GRUND UND URSACH
277
Dann freylich, wo soliche als nichs erkant wurden, seytenmal sye vil
geschadet haben und noch heütigs tags vilen schwachen strauchstein213
seind, wurde man sich mitt nichs nit lang bekümern, ja man wurde
solche erkantnüß mit der that wöllen bewysen andern zur sterckung.
5 Mancher meint auch, er fare mit solchen dingen gemachg® umb
Christlicher freyheit willen, so warlich die fleyschlich freyheit hindert,
die das creütz schewet, also sich wider die gotlosen zu legen und den
weichlingen etwas ernstlich begegnen. Wie offt geschicht auch, das wir
des volcks schwacheit fürwenden, da wir worlich auß eigner schwacheit
10 hinder sich ziehen? Uffrürisch und mit rumor sol nichs gehandelt
werden, darum wer on vorgande, fleissige predig, ee dann die erwölten
drein bewilligten, etwas stürmen wolte, den wurden wir nit alß unser
ein erkennen, wie auch nit die, so nit auff glaub und lieb zum fürnemb-
sten irer predig richten. Herwider könnenh wir die auch nit loben, die
15 der eüsserlichen ding so gar nichts achten, das sye nit allein abgötzen
und cerimonien, die sye sehen, sye seien dann gar blindt, vilen einfeltigen
nit nichs sonder hoch schedlich sein, nichts schewen, sonder dörffen
auch bracht der kleider, feyge mutwillige zechen und offt gröbers lassen
allgemach hin schleichen. Der herr gebe, das sein wort | allenthalb P 4 a
20 lauter geprediget werde, wölchs dann mechtig genug ist, alles von im
nit auffkomen und deßhalb nit gut, on rumor heylsamer weyß abzu-
treiben und niemandt etwas sich gebrauche, wie frey es immer in im
selb sein mag, es sey dann auch besserlich, dann wir je andern und nit
uns selb leben sollen, auch das wir die durch ein geist gefiert werden
25 sollen in allen sachen, als wol eüsserlichen als innerlichen eins sins,
munds und brauchs seien nach dem wort gottes. So würt Christliche
freyheit nit verletzet, kein menschensatzung auffgericht, sonder dem
götlichen gesatz noch gelebt, gott zu lob und unserm nechsten zu
seliger besserung, das geb got. Amen.
30 Inhalt diß büchlin ist unser214, die wir im dienst und befelch seind,
das Evangelion hie zu Straßburg offentlich zu predigen, gemeiner
glaub, die wir laut aller götlichen schrifft alle unsere predig dahin
richten, das glaub zu gott und lieb zum nechsten, wölche dann wore
zucht und bestendige gedult geperen, bey unsern zuhörern all zeit ge-
35 pflantzet, gemeret und gestercket werde und sich jederman der eüsser-
lichen cerimonien, als nachtmals des herren, tauff und anders zu für-
derung, glaub und lieb, wie in disem büchlin beschriben, gebrauche.
Und darumb was von solichen und andern, dem so hierin beschriben,
g) genach AB. - h) komen AB.
213. Stein des Anstoßes.
214. Beglaubigung durch die Straßburger Prediger.
277
Dann freylich, wo soliche als nichs erkant wurden, seytenmal sye vil
geschadet haben und noch heütigs tags vilen schwachen strauchstein213
seind, wurde man sich mitt nichs nit lang bekümern, ja man wurde
solche erkantnüß mit der that wöllen bewysen andern zur sterckung.
5 Mancher meint auch, er fare mit solchen dingen gemachg® umb
Christlicher freyheit willen, so warlich die fleyschlich freyheit hindert,
die das creütz schewet, also sich wider die gotlosen zu legen und den
weichlingen etwas ernstlich begegnen. Wie offt geschicht auch, das wir
des volcks schwacheit fürwenden, da wir worlich auß eigner schwacheit
10 hinder sich ziehen? Uffrürisch und mit rumor sol nichs gehandelt
werden, darum wer on vorgande, fleissige predig, ee dann die erwölten
drein bewilligten, etwas stürmen wolte, den wurden wir nit alß unser
ein erkennen, wie auch nit die, so nit auff glaub und lieb zum fürnemb-
sten irer predig richten. Herwider könnenh wir die auch nit loben, die
15 der eüsserlichen ding so gar nichts achten, das sye nit allein abgötzen
und cerimonien, die sye sehen, sye seien dann gar blindt, vilen einfeltigen
nit nichs sonder hoch schedlich sein, nichts schewen, sonder dörffen
auch bracht der kleider, feyge mutwillige zechen und offt gröbers lassen
allgemach hin schleichen. Der herr gebe, das sein wort | allenthalb P 4 a
20 lauter geprediget werde, wölchs dann mechtig genug ist, alles von im
nit auffkomen und deßhalb nit gut, on rumor heylsamer weyß abzu-
treiben und niemandt etwas sich gebrauche, wie frey es immer in im
selb sein mag, es sey dann auch besserlich, dann wir je andern und nit
uns selb leben sollen, auch das wir die durch ein geist gefiert werden
25 sollen in allen sachen, als wol eüsserlichen als innerlichen eins sins,
munds und brauchs seien nach dem wort gottes. So würt Christliche
freyheit nit verletzet, kein menschensatzung auffgericht, sonder dem
götlichen gesatz noch gelebt, gott zu lob und unserm nechsten zu
seliger besserung, das geb got. Amen.
30 Inhalt diß büchlin ist unser214, die wir im dienst und befelch seind,
das Evangelion hie zu Straßburg offentlich zu predigen, gemeiner
glaub, die wir laut aller götlichen schrifft alle unsere predig dahin
richten, das glaub zu gott und lieb zum nechsten, wölche dann wore
zucht und bestendige gedult geperen, bey unsern zuhörern all zeit ge-
35 pflantzet, gemeret und gestercket werde und sich jederman der eüsser-
lichen cerimonien, als nachtmals des herren, tauff und anders zu für-
derung, glaub und lieb, wie in disem büchlin beschriben, gebrauche.
Und darumb was von solichen und andern, dem so hierin beschriben,
g) genach AB. - h) komen AB.
213. Stein des Anstoßes.
214. Beglaubigung durch die Straßburger Prediger.