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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0280
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P 3 a

Die alten Christen haben
je und je in der gemein
gmeinklich gesungen.

Kertzen, saltz, wasser
totengepreng und dergleichen
abthon.

P 3 b

276 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
in der gnad und singet dem herren in ewern hertzen. Dergleichen hat er auch
ad Eph. 5f [19]. Von allen krefften sollen wir je gott lieben211, warumb
solten wir im dann nit auch singen, wie alle heyligen | des alten und
newen testaments thon haben, allein das solich gesang im hertzen gescheh
nit allein mit dem mund, sonder das es auß dem hertzen quelle und her-
kome. Das der Apostel damit meinet, da er spricht: und singet dem
herrn in ewern hertzen, dann sein meinung nit ist, on stym zu singen,
wie künten sust die andern ermanet und bessert werden oder wir mit
einander reden, das er zun Ephesiern schreibt?
Deshalb wissen die, so das gesang in der gemein gottes verwerffen,
wenig weder umb der schrifft inhalt noch den brauch der ersten und
Apostolischen kirchen und gemeinden, die alweg got auch mit gesang
gelobet haben. Dazu dan die psalmen sonderlich gebrauchet seind, Des
wir nit allein in schrifften Pauli und unsern hystorien sonder auch der
heyden schrifft als namlich Plinii Secundi zeügnuß lesen212. So hat auch
Christus selb sein nachtmal und letste predig mit eim lobgesang be-
schlossen, Mat. 26 [30]. Es seind aber etliche, die ein solche lieb haben,
deren nichs .ser wol gefellet, sye fahens dann an. Also haben wir nun
auch grundt und ursach anzeigt der enderung mit dem gepett und ge-
sang, ab denen freylich die gotseligen kein mißfallen mögen tragen.
Den andern helff gott, das er selb inen und seim wort gefalle, so werden
sye sich mit uns auch wol vertragen.
Sust seind mit andern dingen, als das man zu tag kein kertz mer in
der gemein gottes brennet, kein weyhsaltz und wasser brauchet, die
todten nach der begrebnuß lasset gott befolhen sein, wie dann in seiner
handt seind die geister aller gläubigen, endrung beschehen. Solcher und
dergleichen reformation ursach ist, die nun offt anzeigt ist: Die schrifft
leret solch ding nit, die doch alles guts leret, dazu seind sye zu schaden
des glaubens und der lieb gebraucht worden, darumb sollen die Christen
ir müssig gon. |
Also bitten wir nun, alle liebhaber des Evangeli wöllen unser anzeigte
ursachen deren ding, so bey uns geendert seind, sampt andern schrifften
gottes mitt gläubigen einfeltigen augen besichtigen und in eüsserlichen
dingen Christlicher freyheit sich also gebrauchen, das alweg dem nach
trachtet werde, das besserlich und nützlich sein mag. Auch zu hertzen
fassen, das wiewol die götzen nichs seind, alle eüsserliche cerimonien
in inen selb frey, das doch ser wenig seind, die soliche ding für nichs
und frey in der worheit erkennen, ob sye schon solichs lang sagen.
f) Eph. 6. AB.
211. Mc 12,30.
212. Vgl. H. Lietzmann: Liturgische Angaben des Plinius (Gesch. Studien für
A. Hauck), 1916. S. 34ff.
 
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