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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0208
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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

dörffen zusagen, etliche meiner mitarbeiter im wort34 haben predigt,
unser liebe fraw, die muter Christi, sey ein hundt, do von eim andern
B 4 a außgeben, er | hab predigt, so ein man etwan ein zeyt von seiner frawen
sey, möge sye den nechsten nemen, zu dem sye lust habe, so wir doch
der maß von haltung der Ee predigen auß dem gesatz gotes, solt man im 5
täthlich nachkommen, iren der genanten geistlichen hetten etlich langest
müssen landtreümig35 werden, dann man wol von hochgelerten geist-
lichen findt, die eim an irem geistlichen gericht sein Eefraw abgesprochen
haben und gleich zu inen genomen.
Und darumb, G.H., dieweil auch von meinen mitarbeitern und predi- 10
gern des Evangeli hie zu Straßburg auff und durch das gewisse ewige
wort gottes etliche sachen im gotsdienst geendert und bessert worden
seind36, von welchen unsere gedachte widersecher weyt und breyt vor
fürsten und herren grewlich liegen, wie sye uns auch vor thon haben,
hab ich solche E.F.G. mit anzeigung götlicher schrifft, auff welche alles 15
fürgenomen ist, auff das kürtzest wöllen beschreiben, auff das sye, der
worheit berichtet, wüste sich dester weniger an etlicher heisse meren zu
lassen, ob schon grosse bischöff und prelaten solche fürbrechten, dann
sye in solchen dingen zu vil gläubig auch noch und, für war zu sagen,
etwan offt zu schnell erfunden seind. Hab auch hiemit E.F.G. anzeigen 20
wöllen, wo etwas in meinem vermügen wer, das ich ir dienst und ge-
fallens zu thun vermöchte, das ich des gantz willig und bereit were,
dann ich ire gnädig gutthaten mir, irem untüchtigen diener, überreyhlich
bewisen noch in frischer gedechtnuß hab und alweg haben wurd.
Ist also an sye mein underthenige, demütige und gantz fleissige bitt, 25
sye wölle solch mein schreiben, auß Christlicher meinung beschehen,
gnädigklich auffnemen und sich von dem ewigen, gewissen, heilsamen
wort gottes niemandt abwenden lassen, der gesalbten37, die sye doch hoch
B 4 b und nider stands | bey iren früchten nun wol erlernet hat als einiger
fürst des reichs sagen und klagen, sich nit so hoch anfechten lassen und 30
dran sein, das nichts unverhörter sach verdammet noch die personen
angesehen werden. Christus sagt [Lc 16,15]: was hoch under den menschen
ist, ist ein grewel vor gott. Er hat, zu verkündigen sein wort, jewelt die
verachten und geringen erwölet, man leß 1. Cor. 1 [18-29] und 2 [1-16].
Also send wir aber unser sagen gewiß, das wir uns des todts begeben, 35
wo jemant beybringen mag, das unser predig und was wir darauff hand-
34. B. meint sämtliche Prädikanten, nicht nur diejenigen, die diese Schrift unter-
schrieben haben.
35. Landräumig = flüchtig; vgl. Eb. Teufel: »Landräumig« Seb. Franck, ein
Wanderer an Donau, Rhein und Necker. Neustadt/Aisch 1954.
36. Zu den ersten Änderungen im Straßburger Gottesdienst vgl. J. Adam, a.a.O.,
S. 70ff.
37. Gesalbte = geweihte Priester.
 
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