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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0277
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GRUND UND URSACH 273
besserung richten sol und was ergerlich ab thun, wurt erkennen, das
hoch nutzlich und heylsam were, die götzen und bilder weren allenthalb
ab, gott geb, das es gescheh. Mitt dem wort gottes sol man den leyen,
nit mit stummenden blöchern, steinen und gemelden leren, wie bey
5 den alten, dann das götzen werck auch nit lang gestanden ist. Es ist
ein fleischliche, fliegende andacht, die nit dann durch ansehen der bilder
erwechst, bistu Christen, so hör, das wort würt dich zu allem guten
zu bewegen, übrig genug sein.
Mer muß ich noch eins verantworten, in der pfarrkirchen, der ich im
10 wort diene, zu sant Aurelien nennet man sye, | haben wir noch ein abgot
gehebt, ein sarch und grab, in dem sant Aurelia206, ein junckfraw von
den elfftausent megdten genant, die am feber sol, als derselbig hauff by
Straßburg fürgefaren, gestorben und in gemeldtes grab begraben sein,
von deren heiligkeit man zwey mirackel liset, das ein, das zu einer zeit
15 etlich kriegßleüt haben in irem grab wöllen gut suchen und seien darumb
durch sant Aurelia unsinnig gemacht, das sye inen selb finger und hend
abgessen haben und seind also gestorben. Das ander, haben etlich auff
iren tag leimen gegraben und darumb, das sye iren tag nit gefeyrt haben,
habe iren vil die rachgyrig junckfraw verfellet. Elffhundert jar sol sye
20 in dem grab gelegen sein, in hundert jaren hat man aber ir grab erst,
als man des gewin gehofft hat, erhöhet, die fart und das zulauffen ist
noch newlicher erstanden. Zu dem grab nun hat man vil fert gethan
gemeinklich für das fieber, die leüt haben den grundt da von gessen,
ein götzlin ist auff dem altar gestanden, das hat man geschmucket und
25 zieret, hembder zu lockfögeln umbs grab gehencket.
Wölches alles wider glaub und lieb ist, und darumb hat noch genug-
samer berichtung götlichs worts der pfarr gemein dasselbig grab hinweg-
thon, die bein, die man gefunden, ser groß und ungleich, das sye nit
haben künden von eim cörper da sein, nemlich einer junckfrawen, den
30 leüten auß den augen gethon. Gott sol man mit glauben an allen orten
anrüffen und nit die abgestorbnen heilgen, dann man hat des kein wort
gottes, so ist auch niemant barmhertziger und geneigter uns zu helffen,
dann unser gott und vater, nun durch auffmutzung dises grabs hat
manig mensch von ferren sein hilff und gott bey dem grab gesucht und
35 seine goben, die es den armen hat söllen geben, dem hültzen götzen
und beinen zugetragen.
Erstlich hat man die hembder und andere lockfögel hin- | weg thon,
darnach auch das götzlin, man hat die krufft, darin das grab gestanden,
nit me auff gethan, die leüt von sölicher ergernüß abzuwenden, es hat
40 alles nit wöllen helffen, sye haben ire hembder und gauckelwerck durchs
206. Über die Hl. Aurelie, die zu den 11000 Jungfrauen gehört, und über ihre
Verehrung vgl. L. Pfleger, a.a.O., S. 179ff.

P1a
S. Aurelien grab abthon
zu Straßb.

S. Aurelien mirackel.
 
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