. Darumb sag ich also: Entweder ich 10
predig das gottswort oder nit. Predig ich es nit, so versteinig mich, so
kummst du mein ab. Predig ich es aber, so bist du schuldig, mir darzu
zu helffen. Nemlich so du sichst, das es so vil frummer menschen
begeren, von mir zu hören. Dann man das gottswort den begirigen nit
zuvil predigen mag. es bringt allweg sein frucht. Und wo yemant das 15
wolt verbyeten, der wer ein dyener des Antichrists und yetzt kein oberer,
dann er das heyl der seelen, so vil an im, gern hyndern wolt. Es ist wor.
Niemant kan predigen das Evangelium, er sey dann gesandt, aber von
gott. sust solt man beyten, bitz etlich Papisten sendten, die das Evan-
gelium predigten, es würd nymermer geprediget. 20
Uff den Sybenden artickel: ich sey im Bann.
Diß leügt man uff mich. Wor ists, der Vicary von Speir69, gott erbarm
sich über in, als ich zu Weissenburg prediget das Evangelium und er
mich nye wie recht citiert hat, deßhalb ich nit vor im oder seinem gnad-
dürftigen Euchario Henner70 zu Speir erschynnen was, ließ er mich 25
anschlagen als verbannet; welchen bann doch mein gnediger herr von
Speir darnach wider hynleit ein zeytlang. Ee aber dieselbig verschinnen
ist, bin ich uß dem Speirischen gerichtszwangk kummen, das sye mich
auch nit haben bannen mögen nach iren eygen rechten. Doch ob mich
schon der Speirisch Vicary mit seinem in der erbarkeit und glauben 30
D 3 b hochberüm | pten Henner verbannten, würd mich freylich kein christ
für bännig71 halten, sye wolten sich dann anders gegen dem gotswort
halten, dann sye bißher thon haben, die armen leüt. Christus wölle sye
erleüchten, in ir thun zu erkennen geben und sye nit richten, als sye
mir, dem Pfarrhern zu sant Johann zu Weissenburg72 und noch andern 35
mer gericht haben, sunst würdt inen das urteil vil zu schwer. Und wo
68. Vgl. Jo 8, 44.
69. Über den Vikar des Bischofs von Speyer vgl. Summary, S. 131f..
70. Zu Eucharius Henner vgl. G. Bossert: Beitr. z. bad.-pfälz. Kirchengeschichte
(ZGO, NF 17, 1902), S. 74ff.
71. Gebannt. 72. Zu Heinrich Motherer vgl. Adam: Territorien, S. 382ff.
 
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