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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0273
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GRUND UND URSACH

269

Ursach darumb die bilder sollen abgestelt werden.

Wider die götzen und bilder haben wir auch prediget; under denselbigen
ist durch ein Ersamen Rath ein musterung beschehen und seind in den
5 fürnemsten templen alle bild, so in sondern eren gehalten gewesen,
abthon191; die gemein Christi, der ich dienet, hat alle götzen und bilder
auß irem tempel zu mal hinthon, dann sye des einhellig gewesen und
von keinem stifft oder anderm widerwertigen gewalt des haben, wie
etlich andere pfarren hindernuß gehebt. Das nun doran Christlich und
10 wol gehandlet sey und noch Christlicher were, die götzen und bilder
weren alle also mit fug und stille auß allen templen, haben die fürsteher
der gemein gottes zu Zürch durch helle schrifft über reyhlich anzeiget192,
darumb nit ursach, davon vil hie anzuziehen.
Das erst gepott gottes under den zehen ist hell genug, do er gepeüt:
15 Ich bin der herr dein gott, der dich auß Egyptenland, auß dem diensthauß,gefürt
habe. Du solt kein andere götter neben mir haben. Du solt dir kein bildtnüß noch
iergent ein gleichnuß machen weder des, das oben im hymel, noch des, das unden
au ff erden oder des, das im wasser under | der erden ist. Bet sye nicht an und diene
in nicht [Ex 20,2-5]. Auß disen worten, welche der grundt seind alles,
20 das sust im gesatz und propheten hin und her wider die götzen und
bilder gelesen würt, mag ein jeder, der die worheit sucht, wol verston,
das gott auch götzen und bilder zu machen verbotten hat, doch das
darumb, das in niemant eer erbiete, etwas auff sye halte und in diene,
domit dann der einig wore gott veracht und übergeben würt.
25 Dann sust ist der götz in im selb nichs, dann ein bloß werck mensch-
licher hend, wie andere ding auch so durch geschicklicheyt, die gott
gibt, gemacht werden. Darumb sye, wo rechter glaub ist, auch mögen
gehabt werden, wie dann Salomo lewengötzen auff die staffeln seins
königstüls, rindergötzen, auff denen das gegossen meer stund, und
30 anderer ding mer, rosen und dergleichen, machen ließ193.
Darumb an allen orten, da götzen und bilder verpotten werden194,
findt sichs, das sye darumb verbotten werden, das man in kein eer thue,
nit wölle gott an inen dienen, dadurch dann gleich das hertz von worem
glauben auff das eüsserlich fallet. Das ist der grewel195 vor gott, darumb

Die götzen seind im ersten
der zehen gepot verpotten.

O2b

Warumb götzen machen
verbotten.

191. In der Bilderfrage verfährt man in Straßburg nicht so radikal wie in Zürich;
über das Abtun der Bilder vgl. J. A.dam, S. 74. Über den Bildersturm in St. Aurelien
berichtet B. an Zwingli am 31. 10. 1524. (CR Zw Br 2, Nr. 350).
192. Vgl. Bericht über die zweite Zürcher Disputation vom 26.10.1523. CR Zw 2,
S. 664-803.
193. 3 Reg 10,19; 7,25.
194. B. nimmt wieder auf Zürich Bezug, wo bereits im Jahre zuvor diese Maß-
nahmen ergriffen wurden; vgl. W. Köhler: Huldreich Zwingli.21952. S. 118.
195. Im Anschluß an das Alte Testament werden Bilder von B. allgemein Greuel
 
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